Pressemitteilung

Landesweite Wanderausstellung „ZWOELF – Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne“ ab 7. Mai 2022 in Mannheim-Rheinau zu sehen

Offizielle Eröffnung am 8. Mai, um 10:00 Uhr in der Pfingstbergkirche

Pfingstbergkirche Mannheim-Rheinau

Die Wanderschau „ZWÖLF – Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne in Baden-Württemberg“, die zwölf virtuose Raumschöpfungen der 1960er und 70er-Jahre aus raffinierten Formen und geschickt eingesetzten Materialien zeigt, musste pandemiebedingt pausieren. Jetzt geht sie mit Station Nummer 11 in Mannheim-Rheinau in die Schlussrunde. In der evangelischen Pfingstbergkirche – erbaut 1962 bis 1963 nach Plänen des Architekten Carlfried Mutschler– zeigt die Schau beispielhafte Vertreter für diese theologische wie architekturgeschichtliche Umbruchzeit im Kirchenbau nach 1945. Sie ist dort von Samstag, 7. Mai, bis Donnerstag, 26. Mai 2022, zu besichtigen. Kirche und Ausstellung sind an Wochenenden samstags und sonntags und an Christi Himmelfahrt von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Aufgrund der noch immer andauernden Corona-Pandemie gelten Abstands-, Masken- und Hygieneempfehlungen, vgl. Gesundheitsministerium Baden-Württemberg. Der Eintritt ist frei.

Offiziell eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 8. Mai 2022, nach dem Gottesdienst um 10:00 Uhr in der Pfingstbergkirche. Im Anschluss wird Dr. Melanie Mertens vom Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart eine Führung durch Kirche und Ausstellung anbieten.  

Am Freitag, 20. Mai 2022, wird in der Versöhnungskirche (Schwabenheimer Straße 25, 68219 Mannheim), ein Werk des Architekten Helmut Striffler und ebenfalls ein beeindruckender Kirchenbau der Nachkriegsmoderne, um 19:00 Uhr der Vortrag „Sollen wir Kirchen wie Kinos bauen?“ stattfinden. Referentin ist ebenfalls Dr. Melanie Mertens vom LAD.

Mit der Ausstellung ZWÖLF will das LAD verbreiteten Vorbehalten begegnen und für Bauwerke von erstaunlicher Qualität und Vielfalt werben: „Die Besucherinnen und Besucher erwarten ein opulentes Bouquet aus ZWÖLF beispielhaften Blüten einer reichen architektonischen Flora. Nirgends können die Überlegungen der Erbauer und die realisierten Lösungen besser erfahren werden als vor Ort. Daher dienen ZWÖLF
ausgewählte Sakralbauten nicht nur als Objekte, sondern auch als Orte der Wanderausstellung“, erklärt Projektleiter Dr. Martin Hahn vom LAD die Idee der Sonderschau.

Die mit der evangelischen und katholischen Landeskirche gemeinsam konzipierte und von der Wüstenrot Stiftung und dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg als Oberste Denkmalschutzbehörde unterstützte Wanderausstellung umfasst rund 5.000 Quadratmeter Fläche.

Je eine Kirche stellt sich einen Monat lang mit all ihren Facetten vor. Im Mai ist die Pfingstbergkirche in Mannheim im Original als „Exponat“ zu bestaunen, die anderen elf Kirchen aus Baden-Württemberg zeigen sich in einer mobilen Präsentation. Die Besucherinnen und Besucher begeben sich auf eine Zeitreise in die Epoche der 1960er/1970er-Jahre, als diese Bauten entstanden. Weitere Informationen finden Sie unter www.zwoelf-kirchen.de sowie www.denkmalpflege-bw.de.

Kurzinformation zur evangelischen Pfingstbergkirche in Mannheim-Rheinau:
•    Adresse: Waldblick 30, 68219 Mannheim-Rheinau
•    Architekt: Carlfried Mutschler mit Jürgen Bredow, Mannheim
•    Planung und Bau: 1957 Wettbewerbssieg, 1959 1. Bauabschnitt: Gemeinde- und Pfarrhaus, 1962/63 2. Bauabschnitt: Kirche mit Glockenturm
•    Beteiligte Künstler: Otto Herbert Hajek (Altarstelen, Kruzifix); Carlfried Mutsch-ler (Altartisch, Taufe, Lesepult); A. Bayer (Grafik der Schrifttafel)

Die evangelische Pfingstbergkirche: der Wald vor lauter Bäumen
Gläserne Wände, schnörkellose Formen, unverstellter Blick auf Birkenstämme und lichtes Nadelgehölz – Schweden? Finnland? Als Kennzeichen gotischer Kirchen gilt das „Diaphane“, das Durchscheinende: keine geschlossene Mauer als Raumgrenze, sondern Schichten aus konstruktiven Elementen und einem durchlichteten Hintergrund. Der Mannheimer Bau steigert das Prinzip ins Absolute. Die Raumschale wird vollends durchdrungen: Die Stützen rahmen keine Mauer, sondern die umgebende Natur. Maximale Offenheit war ein Aspekt, der bei anderen Kirchen für viel Widerspruch von liturgischer Seite geführt hatte. Auch in der Pfingstbergkirche besteht die Gefahr, dass manch vorwitziges Eichhörnchen die Aufmerksamkeit vom Gottesdienstgeschehen weglenkt. Doch nicht zuletzt dank ihrer konzentrierenden Qualitäten war und ist sie über jede Kritik erhaben. Mit ihr brachte Carlfried Mutschler skandinavische Klarheit nach Deutschland.

Publikation:
Begleitend zur Ausstellung erschien das Arbeitsheft 38, herausgegeben vom LAD „Gotteszelt und Großskulptur – Kirchenbau der Nachkriegsmoderne in Baden-Württemberg“. Es ist für 30 Euro über den Buchhandel oder direkt beim Jan Thorbecke Verlag zu beziehen.