IMKEREI-NEWS 07 | Juli 2022
Liebe Imkerinnen und Imker,
nun sind wir gerade mal im Sommer angekommen und schon wieder geht die Saison in der Imkerei zu Ende. Ein Blick auf die Waagstockdaten im Trachtmeldedienst der Landesverbände in Baden-Württemberg zeigt sehr deutlich das Trachtende an.
Spätsommerpflege
A. Honig schleudern
Sobald es für die Bienen nichts mehr zu finden gibt, steht die letzte Schleuderung an, doch am Bienenstand steigt auch die Gefahr zur Räuberei. Deshalb sollte bei der Entnahme der Honigwaben zügig gearbeitet werden und ausgeschleuderte Waben bringt man am besten erst abends zu den Völkern zurück. Mit einsetzender Dämmerung lassen dann die Suchaktivitäten nach.
B. Zählen und Dokumentieren
Kennen Sie die aktuelle Varroa-Belastung Ihrer Völker? Darüber kann die geölte Windel auf dem Bodenschieber schon nach drei Tagen Auskunft geben. Doch lassen Sie sich von einem geringen natürlichen Milbenfall zum jetzigen Zeitpunkt nicht täuschen. Die Gefahr lauert und jetzt stehen noch alle Möglichkeiten offen ihr zu entkommen.
Bild 2: Dunkle Wabe einschmelzen oder der Wachsmotte überlassen.
C. Wann und wie bekommt man dunkle Waben aus den Völkern?
Wer mit zwei Bruträumen arbeitet, kann jetzt (oder in den nächsten Wochen) die dunklen Waben aus dem Volk herausnehmen durch Entfernen der untersten Zarge. Wird hingegen nur mit einem Brutraum geimkert, ist das nicht ohne Weiteres möglich. Hier müssen die Waben beispielsweise sukzessive an den Rand der Beute gehängt werden, wo sie nach Auslaufen der Brut entfernt werden können. Eine elegantere Möglichkeit bietet sich, wenn die Völker zur Varroabekämpfung brutfrei gemacht werden.
Varroa-Sommerbehandlung
D. Organische Säuren
Ohne eine Bekämpfung der Varroamilben im Sommer kommen unsere Völker in der Regel nicht klar. Die Art und Weise hängt jedoch ganz stark von Ihren Vorlieben ab. Die klassische Variante sieht den Einsatz der Ameisensäure (AS) vor, in ein- oder zweimaliger Anwendung. Zugelassen bei uns in D ist die AS 60% ad us. vet., die mit einem Verdunstersystem im Volk über mehrere Tage verdampft oder die in Form eines Gel-Streifens in das Volk eingebracht wird. Näheres dazu im Varroose-Bekämpfungskonzept Baden-Württemberg und in der Gebrauchsanweisung der Hersteller. Auch wenn ich schon einmal darauf hingewiesen habe: Nach der Änderung des Tierarzneimittelgesetzes ist jede Anwendung von Medikamenten aufzeichnungspflichtig, egal ob apothekenpflichtig oder frei verkäuflich (Eintrag ins Bestandsbuch).
Vor Anwendung der AS kann ein Blick ins Varroawetter sehr hilfreich sein!
E. Brutentnahme oder Brutstopp
Eine weitere Möglichkeit der Milbe bei zu kommen, bietet sich bei der Brutfreiheit von Völkern. Die folgenden Maßnahmen sollten allerdings bis spätestens Ende Juli durchgeführt werden, damit die Völker stark in den Winter kommen und man beachte die Räubereigefahr bei Trachtlosigkeit! Beim Brutstopp wird die Königin über drei Wochen in einem speziellen Käfig an der Eiablage gehindert. Bei den Methoden der Brutentnahme, wie dem „Teilen und Behandeln“ (TuB) oder bei der „Kompletten Brutentnahme“ (KBE), wird zwar mehr Beutenmaterial benötigt, in einem Volksteil (Flugling) kann die Königin jedoch sofort wieder die Legetätigkeit fortsetzen. Bei Brutfreiheit können die entsprechenden Volksteile durch eine Oxalsäurebehandlung (meist durch Besprühen der Waben) wirkungsvoll entmilbt werden. An der KBE gefällt mir besonders gut, dass auf das Suchen der Königin verzichtet werden kann und dass dunkle Waben, sobald sie brutfrei sind, einfach entfernt werden können. Wer mag, kann die Volksteile im Herbst wieder vereinigen oder bei entsprechender Entwicklung kann man sie als Jungvölker einwintern.
F. Unbedingt beachten: Fütterung und weitere Kontrollen!
Egal für welchen Weg Sie sich entscheiden, eine gute Entwicklung von Ablegern, Völkern oder getrennten Volksteilen gelingt nur, wenn die Nahrungsversorgung gesichert ist. Ableger werden regelmäßig mit kleineren Mengen gefüttert, die Wirtschaftsvölker vertragen größere Mengen auf einmal.
Weitere Voraussetzung für die erfolgreiche Ein- und Auswinterung ist die Kontrolle der Varroose bis in den Herbst hinein! Übersteigt der tägliche Milbenfall die Schadschwelle (s. dazu Infobrief 3 / August 2021 Varroa-Schadschwellen), ist es unabdingbar die Milbenlast durch eine weitere geeignete Behandlung zu reduzieren!
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