IMKEREI-NEWS 08 | FEBRUAR 2023
Liebe Imkerinnen und Imker,
„Ruf doch mal an – damit wir in Verbindung bleiben!“ So ähnlich lautete ein Werbespruch aus alten Telekom-Zeiten. Warum mir der gerade einfällt? Sie haben schon länger nichts mehr von mir gehört? Es war Winter! Ja, für manche mag es eine harte Zeit sein, einfach mal sechs oder sogar acht Wochen nichts an den Bienenvölkern zu werkeln. Doch die schaffen das auch ohne uns. Die meisten jedenfalls und für die anderen käme Hilfe meist sowieso zu spät.
Doch nun starten wir wieder in die neue Saison. Wie bekannt, wohne und arbeite ich in Tübingen a. N. und dieses liegt auf rund 320 m NN, die umliegenden Höhenzüge klettern bis auf 490 m NN. Was ich hier in meiner Region also derzeit beobachte, kann sich deutlich von Ihrem Standort unterscheiden. Die maximalen Tagestemperaturen auf der Schwäbischen Alb, am Bodensee oder im Alb-Donau-Gebiet können sehr unterschiedlich sein und damit auch der Entwicklungsstand der Bienenvölker, besonders zu dieser Jahreszeit.
Was vor vier Wochen noch gut und richtig war, bei dieser zweiten winterlichen „Hitzewelle“ jetzt im Februar ist auch mir das „Stillhalten“ schwergefallen. Wie geht’s den Bienen und wie sieht‘s in den Völkern aus? Hier und da hab ich schon mal kurz rein geschaut.
Was interessiert dabei?
Ist die Beute besetzt oder verwaist?
Futter, Futter, Futter?
Muss der Raum evtl. angepasst werden?
Ist die Beute besetzt oder verwaist?
Noch ist der Winter zwar nicht vorbei und niemand weiß, ob Frostperioden im März oder auch erst im April unseren Völkern das Leben noch schwermachen werden. Einen ersten Ausblick auf die Höhe der „Winterverluste“ können wir trotzdem wagen. Beruhigend ist es, wenn überall Flugbetrieb herrscht. Auf den zweiten Blick gilt es noch festzustellen, ob es auch die „richtigen“ Bienen sind, die da ein- und ausfliegen. Völker, die es nicht „geschafft“ haben, werden als erstes bienendicht verschlossen. So kann zumindest das Ausräubern des noch vorhandenen Futters verhindert und die Verbreitung von Krankheitskeimen unterbunden werden. Nach den Ursachen kann dann später oder zuhause in aller Ruhe geforscht werden.
Futter, Futter, Futter?
„Nie war es so gut wie heute“, irgendwie fallen mir heute nur Werbetexte ein, doch fürs Winterfutter trifft es nun mal zu. Die erste Wärmeperiode an Neujahr hat die Völker zum Brüten veranlasst, doch in den kalten Wochen danach kam die Bruttätigkeit wieder zum Erliegen. Bei den aktuellen zweistelligen Plus-Temperaturen starten die Völker erneut und das alles kostet Energie! In den kommenden Wochen wird der Löwenanteil des Winterfutters gebraucht. Bei durchschnittlich vier Kilo pro Monat plus einem Mindestvorrat kommt man leicht auf circa 10 kg Futter, die jetzt noch drin sein sollten. Für eine rasche Gewichtskontrolle reicht meist das einseitige Anheben der Völker. Leicht oder noch schwer genug?
Die Leichtgewichte sollten wir uns bei geeigneten Temperaturen genauer ansehen. Das Zuhängen von vorrätigen Futterwaben ist die einfachste und schnellste Methode für Abhilfe zu sorgen. Fehlen diese und können bei schweren Völkern auch nicht problemlos entnommen werden, steht eine Notfütterung an. Entweder mit Sirup in der Futtertasche oder durch die Gabe von (eigenem) kristallisierten Schaumhonig oder Futterteig. Diesen legt man am besten über Zeitungspapier auf die Rähmchenoberseiten, falls der Deckel dafür etwas Platz lässt, oder die Futtertasche (am besten zwei Waben breit) bietet sich dafür ebenfalls an.
Muss der Raum evtl. angepasst werden?
Muss der Raum angepasst werden? Dieses Thema wird in den letzten Jahren sehr kontrovers diskutiert. Die Ansichten gehen weit auseinander, vom „extremen“ Thermo-Schieden auf nur vier bis fünf Waben schon im Januar bis zur Ansicht, ein Volk nur ja nicht unnötig zu stören und es bis zum Frühling so zu belassen, wie es sich eingerichtet hat. Mich persönlich hat bisher keine dieser beiden Extrempositionen so ganz überzeugt. Zweifellos spielt der Wärmehaushalt zu dieser Jahreszeit gleich nach der Futterfrage eine entscheidende Rolle bei der Volksentwicklung. Wenn ich mich also entschließe überhaupt einzugreifen, dann durch Raumverkleinerung und je nachdem, ob ich Völker auf einer oder auf zwei (Zander-) Zargen eingewintert habe, ergreife ich unterschiedliche Maßnahmen.
Bei Völkern auf zwei Zargen entnehme ich in der Regel die Zarge, die kaum besetzt ist. Meist ist es die untere Zarge, manchmal hänge ich jedoch auch drei oder vier Futterwaben von oben nach unten. Und manchmal lasse ich sie einfach ganz in Ruhe und entscheide zu einem späteren Zeitpunkt, auf welche Waben das Volk (oder der Imker) gerne verzichten kann.
Bei Völkern, die auf einer Zarge in den Winter gingen, beurteile ich jetzt oder bei einem der nächsten Eingriffe, ob die Randwaben noch in Ordnung sind. Trotz einem offenen Gitterboden ist auf ihnen immer wieder Schimmel zu finden. Sie werden ebenso eingeschmolzen wie verkotete Waben.
Und ist das Volk arg zusammengeschrumpft und sitzt nur noch auf drei bis fünf Waben, dann setze ich schon auch einmal ein Schied in der Erwartung, dass es den verbliebenen Bienen dann leichter fällt, sich in ihrer kleineren Wohnung gut einzurichten. Ob das nun bienengerechter ist oder einfach nur der menschlichen Vorstellung entspricht, kann ich nicht eindeutig beantworten und auch bei Vergleichen (mit und ohne Eingriff) komme ich nicht zu eindeutigen Antworten. Welches Volk gleicht schon dem anderen?
Für die kommenden Wochen wünsche ich Ihnen noch etwas „Ruhe vor dem Sturm“. Wer mag, lötet bei günstiger Gelegenheit ein paar Mittelwände ein (in zwei Monaten werden Sie froh darüber sein) oder genießen Sie einfach nur den Anblick der erwachenden Natur oder der letzten Winterfreuden.
Weissacher Imkertag | Hohenheimer Tag
Und dann darf ich Sie natürlich auch noch einladen zu den Imkertagen im März. Am Freitag, 10. März 2023 zum Weissacher Imkertag, auch dieses Jahr eine Online-Veranstaltung vom RP Stuttgart und gleich darauf am Sonntag, 12. März 2023 zum Hohenheimer Tag in Präsenz an der LAB / Uni in Hohenheim.
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Ihr
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