Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“

Ein Jugendlicher auf einem Skateboard

Um den Heranwachsenden in der Corona-Pandemie eine erfolgreiche Fortsetzung des Bildungsweges zu ermöglichen, haben Bund und Länder das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ entwickelt. Im Rahmen dieses Programms startete Baden-Württemberg zu Beginn des Schuljahres 2021/2022 das auf zwei Jahre angelegte Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“, bei dem Schülerinnen und Schüler ihre Lernrückstände in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch und den Profilfächern der beruflichen Schulen schließen. Ebenfalls im Fokus steht die Stärkung der sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen, von denen viele die Schulschließungen und die damit einhergehende Zeit im Homeschooling als belastend empfunden haben.

„Lernen mit Rückenwind“ steht sämtlichen Schulen - öffentlichen sowie Schulen in freier Trägerschaft - zur Verfügung. Das Programm ist so angelegt, dass es sukzessive startet und als Prozess verstanden wird. Somit können auch Schülerinnen und Schüler unterstützt werden, deren Förderbedarf sich erst im Laufe der beiden Schuljahre 2021/22 und 2022/23 herausstellt.

Weitere Informationen zur Umsetzung des Lernprogramms im Regierungsbezirk

Neu: Planung für das kommende Schuljahr 2022/23 möglich

Die Förderangebote im Rahmen des Aufholprogramms "Lernen mit Rückenwind" sollen möglichst nahtlos im neuen Schuljahr fortgesetzt werden. Aus diesem Grund können Schulen im Land bereits jetzt für das kommende Schuljahr 2022/23 Verträge mit geeigneten Einzelpersonen und zugelassenen Kooperationspartnern für das Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“ abschließen:
Informationen auf der Homepage des baden-württembergischen Kultusministeriums.

Häufig gestellte Fragen

Sehr viele Fragen rund um das Projekt „Lernen mit Rückenwind“ werden auf den dafür eingerichteten zentralen FAQ-Seiten des Kultusministeriums beantwortet.

Servicepostfach am Regierungspräsidium Freiburg

Für Fragen, die dort nicht beantwortet werden, hat das Regierungspräsidium Freiburg eine E-Mail-Adresse eingerichtet. Bitte nutzen Sie folgende Kontaktmöglichkeiten: Rueckenwind@rpf.bwl.de.


Hinweis

Rechnungen, die im Zusammenhang mit „Lernen mit Rückenwind“ stehen, senden Sie bitte im Original postalisch an folgende Adresse:

Regierungspräsidium Freiburg
Referat 71 / Kostenstelle
Eisenbahnstraße 68
79098 Freiburg i. Br.

Dies gilt sowohl für Kooperationspartner als auch für Sachkosten.


Unterrichtsmaterialien

Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung unterstützt Lehrkräfte und Unterstützungskräfte mit fach- und themenbezogen kategorisierten Lernmaterialien für

Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen

Zur Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen steht den Schulen ein vielfältiges Angebot an Unterstützungsmaßnahmen unter ZSL - Schulpsychologische Beratung zur Verfügung.

Vorgestellt: Umsetzung von "Lernen mit Rückenwind" in der Praxis

Die Umsetzung des Förderpogramms ist vielseitig. Hier stellen wir exemplarisch vor, wie im Regierungsbezirk verschiedene Schulen Lernen mit Rückenwind umsetzen.

Falkenhausenschule in Kehl (Ortenaukreis)

Pädagogische Assistenzkraft Frau Bouzid (linke Seite) und die Lehrerin Frau Couchoud (Mitte vorne) in der Klasse 1a der Falkenhausenschule Kehl.

Die Falkenhausenschule Kehl ist eine innerstädtische Grundschule mit derzeit 392 Schulkindern aus 40 verschiedenen Nationen. Die heterogene Schulgemeinschaft zeichnet sich vor allem durch den großen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund und an französischen Familien aus. Die paritätische Anzahl deutsch-französischer Klassen mit bilingualem Zug ist eine Besonderheit der Falkenhausenschule. 

