Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Limburg (Landkreis Esslingen) bewahrt dank Beweidung seinen typisch kahlen Kopf

Regierungspräsident Wolfgang Reimer: „Durch die Beweidung wird die vielfältige Flora und Fauna der Limburg geschützt – Währenddessen sind nicht alle Wege begehbar, der Hauptweg bleibt jedoch immer offen“

Blick auf den West- und Südhang der Limburg mit Streuobstwiesen, Weinberg und Magerrasen

Blick auf den West- und Südhang der Limburg mit Streuobstwiesen, Weinberg und Magerrasen

Die Gipfelkuppe der Limburg von Süden

Die Gipfelkuppe der Limburg von Süden

Schafbeweidung, NSG Spielburg

Schafbeweidung, NSG Spielburg

Die Limburg ist der Hausberg von Weilheim und seit gut 30 Jahren Naturschutzgebiet. Der markante, über Jahrmillionen aus dem umgebenden Gestein herausgewitterte Vulkanschlot ist wegen seiner vielfältigen, gut gepflegten Lebensräume ein Hotspot biologischer Vielfalt. Einmalig ist die Kombination aus Streuobstwiesen, Weinbergen und der fast gehölzfreien, kahlen Kuppe mit einem artenreichen sogenannten Magerrasen. Würde der Schäfer hier nicht regelmäßig seine Schafe und Ziegen weiden lassen, wäre die Kuppe längst verbuscht und zu Wald geworden.

Die Beweidung erfordert Rücksicht der Besucherinnen und Besucher
Die mobilen Weidezäune werden im Sommer immer wieder versetzt, um eine naturschutzfachlich sinnvolle Beweidung sicherzustellen. Aus diesem Grund können Wegabschnitte zeitweise gesperrt sein, wenn sie in der Weidefläche liegen. „Naturschutzgebiete sind auf Dauer nur mit einem rücksichtsvollen Verhalten der Besucherinnen und Besucher zu erhalten“, erklärt Regierungspräsident Wolfgang Reimer. „Ich bitte daher um Verständnis für die vorübergehenden notwendigen Einschränkungen. Die Beweidung ist ein unverzichtbarer Teil der Landschaftspflege im Naturschutzgebiet. Der Hauptweg zum Gipfel über den Südwesthang bleibt jedoch immer offen.“ Die Wege sollten auch nicht verlassen werden, weder zu Fuß, noch mit dem Fahrrad. Denn dort wo Trampelpfade entstehen, wird die vielfältige Flora und Fauna der Limburg zerstört.

Warum Beweidung?
Die Gipfelkuppe mit ihren Heideflächen und einzelnen markanten Weidbuchen und Feld-Ahornen hat eine unverwechselbare, weithin sichtbare Silhouette. Durch jahrhundertelange Schafbeweidung ist hier ein Kalk-Magerrasen entstanden. Im Laufe des Jahres blühen hier Frühlings-Fingerkraut, Orchideen, Karthäuser-Nelke, Kalk-Aster, Fransen- und Deutscher Enzian, Silber- und Golddistel. Besondere Schmetterlingsarten sind Schwalbenschwanz, Baum-Weißling und Schlehen-Zipfelfalter. Diese und viele weitere Pflanzen- und Tierarten sind auf Licht und Wärme angewiesen. Wenn flächenhaft Gehölze aufkommen und Schatten werfen, können sie nicht überleben. Schafe sorgen dafür, dass der Lebensraum Kalk-Magerrasen erhalten bleibt, denn sie fressen das Gras kurz und beugen dem Gehölzwachstum vor. Dabei fressen sie gezielt wohlschmeckende, eiweißreiche Gräser und Kräuter, dornige, bittere und giftige Arten bleiben stehen. Mitgeführte Ziegen hingegen knabbern sogar dornige Sträucher ab.

Hintergrundinformationen:
Warum ist die Limburg Naturschutzgebiet?

Das 162 Hektar große Naturschutzgebiet zeichnet sich durch eine reich gegliederte Nutzungsstruktur und durch vielfältige Lebensstätten für Pflanzen und Tiere aus. Neben den Heideflächen nehmen hochstämmige, extensiv genutzte Streuobstwiesen große Areale an den unteren Hängen ein. Extensiv bedeutet naturschonend, ohne den Einsatz von Mineraldünger und Pestiziden, mit nur wenigen Zäunen und Hütten. Die meisten Obstbäume sind Apfelbäume, gefolgt von Süßkirsche, Birne und Zwetschge. In wärmebegünstigten Lagen gedeihen Walnuss-, Pfirsich- und Quittenbäume. Das unterschiedliche Baumalter, zahlreiche Baumhöhlen sowie gestaffelte Mäh-Zeitpunkte erzeugen ein kleinräumiges Nutzungsmosaik. Besondere Brutvögel sind der Grauspecht, der Mittelspecht, der Wendehals und der Steinkauz. Auch Fledermäuse und Insekten nutzen die Baumhöhlen.

Zwischen die Streuobstwiesen und Heideflächen rund um den Gipfel schieben sich Gebüschzonen aus Hasel, Liguster und Heckenrose. Hier brüten seltene Vogelarten wie der Neuntöter und die Dorngrasmücke. Im Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald am Ost- und Südhang kommt der vom Aussterben bedrohte Große Heldbock vor, der größte heimische Bockkäfer. Die naturnahen Bachläufe der Lindach und des Federbachs bilden im Osten und Westen die Randzonen des Naturschutzgebiets. Mit ihrem natürlichen Ufergehölzsaum stellen die Gewässer einen intakten Lebensraum für Steinkrebse, Wasseramseln und Gebirgsstelzen dar. Darüber hinaus gibt es im Naturschutzgebiet eine Schilffläche und einige Tümpel mit Molchen, der Gelbbauchunke, dem Grasfrosch, der Ringelnatter und der Sumpfspitzmaus.

Hinweise für Besucherinnen und Besucher:
Vom südlichen Stadtrand von Weilheim führen mehrere Wege auf die Limburg. Ein Natur- und Kulturlehrpfad mit 12 Stationen leitet rund um die Bergkuppe. Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt die vorhandenen Wege nicht verlassen werden dürfen. Außerdem werden Besucherinnen und Besucher angehalten, Hunde an der Leine zu führen, kein Feuer zu machen und nur auf den gekennzeichneten Wegen Fahrrad zu fahren. Zudem dürfen keine Abfälle weggeworfen und keine Luftfahrzeuge aller Art, auch Modellflugzeuge, benutzt werden.

Das Faltblatt „Naturschutzgebiet Limburg“ bietet weitere Informationen und eine Karte des Gebiets. Es ist beim Regierungspräsidium Stuttgart oder über den Publikationsdienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) kostenlos erhältlich.

Anlagen:

Abbildung 1: Blick auf den West- und Südhang der Limburg mit Streuobstwiesen, Weinberg und Magerrasen (© Ulrike Kreh) (jpg, 1,5 MB)
Abbildung 2: Die Gipfelkuppe der Limburg von Süden (© Ulrike Kreh) (jpg, 2,0 MB)
Abbildung 2: Schafbeweidung, NSG Spielburg (© I. Depner) (jpg, 5,5 MB)