IMKEREI-NEWS 09 | NOV 2023
Liebe Imkerinnen und Imker,
so ein Bienenjahr zieht schnell vorbei und seit meinen letzten Mini-News vom April 23 zum Futtermangel während der verregneten Frühjahrsblüte habe ich mich nicht mehr bei Ihnen gemeldet. Meist erfahre ich erst hinterher, was vielleicht interessant oder ungewöhnlich und erklärungswürdig gewesen wäre. Heute nun ein kleiner Rück- und ein Ausblick auf die Geschehnisse rund um unsere Bienenvölker.
Varroaentwicklung 2023
OS-Verdampfen jetzt auch in Deutschland zugelassen
Vespa Velutina
Tipps
1. Varroaentwicklung 2023 – viele späte Milben und Herbst-Umfrage Mayen
Manche Phänomene überraschen auch mich und man findet erst im Nachhinein eine Erklärung dafür. Wo waren die Varroa-Milben im August, als ich sie zählen (und behandeln) wollte? Nur vier, fünf Wochen später haben sie sich leider sehr zahlreich auf der Windel gezeigt! Nicht alles kann man dem Wetter in die Schuhe schieben, doch die Entwicklung in unseren Völkern verläuft nicht unabhängig von den äußeren Einflüssen. Mit den Klimaveränderungen müssen wir uns zunehmend darauf einstellen, dass ein Vorgehen nach „SchemaF“ der Vergangenheit angehört. Auffällig bei meinen eigenen Völkern war eine gute Pollenversorgung im späten August (aufgrund vorangegangener Niederschläge) und viel (verdeckelte) Brut. Beim Schlupf dieser Brutflächen wurden in kurzer Zeit zahlreiche Milben freigesetzt, die sich trotz vorangegangener Behandlung (entweder durch Brutentnahme oder AS-Anwendung) vermehren konnten.
Ich hoffe Sie haben nach der Sommer-Behandlung bei ihren Völkern im September oder Anfang Oktober noch einmal eine Schieberkontrolle durchgeführt. Sind damals mehr als 5 Milben/Tag gefallen, war es für eine „Nachbehandlung“ auch dann noch nicht zu spät. Dafür zugelassen und geeignet sind z.B. VarroMed oder die Ameisensäure (60% ad us vet.) als Fertigprodukt „Formic pro“ oder mit dem Schwammtuch von oben.
Es wurde schon vereinzelt von Völkerverlusten berichtet, deshalb möchte ich Sie ermuntern, sich an der Herbstumfrage vom Bieneninstitut in Mayen zu beteiligen, gerade auch wenn Sie bisher keine Ausfälle zu beklagen hatten.
2. OS-Verdampfen jetzt auch in Deutschland zugelassen – keine Lösung für alles!
Manche haben schon lange darauf gewartet und auf die gängige Praxis in Nachbarländern verwiesen. Nun ist das Sublimieren (Verdampfen) von Oxalsäure auch in Deutschland zugelassen, allerdings nur mit dem zugelassenen Medikament „Varroxal“ der Firma Andermatt BioVet. Das sollte in jedem Fall nur mit geeigneten Geräten und mit Anwenderschutz erfolgen.
Beim Verdampfen des Oxalsäure-Pulvers entwickeln sich feinste kristalline Stäube, die für uns Menschen gesundheitsschädlich sind. Deshalb bitte unbedingt geschlossene Kleidung, säurefeste Gummihandschuhe, eine schließende Augenschutzbrille und eine gut anliegende FFP3-Maske tragen! Die Anforderungen an eine Maske nach FFP3 sind deutlich höher (mehr und feinere Partikel werden gefiltert) als bei niedrigeren Schutzklassen.
Bitte beachten Sie immer die Gebrauchsanweisung des Herstellers und denken Sie unbedingt an den Eintrag jeder medikamentösen Behandlung ihrer Völker in das Bestandsbuch.
Da die Oxalsäure generell nur die aufsitzenden Milben auf den Bienen erreicht, ist die Brutfreiheit auch bei diesem Verfahren Voraussetzung für einen guten Behandlungserfolg, vergleichbar mit der Träufelmethode! Im Sommer zeigt das Verdampfen wenig Wirkung.
Für mich persönlich gibt es keinen Grund, bei der anstehenden Winterbehandlung vom Träufeln der Oxalsäure-Zuckerlösung abzurücken. Wann die letzte Brut wirklich geschlüpft ist, lässt sich schwer vorhersagen. Frostnächte waren in unserer Region bisher selten, dennoch dürften die überwiegend einstelligen Temperaturen jetzt im November den Brutstopp begünstigen. Für eine Behandlung wäre dann die „Adventszeit“ gut geeignet.
3. Vespa velutina – eine rasante Entwicklung
Die Asiatische Hornisse breitet sich in Süddeutschland aus, noch nie gab es so viele bestätigte Meldungen wie in 2023. In BW sind die Regionen entlang des Rheins besonders betroffen, gesichtet wurde sie darüber hinaus u.a. im Kraichgau, in der Gegend um Stuttgart und Heilbronn, sowie in weiteren angrenzenden Bundesländern.
Mehr Infos über die Verbreitung, sowie eine Anleitung und Adresse zur Meldung der Asiatischen Honisse finden Sie auf der verlinkten Seite.
Für eine wirksame Bekämpfung muss nach einer Sichtung der Hornisse das zugehörige Nest ausfindig gemacht und nach Möglichkeit von Spezialisten entfernt werden. Das ist auch zu dieser Jahreszeit noch möglich und sinnvoll, um die Zahl der begatteten Königinnen im kommenden Jahr zu reduzieren, stellt jedoch alle Beteiligten (Behörden und Kommunen) derzeit vor große Herausforderungen.
4. TIPPS – nicht immer von mir, aber immer nützlich!
- Wabenschmelzer für wenig Völker
- Mehrwertsteuer für landwirtschaftliche Erzeugnisse
- Auf der Suche nach dem angemessenen Honigpreis
- Es muss nicht immer große Technik sein, gerade wenn man erst mit der Imkerei angefangen hat oder wenn der Platz äußerst beengt ist. In Ergänzung zum Schwerpunkt vom Vormonat wurde in b&n 11/2023 auf einen einfachen Schmelzer der Imkerei Krupp verwiesen. Nachzulesen unter Selbstgebautes bei www.honig.hpage.com
- Der Verkauf von Honig an Wiederverkäufer oder Läden erfolgt in aller Regel gegen Rechnung, die von der Imkerin oder vom Imker ausgestellt wird. Der dafür zu berechnende Mehrwertsteuersatz von derzeit 9 % wird zum neuen Jahr erneut gesenkt auf voraussichtlich 8,4 %. Bitte informieren Sie sich.
- Wieviel ist ein Glas Honig wert? Auf diese Frage antwortet Josef Guggenmoos (Lyriker 1922 – 2003) in seinem Gedichtband „Was denkt die Maus am Donnerstag?“ Im Gespräch mit der Bienenkönigin zählt diese die Flugstunden ihres Volks und berechnet 27.000 Mark. Zu diesem Preis wäre unser Honig auch unter heutigen Bedingungen nicht verkaufsfähig. Durchaus berechtigt ist allerdings die Frage nach dem Aufwand, der mit der Gewinnung von einem Glas Honig verbunden ist. Sie könnte manchen von uns zur Überprüfung der eigenen Preisgestaltung anregen.
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