Trotz anfänglicher Zweifel am Programm „Lernen mit Rückenwind“ genießt das Programm zum Aufholen von Lernlücken an der Schule mittlerweile große Wertschätzung. Dank dieses Förderprogramms konnten zwei pädagogische Assistentinnen für insgesamt 24 Stunden pro Woche eingestellt werden: Mariem Bouzid, die täglich vier Stunden an der Schule zum Einsatz kommt, spricht dank ihres Migrationshintergrunds perfekt Arabisch und auch fließend Deutsch. Juliane Kern, eine Lehramtsstudentin im 5. Semester ergänzt die Förderstunden freitags mit weiteren vier Stunden. Mit insgesamt 24 Stunden unterstützen diese die Mathematik- und Deutschkolleginnen in den Klassenstufen 1, 2 und 3 bei der Betreuung der Schulkinder im Unterricht und können so integrativ und zielorientiert auf den Förderbedarf einzelner Schülerinnen und Schüler eingehen.

Rektorin Imogen Remmert sieht hier eine der Stärken des Aufholprogramms: "Insbesondere diese integrative Förderung schwächerer Schülerinnen und Schüler ist eine sehr wichtige Unterstützung im pandemiegeplagten Schulalltag und eine zukunftsweisende Form des Unterrichtens."


Bildungszentrum Albert-Schweitzer-Schule in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis)

Mit aktuell knapp 1.050 Schülerinnen und Schülern sowie ca. 100 Lehrkräften ist die Albert-Schweitzer-Schule in Villingen-Schwenningen eines der größten beruflichen Bildungszentren des Schwarzwald-Baar-Kreises. Der Schwerpunkt der dualen Ausbildung liegt in den Bereichen Gartenbau, Floristik, Landwirtschaft, Hauswirtschaft sowie Pflege.

Ein besonderer Förderbedarf wurde nach der Corona-Pandemie unter anderem im Bereich der dualen Ausbildung festgestellt, weshalb sich die Albert-Schweitzer-Schule für eine Teilnahme am Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“ entschieden hat.

Susanne Seyfried, die nach einem Studium der integrativen Lerntherapie bereits seit sechs Jahren als Lerntherapeutin arbeitet, begleitet im laufenden Schuljahr die Auszubildenden aus den Gartenbau- und Landschaftsbau-Klassen mit erhöhtem Förderbedarf. Die Unterstützung erfolgt in kleinen Gruppen mit maximal acht Schülern pro Gruppe. Neben der fachlichen Unterstützung in Kleingruppen ist auch die Erstellung von individuellen Lernstanderhebungen sowie die Vereinbarung von persönlichen Zielen ein wichtiger Teil von Seyfrieds Arbeit. Zudem ist sie auch Ansprechpartnerin für die Ausbildungsbetriebe. Gerade von den Lehrkräften wird die Lerntherapie als eine große Entlastung und Bereicherung wahrgenommen. Neben den fachlichen Fähigkeiten werden durch die Lerntherapie auch die überfachlichen Kompetenzen sowie die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler gestärkt, was für die Auszubildenden wichtig für den Erfolg in der Ausbildung sowie den Einstieg in das Berufsleben ist.

Durch die finanziellen Möglichkeiten im Rahmen von „Lernen mit Rückenwind“ bot sich hier eine gute Gelegenheit, das in der Pädagogik oft diskutierte Konzept der multiprofessionellen Teams exemplarisch umzusetzen. Die Arbeit von Frau Seyfried bereichert das Spektrum von Möglichkeiten an beruflichen Schulen und bietet Ansatzpunkte, die sonst nicht bearbeitet werden könnten.


Gymnasium am Hoptbühl in Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis)

Lehrende und Schülerinnen und Schüler im Gespräch

Das Gymnasium am Hoptbühl in Villingen mit 600 Schülerinnen und Schülern und 63 Lehrkräften hat sich vom rein mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil zu einem breit aufgestellten allgemeinbildenden Gymnasium mit vielen Wahlmöglichkeiten weiterentwickelt.

Umfragen zum Leistungsstand einzelner Klassen ergaben insbesondere im Fach Mathematik einen großen Förderbedarf. So hat die Schule für das Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind" ein Konzept entwickelt, das auf die Förderung von Unter- und Mittelstufenschülerinnen und -schülern in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch abzielt.

