Pressemitteilung

Seit 40 Jahren ist das Naturschutzgebiet Eselsburger Tal verkündet (Landkreis Heidenheim)

Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Im Naturschutzgebiet ‚Eselsburger Tal‘ werden Landschaftspflege und Besucherlenkung seit Jahrzehnten entschlossen praktiziert – für Mensch und Natur“

 

Die Brenz durchfließt das Eselsburger Tal, rechts und links Wiesen und Wälder
Naturschutzgebiet Eselsburger Tal beim Falkenstein
Pfingstnelke auf einem Felskopf
Echte Kugelblume
Silberdistel
Blässhuhn auf einem Baumstamm im Wasser

40 Jahre ist es her, dass das Regierungspräsidium Stuttgart 1983 das Eselburger Tal zum Naturschutzgebiet erklärt hat. Regierungspräsidentin Susanne Bay freute sich über den runden Geburtstag: „Das zweitgrößte Naturschutzgebiet im Landkreis Heidenheim mit seiner markanten und beeindruckenden Kulisse ist einmalig schön und zieht deshalb seit langem Erholungsuchende an, sei es zum Wandern, Radfahren, Klettern oder Bootfahren. Das Eselsburger Tal ist gleichzeitig auch ein herausragender Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Daher müssen die Menschen Rücksicht auf die Natur nehmen.“ Laut Bay sind 640 verschiedene Pflanzenarten und über 80 Vogelarten im Naturschutzgebiet beheimatet. „Viele der Pflanzen und Tiere sind auf das Gebiet angewiesen und können nicht ausweichen. Daher gibt es feste Regeln, um Pflanzen und Tiere zu schützen. Diese einzuhalten ist wichtig! Ich wünsche Mensch und Natur im Naturschutzgebiet ein gutes Miteinander, denn nur so kann das ‚Eselsburger Tal‘ seine Schönheit und seinen Naturreichtum weitere 40 Jahre bewahren“, erklärte die Regierungspräsidenten.

Besucherlenkung nutzt Mensch und Natur
Das Regierungspräsidium Stuttgart, als höhere Naturschutzbehörde verantwortlich für das Naturschutzgebiet, hat schon bald nach der Schutzgebietsausweisung die Öffentlichkeitsarbeit und Besucherlenkung in die Wege geleitet. Regierungspräsidentin Susanne Bay sagte dazu: „Wir möchten Besucherinnen und Besucher nicht aus dem Gebiet heraushalten, sondern sie an der faszinierenden Natur teilhaben lassen. Mit unserem beliebten Faltblatt, das bereits in dritter Auflage erschienen ist, und sechs Informationstafeln vor Ort führen wir die Menschen zu interessanten Stellen im Naturschutzgebiet und machen auf Sehens- und Wissenswertes aufmerksam. Wir erläutern auch die Verhaltensregeln zum Schutz störungsempfindlicher Tier- und trittempfindlicher Pflanzenarten.“

Wer die Appelle auf den Infotafeln liest, stellt fest, dass grundsätzlich vieles erlaubt ist, vom Wandern und Fahrradfahren über Klettern und Bootfahren bis hin zum Picknicken. Aber es gibt Einschränkungen, denn – im Gegensatz zu Grünanlagen – hat im Naturschutzgebiet die Natur absoluten Vorrang vor Freizeitinteressen.

Herausragende Fauna und Flora
Im Eselsburger Tal kommen viele gefährdete und vom Aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierarten vor. Über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind die Märzenbecher, die jedes Frühjahr viele Naturbegeisterte anlocken. Kuhschelle, Silberdistel und Enzianarten sind schutzbedürftige Pflanzen der Wacholderheiden. Die Flussschlinge der Brenz und viele, teils überregional bekannte Felsbildungen machen das Gebiet landschaftlich besonders reizvoll. Viele Arten wie Dohle, Wanderfalke und Kolkrabe können nur hier leben und sich erhalten, denn sie sind auf die Felsen als Brutplatz angewiesen. Die Brenz selbst ist ein wichtiger Lebensraum für ans Wasser gebundene Vogelarten, zum Beispiel Zwergtaucher, Blässhuhn und Gänsesäger. Wegen seiner ökologisch wertvollen Lebensräume und mehrerer europaweit geschützter Tierarten ist das Eselsburger Tal auch Teil des europaweiten Naturschutznetzes Natura 2000.

Warum ist Landschaftspflege wichtig?
Die Schönheit und Artenvielfalt des Eselsburger Tals kommt nicht von selbst. Sie ist zum großen Teil das Ergebnis einer naturverträglichen landwirtschaftlichen Nutzung und der vom Land Baden-Württemberg finanzierten Landschaftspflege, die hier seit Jahrzehnten praktiziert wird. Viele Partner/innen sind daran beteiligt und arbeiten Hand in Hand: die Stadt Herbrechtingen, die Gemeinde Gerstetten, das Landratsamt Heidenheim, der Landschaftserhaltungsverband Heidenheim und die Forstverwaltung.

