LIFE Natur MooReKa – Moorrevitalisierung Kaltenbronn – Hohlohmoor

Zahlen und Fakten

Projektpartner:
Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat Naturschutz und Landschaftspflege
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt FVA
ForstBW
Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord

Laufzeit: 2024 - 2028

Lage:
Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn, Teilgebiet Hohlohmoor
Natura 2000 - FFH-Gebiet Kaltenbronner Enzhöhe, Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald

Budget:
8,7 Mio € Gesamtsumme


75 % (6,55 Mio €) EU Förderprogramm LIFE Natur
25 % (2,15 Mio €) Land Baden-Württemberg
plus Finanzbeiträge Landkreis Rastatt und Landkreis Calw

Aktueller Stand

  • Juli 2023: Zusage der Förderung für das Projekt "LIFE Natur MooReKa Moorrevitalisierung Kaltenbronn –Hohlohmoor" durch die EU
  • Oktober 2023: Feierlicher Auftakt am Hohlohturm mit 50 Vertreterinnen und Vertretern der Landkreise, Gemeinden und Vereine, mit beiden Ministerien (UM, MLR) und den vier Projektpartnern.
  • Seit Januar 2024: Vorbereitung der Moorrevitalisierung und der Öffentlichkeitsarbeit durch die Projektpartner
  • Herbst 2026: Erste Arbeiten im Gelände

Ziele und Maßnahmen

Ziel des LIFE Natur-Projektes MooReKa ist es, das Ökosystem Hochmoor am Hohlohmoor und Breitlohmiss zu erhalten und zu entwickeln. Die vielen Funktionen von Mooren für Mensch und Tier sollen erhalten bleiben. Die Revitalisierung soll dafür sorgen, dass die Niederschläge länger im Moor verbleiben und die andauernde Entwässerung über ein Netz aus kilometerlangen Entwässerungsgräben gestoppt wird.

Das LIFE Natur-Projekt umfasst eine Maßnahmenfläche von 68 ha. In rund 35 km Entwässerungsgräben werden Grabensperren eingebaut, die das Niederschlagswasser wirkungsvoll zurückhalten. Die größte Anzahl sind kleine und mittlere Grabensperren von 5-9 m Breite und wenige große Grabensperren mit über 30 m Breite.

Kontakt

Projektteam LIFE Natur MooReKa im Referat Naturschutz und Landschaftspflege

Daniel Brandt, Martina Büttner

0721 926-4351
moorschutz-kaltenbronn@rpk.bwl.de

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Dann schicken Sie uns eine E-Mail an das o.g. Postfach.
Das Projektteam meldet sich zeitnah bei Ihnen.

Erklärfilm

Die Moore am Kaltenbronn unterliegen zunehmend ungünstigeren Zustand. Es herrscht sommerlicher Wassermangel!

Dieser ist Folge von zwei Aspekten: Einerseits fehlt im Zuge des Klimawandels im Sommer der Niederschlag und andererseits hat das in historischer Zeit angelegte Drainagesystem eine entwässernde Wirkung.

Das historisch angelegte Drainagesystem hat beispiellose Ausmaße: Mit einer Gesamtlänge von rund 520 Kilometern durchziehen die Entwässerungsstrukturen in systematischer und dichter Anordnung die insgesamt rund 520 ha Moorfläche von Hohlohmoor und Wildseemoor. Angelegt wurde das System im 18. und 19. Jh., um die Moore wirtschaftlich nutzbar zu machen, vor allem für den Waldbau. Mitte des 19. Jh. erkannte man jedoch, dass der forstwirtschaftliche Erfolg trotz großer Anstrengung nur mäßig war, und stellte die Bauarbeiten ein. Die Entwässerungsstrukturen und Gräben aber bestanden fort und entziehen den Mooren noch heute – 250 Jahre später – lebensnotwendiges Wasser.