Die Förderangebote dauern jeweils 90 Minutenund werden hauptsächlich nach dem regulären Unterricht im Rahmen der Ganztagsschule in Form einer Hausaufgabenbetreuung oder Lernbegleitung angeboten. Für die Unterstufenklassen gibt es aktuell einen Förderkurs im Fach Englisch, der von Heike Grüninger, einer Englischlehrerin an der Schule, betreut wird. An zwei Tagen gibt es Deutsch-Förderangebote betreut durch Dennis Bausch, einem ehemaligen Schüler im Freiwilligen Sozialen Jahr und angehenden Lehramtsstudent. Und an zwei weiteren Tagen werden insgesamt drei Mathematik-Förderkurse für die Unterstufe, von Ulrike Wahr, Rentnerin und Nachhilfelehrerin sowie Jovana Radic, einer ehemaligen Schülerin und nun Lehramtsstudentin für Grundschullehramt, angeboten. Für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 und 10 gestaltet Dr. Hansjörg Wahr, pensionierter Mathematikkollege und ehemaliger stv. Schulleiter der Schule, an zwei Tagen Mathematik-Kurse.

Die ca. 30 Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen, die nicht über die Angebote erreicht werden, erhalten auf Empfehlungen der Lehrkräfte Bildungsgutscheine, welche sie bei Nachhilfeinstituten oder Volkshochschulen einlösen können.

„Nach anfänglichen Hürden im Bereich der Personalgewinnung und auch der zeitintensiven Kurszusammenstellung sind wir mittlerweile überzeugt von „Lernen mit Rückenwind“. Wir freuen uns zu sehen, dass die Schülerinnen und Schüler die Förderangebote annehmen. Ohne die tatkräftige Unterstützung der Mathematik- und Deutschfachschaften sowie unserer Ganztagsschulkoordinatorin wäre die Konzipierung jedoch nicht möglich gewesen,“ berichtet Schulleiterin Duelli-Meßmer.


Grundschule am Kohlenbach, Kollnau (Landkreis Emmendingen)

Klassenraum mit Hilfskräften, Schülerinnen und Schülern von hinten fotografiert

An der Grundschule am Kohlenbach, einer zweizügigen Grundschule mit bilingualem italienischen Zug in der Gemeinde Kollnau, werden über 200 Schülerinnen und Schüler von 24 Lehrkräften unterrichtet. Die Schule ist Referenzgrundschule für Medienbildung im Landkreis Emmendingen, sie ist eine Ganztagsschule in Wahlform mit dem zusätzlichen Angebot der Kernzeitbetreuung.

Auch an der Grundschule in Kohlenbach haben viele Kinder im Zuge der Pandemie – nicht nur aus sozial schwächeren Familien oder mit Migrationshintergrund – einen noch höheren Unterstützungsbedarf als zuvor, weshalb sich die Schule entschied, am Förderprogramm "Lernen mit Rückenwind" teilzunehmen. 

Bereits im Oktober begann Gabriele Dilger, eine pensionierte Erzieherin, Förderstunden als pädagogische Assistenzkraft anzubieten. Sie begleitet seither die Lehrkräfte wöchentlich mit sechs Stunden in den Fächern Deutsch und Mathematik in den Klassen eins bis vier. Die Betreuung erfolgt individuell und stets in enger Absprache mit den unterrichtenden Lehrkräften. Je nach Bedarf unterstützt und begleitet sie förderungsbedürftige Kinder während des Unterrichts oder am Nachmittag. 

Für das Förderprogramm kann die Grundschule am Kohlenbach die besondere Raumsituation nutzen: Fast jedes Klassenzimmer verfügt über ein eigenes Lernatelier mit einer Tafel, Computern, Einzel- und Gruppentischen. Dieser Raum kann je nach Bedarf vom Hauptraum durch eine Tür getrennt werden. Die Raumerweiterung bietet ideale Voraussetzungen für ein binnendifferenziertes Unterrichten und sorgt durch das vergrößerte Raumvolumen für mehr Frischluft, gerade vor dem Hintergrund der Pandemie.

