Das Vorerntemonitoring (VEM) hat auch im Jahr 2018 seine Wirksamkeit für den vorsorgenden Verbraucherschutz bewiesen. Es ist weiterhin zentraler Ansatz für das vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) finanzierte Projekt zum Umgang mit PFC-belasteten Flächen.
Anfang des Jahres waren die Ergebnisse aus dem VEM 2018, weitere Flächenuntersuchungen, die Neubewertung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde hinsichtlich langkettiger PFC-Verbindungen und das VEM 2019 zentrale Themen der turnusmäßigen Besprechung der PFC-Projektgruppe im Regierungspräsidium Karlsruhe. Zu dieser Besprechung konnte Abteilungspräsident Dr. Ulrich Roßwag auch Vertreter des MLR begrüßen.In der PFC-Projektgruppe arbeiten die beteiligten Unteren Landwirtschafts- sowie Lebensmittelüberwachungsbehörden, das Regierungspräsidium, das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg sowie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Karlsruhe Augustenberg (LTZ) zusammen.
Das Jahr 2018 war durch extreme Trockenheit und hohe Temperaturen geprägt. Daher galt es, die Frage zu klären, ob die Pflanzen auch in einem Jahr mit einem solch extremen Witterungsverlauf, PFC wie in anderen Jahren aufnehmen. Die Ergebnisse zeigten in einzelnen Kulturen ein deutlich geändertes Aufnahmeverhalten. So war etwa der Anteil auffälliger Weizenproben höher als erwartet. Aufgrund dieses Ergebnisses wurden die Anbauempfehlungen an die Landwirte präzisiert. Alle anderen beprobten Kulturen wiesen nur einen kleinen Anteil mit geringen PFC-Gehalten auf und bestätigten die bisherigen Erkenntnisse.
Dr. Roßwag betonte, wie wichtig die Rückschau auf die Ergebnisse des VEM und der amtlichen Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung ist, um zusammen mit den Erkenntnissen aus den vom LTZ durchgeführten Versuchen weitere Anpassungsstrategien und Empfehlungen zu entwickeln, damit sich die Landwirte auf die neue Saison vorbereiten können. „Wir müssen uns dabei immer wieder auf neue Gegebenheiten, besonders hinsichtlich der witterungsbedingten Auswirkungen und rechtlichen Vorgaben einstellen“, so Dr. Roßwag.
Neubewertung durch die EFSA
Im Dezember 2018 hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) eine Neubewertung zu gesundheitlichen Risiken durch die beiden langkettigen PFC-Verbindungen PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) und PFOA (Perfluoroctansäure) in Lebensmitteln veröffentlicht. Die bisherige tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (tolerable daily intake TDI) wurde durch eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (tolerable weekly intake TWI) ersetzt und abgesenkt. Die Absenkungen können dazu führen, dass betroffene Erzeugnisse nicht mehr in den Verkehr gebracht werden dürfen. Die beiden langkettigen PFC-Verbindungen kommen vor allem in tierischen Innereien und Fischen aus mit PFC-belasteten Seen vor.
Für den Umgang mit der PFC-Problematik ist es für die betroffenen Landwirte umso entscheidender, dass im Rahmen des Projektes einzelbetriebliche Konzepte entwickelt werden, um ihnen das Management der mit PFC-belasteten landwirtschaftlichen Flächen möglichst selbstständig und effizient zu ermöglichen. Diese Vorgehensweise lässt letztendlich auch den Umgang mit neuen Belastungsflächen zu.
Untersuchung weiterer Verdachtsflächen
Zum Ende des Jahres 2018 wurden weitere Verdachtsflächen untersucht, wobei im Landkreis Rastatt 77 Hektar und im Stadtkreis Baden-Baden 53 Hektar neu als belastet eingestuft werden mussten. Aktuell sind im Raum Rastatt/Baden-Baden somit 775 Hektar an belasteten Böden zu verzeichnen. In Mannheim gelten 237 Hektar als belastet. Auch die neu bekanntgewordenen Flächen werden in das VEM aufgenommen und nach bewährtem Schema untersucht.
Zukünftig werden die Untersuchungen im Rahmen des VEM generell verstärkt auch auf Flächen mit empfindlichen Kulturarten ausgedehnt. Dieses Verfahren wurde bereits in den zurückliegenden Jahren auf Flächen, von denen noch keine Bodenproben genommen wurden oder von denen die Untersuchungsergebnisse noch nicht vorlagen, angewendet. Dieses „Screening“ soll im Jahr 2019 erweitert werden.
In Anbetracht der Erkenntnis, dass die PFC-Problematik in den betroffenen Regionen noch für längere Zeit bestehen bleiben wird, und dass damit komplexe Fragestellungen verbunden sind, wie etwa die Auswirkungen der PFC auf die Umwelt oder ihr Übergang in Lebensmittel in Abhängigkeit verschiedener Umweltfaktoren, werden notwendige Schritte für die nächsten Jahre geprüft und stetig anhand der aktuellen Erkenntnisse weiterentwickelt. Das individuelle Bewirtschaftung- und Minimierungskonzept (BeMiKo) wird hierbei weiterhin einen wesentlichen Beitrag liefern, damit die landwirtschaftlichen Betriebe diese Problematik bewältigen und weiterhin unbelastete landwirtschaftliche Produkte erzeugen können. Hierzu benötigen die Betriebe jedoch zumindest in der Anfangsphase eine enge Betreuung und Anleitung durch die Landwirtschaftsbehörden, um durch gezielte Anbaukonzepte das Risiko, PFC-belastete Lebensmittel zu erzeugen, so gering wie möglich zu halten. Daneben wird auch weiterhin ein angepasstes VEM erforderlich sein, um ergänzt durch die Lebensmittelüberwachung auch künftig die Verbrauchersicherheit der erzeugten Produkte zu gewährleisten.
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