Sommerferien, Urlaubszeit und mal raus aus dem Alltag! Hoffentlich können oder konnten Sie das mal wieder ungetrübt genießen! Ich bin mir ziemlich sicher: zuvor versorgten Sie die Bienenvölker noch mit einer Behandlung gegen die Varroa und mit einer Portion Winterfutter? Doch wie steht es in 2 – 3 Wochen am Ausgang des Sommers mit den Varroamilben in Ihren Völkern?
Folgende Themen finden Sie heute in meinem Rundbrief:
1. Varroa I: Jetzt die Völker gegen Varroa behandeln
2. Varroa II: Diagnose – Behandlung – Einfütterung – Diagnose und dann?
3. Was ist hier schiefgelaufen?
4. Das Jahr ohne Honig – nicht alles ist käuflich!
Herzlichen Gruß!
1. Jetzt die Völker gegen Varroa behandeln!
Je nachdem, wo Sie imkern gab es bis nach der ersten Augustwoche noch nicht so viele Gelegenheiten, um die Völker gut mit der 60-prozentigen Ameisensäure (AS) in einem Langzeit-Verdunster zu behandeln. Spätestens jetzt sollten Sie bei Ihren Wirtschaftsvölkern eine Varroa-Bekämpfung durchführen. Ein paar warme und trockene Tage und ca. 200 ml AS im Nassenheider-Verdunster reichen zunächst für einen guten Behandlungserfolg.
2. Diagnose – Behandlung – Einfütterung – Diagnose und dann?
In Kürze können Sie erfahren, ob gesunde Winterbienen erbrütet werden. Wer es genau wissen will (und das sollten Sie!) legt nach dem Einfüttern und frühestens zwölf Tage nach dem Ende der vorangegangenen AS-Behandlung, ein weiteres Mal für drei Tage den Bodenschieber mit Ölwindel ein und ermittelt die gefallenen Milben pro Tag. Selbst wenn eine erste Behandlung bei guten Bedingungen durchgeführt werden konnte, ist Anfang September bei einzelnen Völkern mit Milben über der Schadschwelle zu rechnen. Dass diese Grenze nicht eine starre Größe ist, verdeutlicht die Grafik von Dr. Pia Aumeier sehr gut. Unterschiede zwischen Jungvölkern und Wirtschaftsvölkern sind ebenfalls zu beachten. Ob Sie diese Völker dann noch ein weiteres Mal mit der Ameisensäure behandeln wollen oder können, hängt in 3-4 Wochen sehr stark von den Witterungsbedingungen im September ab. Alternativ empfiehlt sich die Behandlung mit einem Oxalsäurepräparat. Unabhängig, ob gesprüht oder geträufelt, wirkt es nicht in die verdeckelte Brut und muss dann u. U. mehrmals mit mehrtägigem Abstand eingesetzt werden. Ziel muss es sein, mit gesunden Bienen in den Winter zu gelangen.
3. Was ist hier schief gelaufen?
Als naturwissenschaftlich geprägter Mensch geht auch ein Berater davon aus, dass es für jedes Phänomen eine Erklärung gibt. Verkrüppelte Flügel sind Folge einer Erkrankung am DWV-Virus als Folge von sehr starkem Varroabefall. Dieses Volk hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit gerettet werden können durch eine komplette Brutentnahme noch im Juli mit entsprechender Behandlung des Fluglings. Jetzt im August sind die Chancen dafür deutlich schlechter.
Im Fall der ertrunkenen Bienen ist allerdings auch der Berater etwas ratlos. Warum sind hier so viele Bienen im Futtereimer zu Tode gekommen? Gängige Erklärungsmuster helfen nicht weiter, denn der Eimer wurde schon zig-fach verwendet und hat nicht „zu glatte Seitenwände“ und das Volk ist auch nicht weisellos oder sonst irgendwie auffällig. Geht Ihnen das auch manchmal so? Gerne können Sie mir davon berichten, denn nicht immer steht „der Fehler hinter dem Kasten“ oder zumindest weiß er oder sie (noch) nichts davon…
4. Freuen Sie sich auf das nächste Jahr!
Das Jahr ohne Honig“ ist nicht nur bitter für die Imkerseele. Ich finde es auch schade, so viele Menschen enttäuschen zu müssen, denn dieses Jahr haben wir, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit Honig im Angebot. Im globalen Zeitalter zwar ungewohnt, doch damit zeigt sich ja nur, dass eben nicht alles und jederzeit zur Verfügung steht – Honig aus der Region jedenfalls nicht. Vielleicht ein Anlass auch mal wieder über den Wert unseres Naturproduktes nachzudenken und das bisher Selbstverständliche für uns selbst neu schätzen zu lernen. Und diese Wertschätzung darf im kommenden Jahr ruhig (auch bei volleren Honigtöpfen) in einem angemessenen Verkaufspreis zum Ausdruck gebracht werden!
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