Im Modellprojekt zur Umsetzung des Biotopverbunds im Landkreis Calw hat der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Calw im Herbst die ersten Landschaftspflegemaßnahmen umgesetzt (Pressemitteilung vom 26.10). Neben konkreten Arbeiten in der Landschaft sollen im Modellprojekt auch Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen über den Biotopverbund informiert werden. Ziel des Biotopverbundes ist es, bestehende Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbessern und miteinander zu verbinden. Dies ist die Basis für die biologische Vielfalt und damit auch unserer Lebensgrundlage.
Auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe zum Modellprojekt können Kommunen und Interessierte ab sofort Informationen zum Biotopverbund finden. Des Weiteren gibt es dort konkrete Hinweise und Downloads wie der kommunale Biotopverbund geplant und umgesetzt werden kann.
Zur Unterstützung der Kommunen bei der Umsetzung des Biotopverbunds steht auf der Internetseite ein „Muster-Leistungsverzeichnis“ zum Download bereit. Auf Grundlage dieses Leistungsverzeichnisses können Kommunen Aufträge an Planungsbüros vergeben um ihre kommunalen Biotopverbundpläne zu erstellen. Das Land stellt den Kommunen dafür erhöhte finanzielle Fördermittel von bis zu 90% zur Verfügung. Das Muster-Leistungsverzeichnis wurde vom Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe (RPK) in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium und der Landesanstalt für Umwelt veröffentlicht.
Im Modellprojekt Biotopverbund im Landkreis Calw hat die erste Kommune bereits mit den Arbeiten begonnen. Die Stadt Calw wird, in Abstimmung mit der Biotopverbund-Botschafterin des LEV Calw, das Muster-Leistungsverzeichnis nutzen, um den kommunalen Biotopverbund auf den Weg zu bringen. Calw ist außerdem seit Anfang 2020 Mitglied im Verein „Kommunen für Biologische Vielfalt e.V.“ und stellt das kommende Jahr 2021 somit unter das Motto „Biotopverbund“. Die Naturschutzverwaltung hofft, dass viele Kommunen diesem Beispiel folgen und mit den neu zu erstellenden Biotopverbundplänen auch anschließend konkrete Maßnahmenumsetzungen in der Landschaft einhergehen. Denn durch natur- und artenschutzfachlich angepasste Landschaftspflege entsteht ein funktionaler Biotopverbund, von dem die heimische Tier- und Pflanzenwelt profitiert.
Im Modellprojekt arbeiten das RPK und der LEV Calw eng zusammen. Ziel ist eine allgemein übertragbare Methode zur Identifizierung und Priorisierung von Maßnahmenflächen zu entwickeln. Auf Basis des „Fachplans Landesweiter Biotopverbund“ werden Biotopverbundflächen aufgewertet, vergrößert oder neu geschaffen. Im Projekt konnten bereits einige Maßnahmen umgesetzt sowie in den Kommunen und bei lokalen Akteuren für den Biotopverbund geworben werden.
Das Land Baden-Württemberg hat das Ziel bis zum Jahr 2030 einen funktionalen Biotopverbund auf 15% des Offenlands der Landesfläche auszubauen. Zur Bewältigung dieser Aufgabe wurden bei den Landschaftserhaltungsverbänden Biotopverbund-Botschafterinnen und Botschafter eingestellt. Diese beraten die Kommunen sowohl bei der Ausschreibung und Erstellung von Biotopverbundplänen als auch bei Fragen der finanziellen Förderung nach Landschaftspflegerichtlinie (LPR) und bei der Umsetzung von konkreten Biotopverbund-Maßnahmen.
Hintergrundinformationen
1. „Biotopverbund-Botschafterinnen und Biotopverbund-Botschafter“ der Landschaftserhaltungsverbände
Das im Juli 2020 in Kraft getretene Biodiversitätsstärkungsgesetz hat das Ziel den Biotopverbund in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 auf einen Flächenanteil von 15 % im Offenland auszubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Gemeinden verpflichtet Biotopverbundpläne zu konzipieren oder ihre Landschaftspläne auf Basis des Fachplans Landesweiter Biotopverbund fortzuschreiben. Zur Unterstützung dieser Aufgabe hat das Land Baden-Württemberg die Landschafts-erhaltungsverbände mit je einer zusätzlichen Stelle personell verstärkt.
Die Biotopverbund-Botschafterinnen und Biotopverbund-Botschafter der jeweiligen Landkreise können von allen Städten und Gemeinden, ob Mitglied im LEV oder nicht, in Fragen Biotopverbund angesprochen werden.
2. Fachplan Landesweiter Biotopverbund
Um die Verbindung von Biotopen und den Austausch zwischen Arten in unseren stark zersiedelten und zerschnittenen Landschaften zu gewährleisten, hat das Land Baden-Württemberg den Fachplan Landesweiter Biotopverbund erarbeitet. Die Flächen des Fachplans können im Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) unter Natur und Landschaft - Biotopverbund angeschaut werden und der Bericht steht kostenfrei als Download zur Verfügung
Ziel bei der Erarbeitung des Fachplans war eine landesweite Planungsgrundlage für den Biotopverbund des Offenlandes auf Basis vorhandener Fachbeiträge und digitaler Datengrundlagen zu schaffen. Es wurde eine Untergliederung in Offenland-Lebensraumtypen trockener, mittlerer und feuchter Standorte vorgenommen, denen verschiedene Arten zugeordnet werden können. Kernflächen und Kernräume (unter anderem Naturschutzgebiete und geschützte Biotope) stellen das Grundgerüst eines Biotopverbunds im Offenland dar. Geeignete Flächen und Maßnahmen, zum Beispiel als Trittsteinelemente zwischen den Kernflächen, können in den Suchraumkulissen identifiziert und umgesetzt werden.
3. Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt
Das Land Baden-Württemberg verpflichtet sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage. Deshalb hat die Landesregierung Ende 2017 das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt. Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken damit ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt.
Im ersten Durchlauf standen 13,5 Mio. Euro zur Verfügung, die in Maßnahmen im Natur- und Artenschutz sowie in erhöhter Förderung, Forschung und im Monitoring eingesetzt wurden. Das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe ist im Rahmen des Sonderprogramms zusätzlich zum Modellprojekt Biotopverbund Calw an der Vergabe von verschiedenen Fachgutachten zu den Themen Lichtverschmutzung in Naturschutzgebieten, Archewiesen zur autochthonen Saatgutgewinnung, Pestizidreduktion auf landwirtschaftlichen Flächen und Qualitätssicherung in Naturschutzgebieten beteiligt.