Pressemitteilung

Gewässernachbarschaftstag Rems/Murr in Backnang

Praxisnahe Fortbildung für Bau- und Betriebshöfe rund um naturgemäße Gewässerentwicklung und -unterhaltung

Bild zeigt die Teilnehmer vom Gewässernachbarschaftstag
Bild zeigt die Teilnehmer an der Fortbildung

Gestern (15. November 2022) fand der diesjährige Gewässernachbarschaftstag Rems/Murr in Backnang in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Gewässer beim Regierungspräsidium Stuttgart und der Stadt Backnang statt. Mit dabei waren etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 20 Bauhöfen oder Ortsbauämtern im Rems-Murr-Kreis, die mit der Gewässerunterhaltung betraut sind. Die Gewässerunterhaltung ist sowohl eine Pflichtaufgabe der Kommunen für Gewässer II. Ordnung als auch des Landes Baden-Württemberg für Gewässer I. Ordnung.

Die Sichtweise auf die Lebensräume Gewässer und Auen hat sich in den letzten Jahren nachhaltig verändert. Statt des naturfernen Ausbaus von Fließgewässern steht heute die naturgemäße Unterhaltung von Gewässern im Mittelpunkt. Die Schulung einer praxisorientierten und fachlich richtigen Gewässerunterhaltung wird besonders durch neue steigende wasserrechtliche und naturschutzrechtliche Anforderungen immer wichtiger. Hier hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass insbesondere der Erfahrungsaustausch zwischen Mitarbeitenden von Land, Städten und Gemeinden, die mit Gewässerunterhaltung betraut sind, und Verantwortlichen bei den Behörden sehr wertvoll und anregend ist. Auf diese Weise können Kenntnisse der naturgemäßen Gewässerunterhaltung einfach und regelmäßig erworben sowie vertieft werden.

Das Thema des diesjährigen Nachbarschaftstages unter Leitung des Regierungspräsidiums Stuttgart war die fachgerechte Gehölzpflege am Gewässer. Neben der Erhaltung eines ausreichenden Abflussquerschnittes für den geordneten Wasserabfluss als Schutz vor einer möglichen Hochwassergefahr muss gleichzeitig eine naturnahe Gewässerbewirtschaftung beachtet werden. „Gehölze sind einerseits Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, denn sie beschatten die Gewässer und stabilisieren die Ufer, andererseits können sie den Abflussquerschnitt verringern oder müssen aus Gründen der Verkehrssicherung entfernt werden“, so Uta Felsen vom Regierungspräsidium Stuttgart, die den Nachbarschaftstag moderierte. Die Teilnehmenden haben Einblicke rund um die Gehölzpflege am Gewässer erhalten. Wie sollten Gehölzstreifen am Gewässer aussehen, welche Gehölzarten kommen am Gewässer vor und was sind die Grundsätze der Gehölzpflege? Diesen Fragen wurde dabei unter anderem auf den Grund gegangen. Weitere Themen wie das Erlensterben, die Bekämpfung von Neophyten oder auch das Thema Öffentlichkeitsarbeit bei größeren Pflegemaßnahmen wurden diskutiert.

Vor allem entlang von Fließgewässern erwarten die mit der Gehölzpflege beauftragten Mitarbeitende der Kommunen schwierige Arbeitsbedingungen. Verwucherte Steilufer, in der Strömung liegende Bäume, brüchige Baumteile und Bäume mit nur einseitiger Gewichtsverteilung sind nur einige der schwierigen Rahmenbedingungen. Daher wurden auch der Arbeitsschutz und die Unfallverhütungsvorschriften thematisiert. Der Vormittag wurde mit einer praktischen Gehölzfällung durch den landeseigenen Betriebshof an der Murr abgerundet. Hier wurden zunächst unterschiedliche Fällmethoden vorgestellt und diskutiert, bevor der Baum gefällt wurde.

Hintergrundinformationen:
Die WBW-Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung GmbH führt seit 1992 im Auftrag des Landes Baden-Württemberg Fortbildungsveranstaltungen zum Thema naturgemäße Gewässerentwicklung und -unterhaltung durch. Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung vielfältiger Strukturen und damit unterschiedlichster Lebensräume im Gewässer und der angrenzenden Aue. In so genannten Gewässernachbarschaften sollen den Unterhaltungspflichtigen verschiedene Themen hierzu im Rahmen eines Erfahrungsaustauschs durch die örtlichen Betreuer in Theorie und Praxis nähergebracht werden. Baden-Württemberg zählt 43 Nachbarschaftsbezirke, in denen ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen aus Kommunen, Landratsämtern, Regierungspräsidien, Planungsbüros und der Landesverwaltung die Gewässernachbarschaften pflegen. Einmal jährlich führen die praxiserfahrenen Betreuerinnen und Betreuer einen Gewässernachbarschaftstag durch, der als Fortbildung für die Mitarbeitenden der Bau- und Betriebshöfe angeboten wird. Die praxisnahe Veranstaltung behandelt jeweils aktuell relevante Themen.

Bilder des Gewässernachbarschaftstages, Quelle: RPS
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