Pressemitteilung

Bau- und Kunstdenkmalpflege

Seltenes „Panzernest“ der Wehrmacht in Denkmalliste aufgenommen

Das sogenannte Panzernest

Das sogenannte Panzernest

Transport durch das THW

Transport durch das THW

Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat ein sogenanntes „Panzernest“, einen transportfähigen Kleinstbunker der Wehrmacht, in die Denkmalliste aufgenommen und somit unter Schutz gestellt. Es handelt sich dabei um einen stählernen, 3,5 Tonnen schweren Bunker, der ursprünglich mit einem Maschinengewehr ausgestattet war und in provisorische Feldstellungen eingebaut werden konnte. 1944 wurden, soweit bekannt, 13 dieser Panzernester nach Baden geliefert. In der Bundesrepublik Deutschland sind nur wenige Exemplare überliefert. Das jetzt bei Abbrucharbeiten in Bruchsal zufällig geborgene Panzernest ist bislang das einzig bekannte in Baden-Württemberg.

„Denkmale wie das Panzernest sind unbequem, weil sie uns an die dunklen Abschnitte unserer Geschichte erinnern. Umso mehr ist es wichtig, sie für die Nachwelt zu erhalten. Das Kriegsrelikt ist aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal, an dessen Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht. Anhand dieses kleinen Bunkers können die historischen und politischen Entwicklungen in der Endphase des zweiten Weltkrieges der Öffentlichkeit sehr gut vermittelt werden," sagte Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

Aufmerksam wurde das LAD auf den Kleinstbunker durch seinen ehrenamtlich Beauftragten Patrice Wijnands. Er erfasst, dokumentiert und erforscht seit vielen Jahren die Überreste der zwischen 1935 und 1940 gebauten Westbefestigungen, die in der Öffentlichkeit unter dem Begriff „Westwall“ als ein 630 Kilometer langes Befestigungssystem bekannt geworden sind.

Mit tatkräftiger Unterstützung der THW-Ortsverbände Waghäusel, Oberhausen-Rheinhausen und Ludwigsburg konnte das Panzernest an eine sichere Stelle verbracht werden, wo es wissenschaftlich untersucht werden soll. Neben technischen Fragen, zum Beispiel zur Herstellung und zum Waffensystem, ist unter anderem noch unklar, warum sich das mobile Relikt des Feldbefestigungsbaus scheinbar deplatziert, weit vom Rheinufer entfernt, am Rand der Stadt Bruchsal befand. Auch eine mögliche Zugehörigkeit zu einem in der Nähe gelegenen Stützpunkt der „Luftverteidigungszone West“ wird untersucht.

Die Bedeutung der denkmalfachlichen Vermittlung bekräftigt neben Claus Wolf auch Patrice Wijnands nachdrücklich: „Die Botschaft, dass auch Relikte des Zweiten Weltkrieges denkmalwürdig sein können, ist zentral und wichtig für die Aufarbeitung der Geschichte. An solch authentischen Relikten lässt sich der Wahnsinn von Diktatur und Krieg unmittelbar erfahren.“