Moore brauchen Wassers! Die Wasserknappheit bringt wesentliche ökologische Prozesse zum Erliegen. Torfwachstum ist nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt und nur lokal noch möglich. Vielerorts mit dem bloßen Auge erkennbar ist sogar Torfabbau, z.B. an freigelegten Wurzelanläufen von Bäumen. Auf nasse Wuchsbedingungen angewiesene Moorpflanzen wie die Torfmoose darben und verschwinden. Weiterhin Moorpfützen (Schlenken) und Moortümpel (Kolke) trocknen aus. Als Zeiger der Trockenheit überziehen zusehends Gehölze die einstmals offenen Moorweiten. Im Wildseemoor sind nur noch rund 6 %, im Hohlohmoor nur noch rund 3,5 % der ursprünglichen Fläche mehr oder minder offen. Dichtes und hochwüchsiges Kiefern-Krummholzgebüsch erstreckt sich mittlerweile bis in die Zentren der Moore hinein. In den wenigen noch erhaltenen Freiflächen dazwischen macht sich mehr und mehr das ebenfalls von Trockenheit geförderte Heidekraut breit.

Der LIFE Natur-Antrag wurde von vier Projektpartnern gestellt:

  • dem Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 56 (RPK; Antragsteller),
  • der Anstalt des Öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW),
  • der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, vertreten durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), und
  • dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord (NP).

Weiter unterstützen die Landkreise Rastatt und Calw den LIFE Natur-Antrag inhaltlich und finanziell. Unterstützung zugesagt haben außerdem, u.a.: beratend die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und ideell die drei Kommunen Bad Wildbad, Gernsbach und Enzklösterle.

Um das komplexe Vorhaben realisieren zu können, werden Finanzmittel in beträchtlicher Höhe benötigt.

Als maßgebliche finanzierende Projektbeteiligte unterstützen zwei Ministerien das Projekt mit Mitteln aus dem Landeshaushalt: das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) sowie das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR), vertreten durch die Abteilung 5 Landesforstverwaltung. Der damit bestehende Finanzsockel wird aufgestockt mit Mitteln aus den Haushalten der beiden Landkreise Calw und Rastatt.

75 % der Finanzierungsmittel wurden bei der EU beantragt.

Ziel der Moorvernässung und damit auch des LIFE Natur-Antrages ist die Entwicklung und Erhaltung zentraler Teile des Hohlohmoors in seiner Funktion als Wasser- und Torf- bzw. Kohlenstoffspeicher (Boden- und Klimaschutz) sowie als Lebensraum für an Nässe angepasste Pflanzen- und Tierarten (Artenschutz) in seinen charakteristischen Lebensräumen (Habitatschutz).

Nur durch ein hohes und möglichst gleichmäßiges Angebot an Wasser können Moore, deren Torfe, Lebensräume und charakteristischen Arten gedeihen und fortbestehen. Geplante Moorvernässung soll dafür sorgen, dass die Niederschläge länger im Moor verbleiben und dort zu einer Förderung der natürlichen Ökosystemfunktionen beitragen kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Projekt eine Reihe begleitender Aktivitäten notwendig sein: eine vertiefende Vernässungsplanung, ein Zulassungsverfahren, eine verfeinerte Zustandserfassung als Grundlage für diese Planung sowie eine spätere Wirkungskontrolle, ein Rück- und ein Ersatzneubau des an den Hohlohsee führenden Bohlenwegs sowie eine begleitende, intensive Öffentlichkeitsarbeit.

Gemeinsam mit dem Flächeneigentümer Forst Baden-Württemberg (Forst BW), der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg und den Fachbehörden der Landratsämter, der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) und der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) entwickelt die Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe ein Konzept zur Renaturierung der Moore am Kaltenbronn. In die Konzeptentwicklung eingebunden waren außerdem die Kommunen, die Landkreise sowie die Verbände und die örtlichen Vereine. Seit 2020 finden dazu regelmäßig Sitzungen des Projektbeirates und der beiden Fach-Arbeitsgruppen statt. Weiter werden bilaterale Gespräche geführt und dabei die Situation der Moore, die Notwendigkeit und Möglichkeiten zur Vernässung besprochen. Die Informationsarbeit umfasst auch die Akteure vor Ort: lokale Vereine, Anwohner und weitere Interessierte.

Mit dem LIFE-Antrag im Oktober 2022 wurde erneut EU-Fördermittel zur notwendigen Moorrevitalisierung und die dazugehörende Öffentlichkeitsarbeit beantragt. Der erste Antrag 2021 wurde seinerzeit nicht gefördert. Die EU bestätigte zwar die Notwendigkeit und Relevanz der Moorvernässung am Kaltenbronn, stufte das erforderliche Gesamtbudget und die 8jährige Laufzeit jedoch als zu hoch ein.  Für den LIFE-Antrag 2022 wurde deshalb die Projektgröße und -dauer verkleinert.  Für den LIFE-Antrag 2022 erteilte die EU im Juli 2023 eine Förderzusage.

