An verschiedenen Orten im Neckar-Odenwald-Kreis werden in diesen und den kommenden Wochen Gehölzpflegemaßnahmen durchgeführt, die das gewohnte Landschaftsbild verändern können: In Hardheim wurden im Oktober im Rahmen einer ökologischen Trassenpflege Gehölze im Naturschutzgebiet „Wacholderheide Wurmberg und Brücklein“ gerodet. Im Naturschutzgebiet „Dallauer Tal“ in Elztal wird durch derzeit laufende Pflegemaßnahmen eine zugewachsene Wacholderheide wiederhergestellt. In Billigheim, Schefflenz und Elztal werden Heckenpflegemaßnahmen zugunsten des Rebhuhns durchgeführt. Auf Gemarkung Haßmersheim sollen weitere Bereiche des ehemaligen Weinberghangs südlich von Neckarzimmern-Steinbach freigestellt werden. Alle Pflegemaßnahmen dienen dem Biotopverbund und/oder dem Artenschutz.
Ziel der Trassenpflege in Hardheim ist die Wiederherstellung von Kalk-Magerrasen, die durch Aufforstung verloren gegangen sind. Der Nadelwald stellt für lichtliebende Tier- und Pflanzenarten eine Wanderbarriere dar. Durch die Auflichtung werden die Lebensraumbedingungen für diese Arten verbessert. Die Trasse kann wieder zu einem Trittstein im Biotopverbund trockener Standorte und die artenreichen Lebensräume der angrenzenden Schafweiden miteinander vernetzt werden. Die Pflegemaßnahme wird im Auftrag der TransNetBW und in Abstimmung mit dem Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe durchgeführt.
In Elztal-Dallau wurde in den vergangenen Tagen am südwestexponierten Hang der Kehlklinge im Auftrag des Naturschutzreferats eine zugewachsene Wacholderheide freigeschnitten. Durch die Folgepflege in den kommenden Jahren sollen hier wieder typische Pflanzenarten einwandern, die in den Pflegeflächen der angrenzenden Hangbereiche noch vorkommen.
Im Rebhuhnschutzgebiet Schefflenztal werden auf den Gemarkungen Waldmühlbach, Mittelschefflenz, Unterschefflenz und Rittersbach mehrere Hecken rebhuhngerecht gepflegt. Rebhühner und viele andere Arten der Feldflur sind auf eine strukturreiche und zugleich offene Landschaft angewiesen. Überalterte Hecken mit hohen Bäumen bieten wenig Schutz. Im Gegenteil: Sie sind ein gefährlicher Lebensraum! Die Bäume werden von Eierdieben wie Krähen und Elstern als Ansitzwarte genutzt, und auch der Fuchs findet hier leichte Beute. Früher wurden Hecken für die Brennholznutzung häufig bis auf den Boden zurückgeschnitten. Die Gehölze trieben neu aus und wuchsen immer niedrig und dicht. Die Hecken im Projektgebiet sollen deshalb ähnlich der früheren Nutzung abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden. Davon profitiert nicht nur das Rebhuhn, sondern auch Goldammer, Neuntöter, Feldhasen und andere Arten.
In Haßmersheim werden die im letzten Winter begonnenen Gehölzpflegemaßnahmen in den kommenden Wochen fortgesetzt. Ziel ist die Verbesserung des Biotopverbunds zwischen der Burg Hornberg in Neckarzimmern und dem Michaelsberg bei Gundelsheim. Zukünftig sollen an dem ehemaligen Weinberghang wieder Tier- und Pflanzenarten Lebensraum finden, die unter Waldbäumen und in dichten Gehölzbeständen nicht überleben können. Auch die vielen Trockenmauern kommen durch die Maßnahme wieder ans Licht. In den verbleibenden Gehölzflächen und am Waldrand behalten Wild, Kleintiere und Vögel ausreichend Rückzugsraum. Das Projekt wird vom Naturschutzreferat im Regierungspräsidium mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde und des Landschaftserhaltungsverbandes Neckar-Odenwald-Kreis umgesetzt und mit Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds finanziert.
Biotoppflegemaßnahmen wie diese dienen stark spezialisierten Arten. Aufgrund ihrer besonderen Lebensraumansprüche sind diese häufig selten und gefährdet und verdienen besondere Aufmerksamkeit. Ohne naturschutzfachliche Landschaftspflege sind Natur- und Artenschutz inzwischen nicht mehr denkbar.
Hintergrundinfo Landschaftspflege
Die Landschaft, in der wir in Baden-Württemberg leben, ist schon lange keine Naturlandschaft mehr, sondern wurde seit Jahrhunderten intensiv vom Menschen geprägt: Durch Ackerbau, Weide- und Waldwirtschaft entstand eine kleinteilige, reich strukturierte Kulturlandschaft, die Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten wurde. Mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Artenrückgang, der sich in den letzten Jahrzehnten massiv beschleunigt hat. Dabei spielt neben der Nutzungsintensivierung auch die Aufgabe der Bewirtschaftung eine Rolle. Betroffen sind davon vor allem ertragsschwache Standorte: Auf ehemals beackerten, gemähten oder beweideten Flächen an trockenen Hängen oder in feuchten Mulden kommen erst Gestrüpp und Gebüsche auf, nach und nach etablieren sich zunehmend Waldarten, die die Offenlandarten verdrängen. Über Jahrhunderte entstandene Lebensräume und ihrer Artengemeinschaften gehen so verloren.