Geothermie in Baden-Württemberg

Erdwärme steht unabhängig von Tageszeit und Wetter ganzjährig zur Verfügung und kann auf unterschiedliche Art und Weise sowie aus verschiedenen Tiefen gewonnen werden. Grundsätzlich lassen sich bei der Gewinnung der geothermischen Energie zwei Bereiche unterscheiden – die oberflächennahe und die tiefe Geothermie.

Foto zeigt im Vordergrund Metallrohre, im Hintergrund ein Bohrgerät RGtimeline - stock.adobe.com

Oberflächennahe Geothermie

Grundsätzlich wird zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie unterschieden (tiefe Geothermie siehe unten). Bei der oberflächennahen Geothermie wird die geo­­thermische Energie der obersten 400 Meter des Unter­grunds genutzt. Die wohl bekannteste Technologie ist die Nutzung mittels Erdwärmesonden (EWS). Je nach standort­spezi­fischen Gegeben­heiten (Geologie / Hydro­geologie) und individuellen Planungs­­vorhaben stehen weitere Techniken wie Erdwärmekollektoren, Energiepfähle und Grund­wasser­­wärme­­nutzung mittels Brunnen (flache Systeme) zur Verfügung.

Bild zeigt ein Bohrgerät, daneben ein Bohrloch, aus dem mehrere Erdwärmesonden-Stränge herausragen photo 5000 – stock.adobe.com
Beispiel einer klassischen Erdwärmesondenbohrung mit vier Sondenrohren (Doppel-U-Sonde) und Verpressschlauch

ISONG

Im Hinblick auf die Errichtung von EWS-Anlagen stellt das LGRB ein kostenfreies Informations­portal zur Verfügung – das Informations­system Oberflächen­nahe Geothermie für Baden-Württemberg (ISONG). Basierend auf einem landesweiten geologischen 3D-Modell des Untergrunds liefert ISONG erste wichtige Informationen für die Planung von Erdwärme­sonden bis max. 400 Meter Tiefe. Bauherren, interessierte Bürger aber auch Fachplaner erhalten direkt Informationen für einen konkreten Erdwärme­sonden-Standort. Neben dem zu erwartenden geothermischen Potenzial gibt die Standort­beurteilung Auskunft über Einschränkungen für EWS-Bohrungen sowie über potenzielle Risiken beim Bau einer EWS-Anlage. Ein prognostiziertes Bohrprofil erlaubt einen Einblick in die Gesteinsabfolge am Standort und die Tiefenlage von Grund­wasser­leitern. 

ISONG bildet in Baden-Württemberg gültige Regelungen für die Errichtung von Erdwärmesonden in der Fläche ab. Es ersetzt jedoch nicht die sorgfältige Planung und Ausführung von Einzelvorhaben durch einen Vorhabenträger. Hierzu wird auf die Leitlinien „Qualitätssicherung Erdwärmesonden“ (LQS EWS) des Umweltministeriums hingewiesen. Diese regeln generelle und spezifische, der Geologie angepasste Anforderungen bei der Herstellung von Erdwärmesonden­anlagen.

Karte von Baden-Württemberg aus dem System ISONG, welche die Verteilung von Erdwärmebohrungen durch farbige Punkte anzeigt LGRB
ISONG-Darstellung mit Verteilung der Erdwärme-Sonden in Baden-Württemberg
Balkendiagramm zeigt für die Jahre 2007 bis 2022 die Anzahl der jährlich in Baden-Württemberg erstellten Erdwärmesonden LGRB
Statistische Größen zu in Baden-Württemberg erstellten EWS

Tiefe Geothermie

Foto zeigt ein Luftbild der tiefen Erdwärmebohrung in Graben-Neudorf mit einem Bohrturm, Baugeräten und großen, runden Wasserbecken Lutz Stahl
Luftaufnahme der tiefen Erdwärmebohrung in Graben-Neudorf

Bei der tiefen Geothermie wird der Untergrund in Tiefen von ca. 400 Metern bis zu mehreren Kilometern mit Tief­bohrungen erschlossen. Ähnlich wie bei der oberflächen­nahen Geo­thermie ist bis zu einer Tiefe von ca. 1500 Metern (z. T. auch als mitteltiefe Geothermie bezeichnet) eine Wärmepumpe erforderlich. Bei größeren Tiefen kann die Nutzung der geothermischen Energie aufgrund der höheren Temperaturen in der Regel direkt, d. h. ohne Niveau­­anhebung durch eine Wärmepumpe, genutzt werden. Die Erfolgs­­aussichten von Projekten der tiefen­ Geothermie sind stark von den hydrogeologischen und geo­thermischen Unter­­­grund­­­verhält­nissen am jeweiligen Standort abhängig. In manchen Gebieten Baden-Württem­bergs sind zum Beispiel aufgrund der besonderen geologischen Gegeben­­heiten höhere Potenziale für eine hydrothermale Wärme­nutzung vorhanden als anderswo – hierzu zählt insbesondere der Oberrheingraben sowie das Molassebecken des Alpenvorlands.

Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zur tiefen Geothermie sind auf den Seiten des Regierungspräsidium Freiburg zusammengestellt.

Aufgaben des LGRB

Das LGRB gestattet und überwacht das Niederbringen und Betreiben von Bohrungen, die mehr als 100 Meter in den Boden eindringen (Tiefbohrungen). Daneben berät das LGRB als Fachbehörde die Landesbehörden zu Fragestellungen bezüglich Geothermie. Neben der Fachberatung werden am LGRB geothermische Grundlageninformationen erarbeitet und zur Verfügung gestellt sowie das Informationssystem Oberflächennahe Geothermie (ISONG) betreut. Informationen über das geothermische Potenzial im Oberrheingraben und im Molassebecken können über die Internetportale GeORG und GeoMol abgerufen werden.

Regelwerke

Wichtige Informationen und Leitlinien für eine qualitätsgerechte Nutzung der Erdwärme sind auf der Homepage des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zu finden:

Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden

Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden

Leitfaden zur Nutzung der Erdwärme mit Erdwärmekollektoren

Leitfaden zur Nutzung der Erdwärme mit Grundwasserwärmepumpen