Zentrales Vorhaben ist die vorübergehende Rückhaltung und Verteilung von Wasser in die Moorfläche. Wasser ist der wesentliche Faktor für die Erhaltung der Moore, deren Torfe sowie der vorkommenden Lebensraumtypen (LRT) mit ihren charakteristischen Arten im sich verändernden klimatischen Umfeld.

Im LIFE-Projekt sollen innerhalb des Hohlohmoores auf einer Fläche von 68 ha Entwässerungsstrukturen versperrt werden. Um das Wasser entlang von rund 35 km Entwässerungsstrukturen wirkungsvoll zurückzuhalten und im Moor zu verteilen, ist eine sehr große Anzahl von unterschiedlich großen Sperrbauwerken nötig. Die genaue Lage, exakte Größe und konkrete Bauweise wird mit der Genehmigungsplanung bautechnisch detailliert untersucht und geplant.

Die bereits vor Ort bestehenden Angebote der Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit sollen im Rahmen des Projekts erweitert und verstärkt werden. Für Naturinteressierte und Erholungssuchende bleibt die Möglichkeit zum Naturerlebnis weiterhin bestehen. Das Naturerleben – auf dem Bohlensteg und dem winterlichen Loipennetz – bleibt erhalten und soll im Falle des Bohlenwegs durch ergänzende Ausstattungen sogar aufgewertet werden.

Geplante wesentliche Arbeitsschritte

  • Grund- und spätere Vergleichsuntersuchungen zur Wirkungskontrolle der Projektmaßnahmen (Abiotik, Biotik, Besucherverhalten und Wirkung Öffentlichkeitsarbeit);
  • Vertiefung der vorhandenen Vernässungsplanung einschließlich hydrologischer Modellierungen und Einholen der wasserrechtlichen Zulassung beim Landratsamt;
  • Rückbau und Ersatzneubau des Bohlenwegs zum Hohlohsee;
  • Gehölzrückschnitt zum Freimachen der Bauorte für die Errichtung von Sperren;
  • Errichtung der Sperren zur  Rückhaltung und Verteilung von Wasser;
    hierdurch:
    - Anhebung der Moorwassersstände auf ganzjährig oberflächennahe Bereiche,
    - Rückhaltung und (Zwischen-) Speicherung von Wasser,
    - Erzeugung flächenhafter Sickerwasserströme im Torfbildungshorizont,
    - Anhebung  des Seespiegels des Hohlohsees um ca. 40 cm und Vergrößerung dessen Wasserspeichervolumens,
    - Wiederherstellung trockengelegter Moortümpel;
  • Information der Öffentlichkeit über Schilder, Faltblätter, digitale Medien und zahlreiche Exkursionen und Angebote

Die Vernässung und Revitalisierung des Hohlohmoors wird mit Finanzmitteln aus dem Förderprogramm LIFE Natur der EU gefördert. Anfang Oktober 2022 wurde mit einem über 300 Seiten starken Antrag eine Kofinanzierung bei der EU beantragt.

Die EU hat im Juli 2023 mit der Förderzusage für eine Projektsumme von 8,7 Mio € grünes Licht gegeben!

Die EU übernimmt damit 75 % dieser Projektsumme und hat im Juli entsprechend eine Finanzierungszusage über 6,55 Mio € erteilt. Der Restbetrag trägt als Eigenanteil von 2,15 Mio € das Land Baden-Württemberg. Dieser beinhaltet auch Beiträge der Landkreise Rastatt und Calw.

Das Projekt beginnt Anfang 2024 und soll bis 2028 laufen. In den ersten zwei Jahren werden zunächst die vorhandenen Planungen konkretisiert und wasserrechtliche Zulassungen eingeholt. Die ersten Arbeiten im Gelände sollen im Herbst 2024 mit einer kleinräumigen Erprobungsmaßnahme beginnen. Umfangreichere Arbeiten sollen erst ab Herbst 2026 umgesetzt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit startet bereits mit Projektbeginn, u.a. mit der Ausbildung von MoorGuides, die in der weiteren Projektzeit Exkursionen anbieten werden.

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