Pressemitteilung

Strategische Krisenmanagementübung „Murr-Flut“ unter Leitung des Regierungspräsidiums Stuttgart

Regierungspräsidium zieht positives Fazit

Tafel mit Glühbirnen und dem Schriftzug Fazit

Bei der „Murr-Flut-Krisenmanagementübung“ übten 22 Krisenstäbe unterschiedlicher Verwaltungsebenen den Ernstfall. Eine Umfrage des Regierungspräsidiums bei den Beteiligten zeigt: Rund 24 Prozent bewerten den Gesamterfolg der Übung mit sehr gut, rund 52 Prozent mit gut.

Unter dem Thema „Murr-Flut-Krisenmanagementübung – Starkregenereignisse und Hochwasser“ übten insgesamt 22 Krisenstäbe unterschiedlicher Verwaltungsebenen in den Landkreisen Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr sowie auf Ministeriumsebene das Innen- und das Umweltministerium unter Leitung des Regierungspräsidiums Stuttgart (RPS) am 8. Mai 2025 den Ernstfall.

Regierungspräsidentin Susanne Bay erklärte im Nachgang zur Übung: „Die groß angelegte Murr-Flut-Übung mit rund 300 Beteiligten war erfolgreich. Nicht, weil alles perfekt gelaufen ist, sondern weil wir viel gelernt haben. Manches lief rund, anderes noch nicht. Wir werten die Übung nun umfassend aus, damit alle davon lernen können.“

Matthias Bothfeld, im RPS verantwortlich für die Übungsplanung und -steuerung, sagte: „Die Ergebnisse werden wir den Beteiligten zur Verfügung stellen – und somit alles, was gut lief, und wo wir nachsteuern müssen. Außerdem fließen die Erkenntnisse in die Neuausrichtung der Ausbildung von Krisenstäben im ganzen Land ein.“

Ergebnisse aus der Blitzumfrage

Das RPS hat direkt nach der Übung bei den beteiligten rund 300 Personen eine Blitzumfrage zur Übung durchgeführt. Rund 41 Prozent (124 Personen) haben sich an der Umfrage beteiligt. Die Umfrage zeigt somit einen Trend, ist jedoch nicht repräsentativ. „Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Rund 24 Prozent bewerten den Gesamterfolg der Übung mit ‚sehr gut‘, rund 52 Prozent mit ‚gut‘“, sagte Bay.

Für die Übung wurde ein drohendes überregionales Starkregenereignis mit integrierten lokalen Starkregenzellen und einem ausgefeilten Niederschlags- und Abflussszenario zugrunde gelegt. Rund 16 Prozent der Befragten bewerteten das Übungsszenario als ‚sehr gut‘, rund 60 Prozent als gut. Auf die Frage, wie hilfreich die Übung zur Vorbereitung auf ein tatsächliches Hochwasserereignis war, sagten knapp 40 Prozent „sehr gut“ und knapp 46 Prozent „gut“.

Aus Sicht der Übungsleitung beim RPS war der Informationsfluss zwischen Kommunen und Landkreisen sowie zwischen Landkreisen und RPS nicht immer lückenlos. „Darum üben wir: Wir wollen bewusst Lücken und Defizite identifizieren, um sie beheben zu können. Davon können dann alle profitieren. Daher wird eine ausführliche Evaluation erfolgen, damit wir nicht alleine auf eine erste Blitzumfrage setzen“, erläuterte Bothfeld. Die Befragten gaben mit knapp 17 Prozent an, dass die effektive Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungsebenen „ausreichend“ war; für rund 35 Prozent war sie „befriedigend“ und für rund 37 Prozent „gut“.

„Besonders erfreulich war, dass in der Übung die Gefahr für die Menschen in den einzelnen Krisenstäben weitestgehend gut und schnell erkannt wurde“, betonte die Regierungspräsidentin. Daher wären Maßnahmen zur Warnung und Evakuierung durch die Stäbe frühzeitig eingeleitet worden.

„Hinter uns liegt eine intensive, anspruchsvolle und komplexe Übung, bei der der Schutz der Menschen im Mittelpunkt stand. Mein großer Dank gilt allen Übungs-Beteiligten für ihre engagierte Mitwirkung. Auch meinen Kolleginnen und Kollegen hier bei uns im Regierungspräsidium möchte ich danken. Sie haben die Murr-Flut-Übung mit viel Fachverstand und großem Einsatz geplant und durchgeführt“, sagte die Regierungspräsidentin.

Landkreise betonen Bedeutung der Übung

Landrat Richard Sigel (Rems-Murr-Kreis) sagte: „Die Schadensereignisse, die sich in wenigen Tagen am 2./3. Juni im Rems-Murr-Kreis jähren, haben gezeigt, wie wichtig funktionierende Strukturen in der Verwaltung und dem Katastrophenschutz für gutes Risiko- und Krisenmanagement sind. Die Landkreisverwaltung hat das Thema schon seit vielen Jahren zu einem strategischen Dauer-Top-Thema gemacht und in moderne Infrastruktur investiert. Dabei gilt es den Krisenfall und verschiedenste Szenarien regelmäßig und mehrmals pro Jahr zu üben. Wir haben das Live-Szenario im vergangenen Jahr schon erlebt und man kann solche Gefahrenlagen nie genug üben.“

