Pressemitteilung

2. Hohenloher Bauerntag an Lichtmess

​Anlässlich des 2. Hohenloher Bauerntages am 2. Februar 2017 in Wolpertshausen erklärte Regierungspräsident Wolfgang Reimer, dass die Lösung der anhaltenden Agrarkrisen die Verstärkung des süddeutschen Weges in der Agrarpolitik sei. Baden-Württemberg und Bayern, aber auch Österreich und die Schweiz müssten aus ihrer relativ kleinen Agrarstruktur das Beste machen und eine eigene Strategie verfolgen.

Reimer, der vor seinem Wechsel ins Regierungspräsidium Stuttgart fünf Jahre lang Amtschef im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium war und auch auf eine zehnjährige Erfahrung im Bundeslandwirtschaftsministerium zurückblicken kann, wies darauf hin, dass die süddeutschen Bauern mit wertschöpfungsintensiven Premiumprodukten die regionalen Märkte bedienen und die hiesigen Kundenerwartungen befriedigen müssten.

Die in der letzten Legislaturperiode in Baden-Württemberg vorgenommene Umschichtung der Agrarsubventionen in Richtung Honorierung öffentlicher Leistungen (Landschaftspflege, Ressourcenschutz und Ökolandbau) und Tierwohl müsse weiter ausgebaut werden.

„Mit dieser Politik sind die 1.500 Landwirte der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall gut gefahren. Sie haben ihre Chancen genutzt“, sagte Reimer anerkennend auf dem 2. Hohenloher Bauerntag.

Bei der Weiterentwicklung der nationalen und europäischen Agrarpolitik müsse man die Tierhaltung stärker fördern. Reimer erinnerte an das Gutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung, der vor zwei Jahren empfohlen hatte, weniger europäische Agrargelder in die Flächenförderung zu stecken, die nur zu einer weiteren Erhöhung der Pachtpreise führen würden, und dafür mehr in die Förderung des Umbaus der Nutztierhaltung.

„Der zuletzt dramatische Strukturwandel in der Tierhaltung zeigt, dass die vom deutschen Bauernverband und dem Bundesagrarminister verfolgte Agrarexpansion auf die Weltmärkte keine Perspektive bietet“, so Reimer. Obwohl nur 5% der deutschen Agrarerzeugnisse außerhalb des europäischen Binnenmarktes auf Drittlandmärkte gingen, habe die zurückliegende Produktionsschlacht bei Schweinen und Milch zu einem dramatischen Preisverfall geführt. Ähnlich wie in anderen Bundesländern sei von 2010 bis 2016 die Zahl der Betriebe mit Viehhaltung doppelt so stark zurückgegangen wie die Zahl der Betriebe insgesamt. Allein im letzten Jahr hätten in Baden-Württemberg 9% der Milchviehhalter und fast 8% der Schweinehalter aufgegeben.

Deshalb, so Reimer, müsse man sich auf den europäischen Binnenmarkt konzentrieren, beim Drittlandexport nicht Masse sondern Klasse (Spezialität) liefern und das Hauptaugenmerk auf die mit besserer Kaufkraft ausgestatteten regionalen Märkte richten.

„Eine zukunftsorientierte Agrarpolitik muss drei Bereiche im Blick haben“, stellte Reimer fest. „Erstens muss ein größerer Teil der allgemeinen Flächenprämie in den Umbau der Tierhaltung gehen, zweitens müssen die öffentlichen Leistungen der Landwirtschaft, für die es keinen Markt gibt, besser honoriert werden und drittens brauchen wir Kriseninstrumente, um die immer wiederkehrenden Preiszusammenbrüche zu verhindern.“