Am vergangenen Sonntag, den 7. Juli 2019, trafen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger, um an einer vogelkundlichen Exkursion im Naturschutzgebiet (NSG) „Hörnle und Geißberg“ bei Simmozheim teilzunehmen.
Im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe, wurden in diesem Jahr die aktuell vorkommenden Brutvögel in dem NSG durch den Ornithologen Johannes Baust kartiert. Aus den erhobenen Daten sollen Rückschlüsse auf die derzeitige Nutzung und Landschaftspflege im Gebiet gezogen werden, mit dem Anliegen, die dortigen Brutbestände zu verbessern. Zudem ist es der Diplom Geoökologin und Gebietsbearbeiterin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Jutta Koslowski, wichtig, dass die Bevölkerung vor Ort die Möglichkeit hat, die besonderen Arten im Gebiet besser kennenzlernen und zeigen zu können, welche einzigartige Natur direkt vor der Haustür liegt. Nach dem Motto „Denn nur was man kennt schützt man“. Das „Hörnle“ und der „Geißberg“ sind zwei Erhebungen im Muschelkalk, die den Ort Simmozheim im Nordwesten abschirmen. Geprägt ist das Gebiet durch Magerrasen, Wachholderheiden, Hecken, Gebüsche und Trockenwälder. Diese strukturreiche Landschaft bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Auf das Gebiet können die Simmozheimer stolz sein, denn so kommt beispielsweise in ihrem NSG auch der im Regierungsbezirk seltene Esparsetten-Bläuling vor. Dieser wärmeliebende Schmetterling legt seine Eier an die Unterseite der Blätter seiner namengebenden Raupenfutterpflanze, die derzeit im Gebiet blüht.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Ornithologen begaben sich die Teilnehmer auf einen Spaziergang durch das NSG. Bewusst wurde das Treffen in den Monat Juli gelegt, um eine der Zielarten im Gebiet - den Neuntöter - beobachten zu können, da er zu dieser Zeit am aktivsten ist.
Im Rahmen der Begehung wurde unter anderem auf die ungewöhnliche Eigenschaft des Neuntöters, sein Beutetiere auf Dornen aufzuspießen, die ihm seinen Namen verleiht, hingewiesen. So kann er seine Beute, wie beispielsweise Mäuse, Käfer und Eidechsen leichter verspeisen und dient ihm außerdem als Vorratsdepot. Seinen Namenszusatz „Neun“ verdankt er dem Aberglauben, dass der Vogel neun Tiere aufspießt, bevor er sie verspeist. Heute weiß man, dass die Anzahl der aufgespießten Tiere keine Rolle spielt, das Aufspießen schon. Die charakteristische Räubermaske lässt keine Verwechslung zu, das Weibchen hingegen ist eher unscheinbar und trägt im Gegensatz zu dem männlichen Exemplar keine schwarze Augenbinde. Da der Vogel gerne exponiert sitzt, konnte man ihn bei Exkursion gut beobachten.
Neben dem Neuntöter, den man zur jetzigen Jahreszeit gut bei der Jungenauszucht beobachten kann, konnte man den Gesang der Goldammer hören. Die Melodie der Goldammer wird hierzulande oft als „wie, wie, wie hab ich Dich lieb“ umschrieben. Das Lied der Goldammer ist oft bis in den Spätsommer zu hören. Auch sie profitiert von der abwechslungsreichen Kulturlandschaft im Naturschutzgebiet. Auch die drei Grasmücken-Arten, die Mönchs-, Garten- und Dorngrasmücke brüten im Gebiet. Für die Vogelbrut ist es wichtig, möglichst wenige Störungen zu verursachen, damit die Vögel und auch andere Wildtiere ihre Nachzucht in Ruhe aufziehen können. Ungestörte Rückzugsräume werden in unsere Landschaft immer seltener, da der Freizeitdruck auf die Landschaft immer größer wird. Auch das war Thema während des Rundgangs. Die Natur soll für die Bevölkerung erlebbar sein, aber es wird darum gebeten, das Wegegebot einzuhalten und Hunde an die Leine zu nehmen.
Um der interessierten Öffentlichkeit die Besonderheiten des Gebietes weiter näher zu bringen, ist für das Frühjahr 2020 ein weiterer naturkundlicher Rundgang geplant. Hiermit soll auch um Verständnis für die Einschränkungen der Nutzung des Gebietes geworben werden.
Pressemitteilung