Landrat Dietmar Allgaier (Landkreis Ludwigsburg) sagte: „Der Landkreis Ludwigsburg ist an Pfingsten vergangenes Jahr in einigen Kommunen ebenfalls stark betroffen gewesen vom Hochwasser- und Starkregenereignis. Umso unerlässlicher sind solche Übungen, um im Ernstfall schnell, koordiniert und effektiv handeln zu können. Der Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger hat oberste Priorität – und das gelingt nur, wenn wir gemeinsam trainieren.“

Landrat Marcel Musolf (Landkreis Esslingen) sagte: „Der Verwaltungsstab des Landkreises Esslingen war Mitte März dieses Jahres drei Tage lang auf einer Fortbildungsveranstaltung der ‚Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung‘ (BABZ) in Ahrweiler. Dabei ging es vor allem um neue Methoden und effiziente Arbeitsabläufe, wie ein Verwaltungsstab eine Krise bestmöglich meistern kann. Erste Erkenntnisse daraus konnten wir bei der groß angelegten Krisenmanagementübung des Regierungspräsidiums bereits erfolgreich umsetzen – zum Schutz unserer Einwohnerinnen und Einwohner im Ernstfall. Das gewählte Szenario von Starkregen- und Hochwasserereignissen ist im Landkreis Esslingen mit dem Neckar und seinen Zuflüssen hochaktuell, wie das Hochwasser vergangenes Jahr gezeigt hat.“

Hintergrundinformationen:

Murr-Flut-Übung 2025

Das Regierungspräsidium Stuttgart führte die strategische Krisenmanagementübung am Donnerstag, 8. Mai 2025, im Auftrag des Innenministeriums und des Umweltministeriums sowie in enger Zusammenarbeit mit den beiden Ministerien durch. Übungsbeteiligte waren das Landratsamt Ludwigsburg sowie die Städte und Gemeinden Ludwigsburg, Affalterbach, Benningen am Neckar, Erdmannhausen, Freiberg am Neckar, Murr und Remseck am Neckar. Aus dem Rems-Murr-Kreis nahmen an der Übung das Landratsamt Rems-Murr-Kreis und die Kommunen Backnang, Burgstetten, Kirchberg an der Murr, Leutenbach, Schwaikheim, Waiblingen und Winnenden teil. Im Landkreis Esslingen waren neben dem Landratsamt Esslingen die Städte Esslingen am Neckar und Plochingen beteiligt. Das Innenministerium sowie das Umweltministerium unterstützten die Lagebewältigung mit ihren Verwaltungsstäben.

Externe Übungsteilnehmende waren das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar, der Wasserverband Rems und die ressort- und verwaltungsebenenübergreifende Arbeitsgemeinschaft Kulturerbe. Die jeweiligen Verbindungskommandos der Bundeswehr der mitübenden Behörden sowie das Landespolizeipräsidium und die zuständigen regionalen Polizeipräsidien Ludwigsburg, Aalen und Reutlingen wirkten ebenfalls mit. Der Verwaltungsstab des Innenministeriums wurde zudem durch Fachberatungen des Technischen Hilfswerks (THW) und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) unterstützt. Bei Vorbereitung, Planung und Organisation der Übung wurde das Regierungspräsidium Stuttgart eng vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) begleitet.

Der Übungsleitung – angesiedelt beim Regierungspräsidium Stuttgart – obliegt neben der umfangreichen komplexen Vorbereitung auch die Durchführung der Übung. Unterstützt wurde die Übungsleitung durch bis zu 80 Personen als Übungssteuernde und Beobachtende, die beim RPS und vor Ort an den Übungsorten zusammenkommen. Eine Delegation BBK sowie eine Führungseinheit des THW vervollständigten die Runde der Expertinnen und Experten.

Übungsszenario

Der Schwerpunkt lag darauf, sich in der Phase vor einem möglichen Ereignis vorzubereiten und die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastrukturen zu treffen. Für die Übung wurde ein drohendes Starkregenereignis als zugrundeliegendes Szenario im Bereich von Rems, Murr, Neckar und kleiner Nebengewässer angenommen. Aus dem Szenario-Verlauf ergab sich aufgrund der angenommenen bestehenden Hochwasserlage und der Vorhersagen drohender Starkregenereignisse die Notwendigkeit in einem zeitlich immer enger werdenden Handlungsspielraum strategische Entscheidungen zu treffen.

Übungsziele

Der Fokus lag auf der administrativ-organisatorischen Dimension der Stabsarbeit in den verschiedenen Krisenstäben unter Beteiligung von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern sowie Expertinnen und Experten der betroffenen Behörden vor Ort.

Entsprechend standen auf der Agenda der Übungsziele unter anderem die Erprobung der Zusammenarbeit und die Kommunikationsfähigkeit zwischen den einzelnen Behörden auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen, die Bevölkerungswarnung sowie der Umgang und Einsatz von Hochwassergefahrenkarten. Eigens hierfür wurden realitätsgetreue Wetterwarnungen und Gewässerdaten durch das RPS vorbereitet. Diese wurden den übenden Krisenstäben im Übungsverlauf regelmäßig zur Verfügung gestellt und müssen von diesen analysiert und ausgewertet werden.

Ein besonderes Augenmerk lag außerdem auf dem Einsatz vorhandener Krisenpläne und Warnkonzepte sowie Werkzeuge wie das Flutinformations- und Warnsystem (FLIWAS) und der elektronischen Lagedarstellung Bevölkerungsschutz, mit der alle Verwaltungsebenen im Land Übersicht über die aktuelle Lage der Niederschläge und Gewässer haben.