„Ein entscheidender Vorteil dieses Förderprogramms besteht darin, dass die Kinder noch sichtbarer ins Zentrum des Unterrichtgeschehens gestellt werden,“ erklärt Rektor Marc Jooss. „Die pädagogische Assistenzkraft erkennt im Unterricht zusätzliche Stärken und Unterstützungsbedarfe der einzelnen Schülerinnen und Schüler, die im normalen Unterricht in Klassen von über 20 Kindern der Lehrkraft oft längere Zeit verborgen bleiben.“ 


Grund- und Werkrealschule, Villingendorf (Landkreis Rottweil)

Die Grund- und Werkrealschule Villingendorf bietet ihren ca. 400 Schülerinnen und Schülern eine ganztägige Betreuung von der ersten bis zur zehnten Klasse. Zahlreiche attraktive Angebote im AG- sowie Ganztagesbereich ergänzen das pädagogische Profil. 

Trotz der vielen Angebote und Betreuungsmöglichkeiten hat die Pandemie Lernrückständen bei vielen Schülerinnen und Schülern hinterlassen, weshalb sich die Schulleitung für die Teilnahme am Förderprogramm „Lernen mit Rückenwind“ entschied. Seit November kommen vier pädagogische Assistenzkräfte, davon drei Studierende, in den Klassen 1 bis 5 in den Fächern Deutsch und Mathematik zum Einsatz. 

Insgesamt können durch die 30 Förderstunden in Deutsch und Mathematik rund 75 Schülerinnen und Schüler profitieren. Durch den Einsatz der pädagogischen Assistenzkräfte in den Klassen 1 bis 5 können Bestandslehrkräfte entlastet werden und dadurch zusätzliche Förderstunden für Schülerinnen und Schüler in den aufsteigenden Klassen, beispielsweise in den Klassen 9 und 10, angeboten werden.

„Der organisatorische Mehraufwand lohnt sich,“ stellt Schulleiter Rainer Kropp-Kurta fest. „Wir sind sehr froh, dass wir geeignetes Personal gefunden haben. Die Studierenden können gezielt Praxiserfahrung sammeln, unsere Schülerinnen und Schüler profitieren von der zusätzlichen Unterstützung was schließlich auch der Schule zugutekommt.“


Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule in Freiburg

Schüler und Lehrer in einer Klasse

Mit über 1700 Schülerinnen und Schülern und 100 Lehrkräften ist die Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule Freiburgs drittgrößte Berufliche Schule. 

Für die sehr heterogene Schülerklientel hat die Schulleitung bereits nach den Herbstferien Sonderpädagogin Jessica Beuter mit der Einbindung des Förderprogramms „Lernen mit Rückenwind“ und der damit verbundenen Koordinierung von Lern- und Unterstützungsangeboten für förderungsbedürftige Schülerinnen und Schüler beauftragt. Nach einer umfangreichen Ermittlung des Förderbedarfs, wurde ein schuleigenes Konzept erstellt, das hauptsächlich auf die Behebung von Leistungsrückständen in Kleingruppen abzielt. Die Gruppengröße variiert zwischen drei und zehn Schülerinnen und Schülern.

Ein externer und vom Kultusministerium zertifizierter Kooperationspartner sendet drei Studierende an die Schule. Diese erteilen wöchentliche Kurse in Mathematik und Deutsch für Schülerinnen und Schüler in der 11. und 12. Klasse des Technischen Gymnasiums, der Berufsfachschule und im AV-Dual, dem Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf. Darüber hinaus unterstützen mit Lukas Eber und Samuel Giesin zwei weitere pädagogische Assistenzkräfte die Förderung an der Schule in verschiedensten Bereichen.

„Trotz der Herausforderungen haben wir bereits viele positive Erfahrungen mit dem Förderprogramm machen können, insbesondere mit den pädagogischen Assistenzkräften an unserer Schule,“ berichtet Koordinatorin Jessica Beuter. „Insgesamt konnten schon über 100 Schülerinnen und Schüler von den zusätzlichen Förderangeboten durch „Lernen mit Rückenwind“ profitieren.“

Im Hintergrund ein Handy, im Vordergrund eine Zeile zur Eintragung einer Homepage

Registrierung und weitere Informationen

Mehr Informationen zu „Lernen mit Rückenwind“ finden Sie beim Ministerium für Kultus, Jugend und Sport. Wenn Sie als Unterstützungskraft helfen wollen, können Sie sich hier ebenfalls direkt auf der Homepage „Lernen mit Rückenwind“  registrieren.