Unter dem Motto "Die Zukunft gehört Dir!" konnten Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse am 3. April 2025 an den bundesweiten Aktionstagen Girls‘ und Boys‘ Day teilnehmen und dabei Berufsbilder kennenlernen, die sie sonst eher nicht in Betracht ziehen. Das Regierungspräsidium Karlsruhe beteiligte sich auch in diesem Jahr mit zwei Angeboten am Girls’ Day und mit vier Angeboten am Boys‘ Day.
Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder begrüßte die Teilnehmenden, 9 Schülerinnen und 27 Schüler im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, am Vormittag im Regierungspräsidium. „Beim Stichwort „Verwaltung“ denken viele an das Klischee vom eintönigen Bürojob, bei dem man nur tackert und stempelt. Aber das Gegenteil ist der Fall: Bei uns im Regierungspräsidium sind ganz unterschiedliche und spannende Berufsfelder unter einem Dach versammelt und viele unserer Mitarbeitenden sind regelmäßig draußen vor Ort unterwegs“, so die Regierungspräsidentin.
Nach der Einführung ging es deshalb auch für die Schülerinnen und Schüler direkt mit den verschiedenen Programmen weiter, zwischen denen sie vorher wählen konnten: Eine Teilnehmergruppe des Boys´ Day besuchte die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Karlsruhe und konnte hinter den Kulissen erleben, welche Verfahrensschritte und Aufgaben das Regierungspräsidium dort wahrnimmt. Währenddessen lernte die zweite Gruppe die Tätigkeit eines Apothekers in der öffentlichen Verwaltung und dessen Beitrag zur Sicherheit von Medizinprodukten und Arzneimitteln aus der Nähe kennen. Im Rahmen von zwei weiteren Programmpunkten erhielten die Teilnehmer einen Einblick in das Personalreferat des Regierungspräsidiums sowie in die vielfältigen Aufgaben im gehobenen Verwaltungsdienst, die man mit dem Studium „Public Management“ übernehmen kann.
Auch die Girls‘ Day-Teilnehmerinnen konnten sich von den Aufgaben des Regierungspräsidiums vor Ort ein Bild machen: Eine Gruppe durfte eine Bauingenieurin aus der Straßenbauverwaltung durch ihren Berufsalltag begleiten und dabei eine Großbaustelle im Regierungsbezirk besichtigen.
Programm „Ich werde Chefin“
Im Rahmen des Programms „Ich werde Chefin“ hatten drei Mädchen die Möglichkeit, einen Arbeitstag der Regierungspräsidentin mitzuerleben. Bei der offiziellen Infoveranstaltung für neue Mitarbeitende erhielten die Teilnehmerinnen einen guten Überblick über Aufbau und Aufgaben des Regierungspräsidiums und lernten die neuesten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen persönlich kennen. Im Anschluss nahmen sie an einem Arbeitsgespräch der Regierungspräsidentin mit der Landtagsabgeordneten Christiane Staab MdL teil und konnten bei einem gemeinsamen Mittagessen auch ihre persönlichen Fragen zu den Aufgaben und dem Werdegang der beiden Frauen stellen. Zum Abschluss stand am Nachmittag ein Pressetermin im Karlsruher Zoo auf dem Programm.
Pressetermin zu Artenschutzprojekten im Zoo Karlsruhe
Seit 2019 arbeitet die Höhere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Karlsruhe im Rahmen des Artenschutzprogramms Baden-Württemberg mit dem Zoo Karlsruhe zusammen.
„Das Regierungspräsidium koordiniert und ergreift Maßnahmen zum Schutz von Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Insbesondere ermitteln wir Gefährdungsursachen und verbessern die Lebensräume der Tiere vor Ort. Die gemeinsamen Aufzucht- und Auswilderungsprogramme mit dem Zoo sind ein wichtiger Baustein, um die besonders sensiblen Lebensphasen zu überbrücken und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit für gefährdete Arten wie den Großen Brachvogel, den Kiebitz oder den Moorfrosch zu erhöhen“, so Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder.
Der Kiebitz und der Große Brachvogel stehen auf der Roten Liste Baden-Württemberg in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht). Gleiches gilt für den Moorfrosch, der im Regierungsbezirk Karlsruhe eines seiner letzten Vorkommen in Baden-Württemberg hat. Um dem Aussterben vor Ort entgegenzuwirken, gibt es für den Kiebitz und den Großen Brachvogel seit 2020 und für den Moorfrosch seit 2022 eine Kooperation zwischen Regierungspräsidium und Zoo.
Zur Erhöhung des Bruterfolgs beim Großen Brachvogel werden aus ausgewählten Brutgebieten einzelne Eier aus Nestern entnommen und dem Zoo übergeben, der das Ausbrüten und die Aufzucht der Jungtiere übernimmt. Beim Kiebitz, der ein Bodenbrüter ist und gerne auf Feldern seine Eier ablegt, werden gefährdete Nester gesichert und ebenfalls im Zoo ausgebrütet. Vor ihrer Auswilderung werden die Jungvögel beringt und teilweise mit Sendern versehen, um eine Wiedererkennung zu ermöglichen und den Erfolg der Maßnahme kontrollieren zu können.
Ebenso wird Moorfroschlaich, der in der Natur aufgrund der Klimaveränderungen immer häufiger auszutrocknen droht, entnommen und unter kontrollierten Bedingungen im Zoo Karlsruhe zur Metamorphose gebracht. Die Jungfrösche werden noch einige Zeit gefüttert, bis sie etwas gewachsen sind. Dann werden sie in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückgebracht. „Unsere Einrichtung ist im Wandel von einem klassischen Zoo zu einem Artenschutz-Zentrum. Wir freuen uns, neben vielen internationalen auch diese wichtigen Projekte vor Ort unterstützen zu können“, betont Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt.
Insgesamt waren die Teilnehmenden des Girls‘ und Boys‘ Day von der Aufgabenvielfalt und den abwechslungsreichen Tätigkeiten in der Verwaltung beeindruckt. Wichtige Fragen zum Beruf, aber auch zu Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten konnten beantwortet und Begeisterung für die wichtige Funktion des Regierungspräsidiums geweckt werden.
Hintergrund zum Artenschutzprogramm Baden-Württemberg
Vom Aussterben bedrohte und hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten sowie solche Arten, für die unser Bundesland eine besondere Verantwortung trägt, sollen erhalten und ihre Bestände stabilisiert und gefördert werden. Das Artenschutzprogramm Baden-Württemberg, verankert in § 39 NatSchG BW, ist das Instrumentarium zur Umsetzung dieses Zieles. Koordiniert wird das Artenschutzprogramm von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Das Naturschutzreferat im Regierungspräsidium Karlsruhe kümmert sich auf der Fläche gezielt um geeignete Lebensbedingungen. In besonderen Fällen kann dabei auch die Verlagerung von besonders empfindlichen Entwicklungsstadien im Lebenszyklus einer Art in eine geschützte Umgebung notwendig werden, um das Aussterben einer Art zu verhindern - beispielsweise die Entwicklung von jungen Moorfröschen aus Moorfroschlaich oder die besonders sensible Entwicklung vom Ei zum flugfähigen Jungvogel beim Kiebitz und beim Großen Brachvogel. Das Artenschutzprogramm Baden-Württemberg ist von zentraler Bedeutung für die biologische Vielfalt im Land.