Das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet „Pfinzgau Ost“ (FFH-Gebiet 7017-341) ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Ziel dieses Netzwerkes ist es, das europäische Naturerbe zu schützen und die natürliche Lebensgrundlage zu erhalten. Im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe wird für dieses Gebiet ein Managementplan erstellt. Der Plan liegt nun im Entwurf vor und kann vom 20. August bis 17. September 2020 im Internet eingesehen werden. Von einer öffentlichen Auslegung muss aus aktuellem Anlass im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie abgesehen werden.
Im Managementplan werden Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten von europäischer Bedeutung erfasst. Für jeden dieser Lebensräume, jede FFH-Art und jede Vogelart im Gebiet wurden Ziele formuliert und Maßnahmen zur Erhaltung vorgeschlagen. Sie dienen dazu, die besonderen Wiesen und Wälder in ihrer Größe und Qualität zu erhalten sowie die Entwicklung der Tierarten zu unterstützen. Die Darstellung der gesammelten Informationen erfolgt in einem Textteil sowie auf 21 flächengenauen Karten.
Im Mai und Juni 2020 wurde der Entwurf des Managementplans in einem Gremium aus Interessensvertretern der Gemeinden, Verbände und Behörden digital vorgestellt und diskutiert. Nun kann der Entwurf vom 20. August bis 17. September im Internet unter https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/map-aktuelle-auslegung eingesehen werden.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Kommunen und Interessenvertreter können Vorschläge oder Anregungen einbringen. Die Stellungnahmen können unter Angabe des Namens und Anschrift des Absenders bis spätestens 1. Oktober 2020 unter dem Betreff „7017-341 Managementplan“ an das Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 56 Naturschutz und Landschaftspflege, 76247 Karlsruhe oder per E-Mail an: Natura2000@rpk.bwl.de gesendet werden. Später eingehende Stellungnahmen können leider nicht berücksichtigt werden. Aus der Stellungnahme sollte hervorgehen, auf welche Flächen im FFH-Gebiet sich bezogen wird. Hilfreich ist hier die Angabe der Flurstücknummer sowie des Gemeinde- und Gemarkungsnamens oder eine Markierung der angesprochenen Fläche auf einem Kartenausschnitt.
Hintergrundinformationen zum Natura 2000-Gebiet „Pfinzgau Ost“
Das 1.771 Hektar große FFH-Gebiet erstreckt sich über den Stadtkreis Pforzheim und über den Landkreis Enzkreis. Es deckt einen vielfältigen Kulturlandschaftsausschnitt des südlichen Kraichgaus ab und stellt sich als Mosaik aus Wäldern, Wiesen und Magerrasen, Extensivweiden und Ackerflächen, alten Streuobstbeständen, Bachtälern und Niederungen mit Auenwäldern, Röhrichten und Rieden sowie Feuchtgrünland dar. Teichwirtschaft und ein Steinbruch sind Beispiele für Sondernutzungen im Gebiet, die die Lebensraumvielfalt zusätzlich erhöhen.
Im Offenland prägen insbesondere artenreiche Wiesen und orchideenreiche Magerrasen das Landschaftsbild. Von besonderer Bedeutung sind die Vorkommen einiger seltener und gefährdeter Orchideenarten, zum Beispiel Pyramiden-Hundswurz, Bocks-Riemenzunge und Hummel-Ragwurz. Außerdem findet man auf den artenreichen Wiesen eine Vielzahl an Schmetterlingsarten. Hier sind besonders die beiden seltenen Arten Heller und Dunkler Wiesenknopfameisenbläuling zu nennen.
Etwa zwei Drittel des Gebiets besteht aus Wald. Hier findet man überwiegend Waldmeister-Buchenwälder. Eine Besonderheit bilden die kleinflächig ausgeprägten Orchideen-Buchenwälder. Von großer Bedeutung sind die weitläufigen Laubwälder insbesondere als Jagdgebiet für die beiden seltenen Fledermausarten Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus sowie als Lebensstätte für den streng geschützten Heldbock und den besonders geschützten Hirschkäfer. Beim Heldbock handelt es sich innerhalb von Baden-Württemberg um das derzeit östlichste bekannte Vorkommen dieser Käferart.
Informationen zum Gebiet „Pfinzgau Ost“ finden sich auch auf der Projektseite auf der Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe unter Pfinzgau-Ost.
Weitere Informationen zu Natura 2000 sind auf den Homepages des Regierungspräsidiums Karlsruhe unter www.rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt5/Ref56/Natura2000 und der Landesanstalt für Umwelt unter https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/europaeische-naturschutzrichtlinien zur Verfügung gestellt.
Orchideenreicher Kalkmagerrasen im Naturschutzgebiet Ersinger Springenhalde, Bildautor: Andreas Zapp