Eine wichtige Rolle spielt die Pflege der Wacholderheiden, die rund ein Viertel des Naturschutzgebiets einnehmen. Die Heiden sind durch Schafbeweidung entstanden und können nur durch diese Nutzung langfristig erhalten werden. Schafe, meist mit Ziegen zusammen, fressen das Gras kurz, knabbern aufkommende Gebüsche ab und halten die Heiden offen. So bekommen die Pflanzen und Tiere der Wacholderheiden genug Licht und Sonne. Ohne die Beweidung würden die Wacholderheiden zuwachsen und die lichtbedürftigen Tier- und Pflanzenarten verdrängt werden.

Auch die Felsen gilt es offenzuhalten, denn hier haben sich Pflanzen angesiedelt, die mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen, zum Beispiel Pfingstnelke, Echte Kugelblume und Blauer Lattich. Wenn aber der Wald um die Felsen immer höher wächst und Gebüsche die Felsköpfe und Felsbänder erobern, verschwinden diese seltenen Pflanzen. Schon seit mehreren Jahren führt das Regierungspräsidium Stuttgart daher Pflegemaßnahmen zur Förderung der Pfingstnelke an verschiedenen Felsen durch, zum Beispiel am Falkenstein und am Bachfels. Dabei wurden Gehölze und junge Gehölzaustriebe rund um die Wuchsorte der Pfingstnelke entfernt, damit diese lichtbedürftige Pflanze nicht verdrängt wird. Weitere Auflichtungen rund um die Felsen sind in Zusammenarbeit mit ForstBW im kommenden Winter östlich des Buigens geplant.

Hintergrundinformationen:

Große Vielfalt an Lebensräumen für Pflanzen und Tiere
Im Eselsburger Tal sind viele unterschiedliche Lebensräume, von trocken bis feucht und von Offenland bis Wald, eng miteinander verbunden. Bedeutende trockene Lebensräume sind Wacholderheiden, Kalk-Magerrasen, magere Mähwiesen, Kalkfelsen und Kalkschutthalden. Einen Kontrast dazu bilden die Brenz mit ihrer flutenden Wasservegetation und ein ehemaliger Flussarm beim Bindstein. Der Wald weist alt- und totholzreiche Schlucht- und Hangmischwälder sowie Waldmeister-Buchenwälder auf, die zu den ursprünglichsten Waldlebensräumen in Mitteleuropa zählen und viele, teils seltene Tierarten beherbergen, zum Beispiel Spechte und Fledermäuse.

Was ist verboten und was erlaubt?
Durch die Verordnung des Naturschutzgebiets sowie auch durch das Naturschutzgesetz von Baden-Württemberg ist genau geregelt, was erlaubt und was verboten ist. Die wichtigsten Regeln für Erholungsuchende sind: Auf den Wegen bleiben, Hunde an die Leine nehmen, keine Pflanzen pflücken, nicht auf Heiden und Felsen rasten und picknicken, Feuer nur an öffentlichen Feuerstellen machen. Außerdem dürfen landwirtschaftliche Flächen während der Wachstumszeit nicht betreten werden. Außerdem ist „wildes“ Parken tabu und das Sonntagsfahrverbot auf der Straße zwischen Herbrechtingen und Eselsburg zu beachten. Weitere Informationen zum richtigen Verhalten im Naturschutzgebiet finden Sie im Faltblatt „Naturschutzgebiet Eselsburger Tal“ des Regierungspräsidiums Stuttgart.

Zum Naturschutzgebiet Eselsburger Tal ist über das Regierungspräsidium Stuttgart (Piroschka.Haasis@rps.bwl.de) ein kostenloses Faltblatt erhältlich. Eine digitale Version des Faltblatts ist auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Stuttgart unter Über uns > Abteilungen > Abteilung 5 - Umwelt > Referat 56 - Naturschutz und Landschaftspflege > Naturschutzgebiete > Weitere Informationen> Falt- und Informationsblätter abrufbar.

Naturschutzgebiet Eselsburger Tal beim Falkenstein, Foto: RP Stuttgart (jpg, 12.0 MB)
Die Brenz im Naturschutzgebiet Eselsburger Tal, Foto: Ulrike Kreh (jpg, 2.1 MB)
Pfingstnelke auf einem Felskopf, Foto: Oswald Jäger (jpg, 1.7 MB)
Echte Kugelblume, Foto: RP Stuttgart (jpg, 1.7 MB)
Silberdistel, Foto: Ingo Depner (jpg, 3.6 MB)
Blässhuhn, Foto: Ingo Depner (jpg, 3.6 MB)