Pressemitteilung

45. Weissacher Imkertag

​„Wir freuen uns sehr, dass wir die Tradition des Weissacher Imkertags fortsetzen.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Kurt Mezger, Abteilungspräsident der Abteilung Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen des Regierungspräsidiums Stuttgart, den heutigen 45. Weissacher Imkertag. Dieser war mit rund 300 Zuhörern wieder gut besucht.

Dr. Mezger appellierte an alle Anwesenden, dass jeder zu Hause - und wenn er nur ein Fensterbrett zur Verfügung hat - das Trachtangebot verbessern kann.
Weiter, so berichtete er, sei im vergangenen Jahr das Bewusstsein für die Bedeutung der Honigbiene und deren besonderen Schutz weiter gewachsen, weshalb die Landesregierung auch ein Sonderprogramm für die kommenden zwei Jahre mit einem Budget von rund 36 Millionen Euro auf den Weg brachte.

Darüber hinaus ging der Abteilungspräsident auf die vielen weiteren Maßnahmen des Landes zum Bienenschutz ein. Darunter fällt auch das Agrarumweltprogramm FAKT (Förderung Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) und die Landschaftspflegerichtlinie, welche insbesondere die Verbesserung des Nahrungsangebots für Honigbienen und Wildinsekten und somit indirekt die Imkerei unterstützt. Die Bienengesundheit steht bei der Imkereiförderung besonders im Fokus und wurde vom Land mit rund 140.000 Euro gefördert.

Im Anschluss begrüßte der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer die Teilnehmer. Töpfer erläuterte, dass auch die Kommune einen Beitrag zum Schutz des drittwichtigsten Nutztiers, durch die Verwendung von alternativen Pflanzenschutzmaßnahmen, grünen Inseln und das Einrichten von Blumenwiesen leistet. Abschließend wünschte er allen Teilnehmern einen aufschlussreichen und informativen Tag.

Der Vormittag stand dann im Zeichen der Biodiversität und den neuen Erkenntnissen zur Varroabekämpfung:

Dr. Gerhard Schaber-Schoor, Leiter der Koordinierungsstelle „Biodiversität und Landnutzung“ am Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) eröffnete die Fachbeiträge. Er stellte in seinem Vortrag die “Ziele und Maßnahmen des Sonderprogramms des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ vor. Der Ministerrat des Landes beschloss am 21. November 2017 das "Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt". Aus dem Sonderprogramm stehen dem MLR, sowie dem Umwelt- und Verkehrsministerium für die Jahre 2018 und 2019 insgesamt 30 Mio. Euro für Fachgrundlagen und Maßnahmen auf der Fläche und weitere 6 Mio. Euro für Monitoring-Aufgaben zusätzlich zur Verfügung. So sollen die bestehenden Maßnahmen und Programme des Landes zum Schutz und zur Stärkung der biologischen Vielfalt mit dem Sonderprogramm ergänzt werden, um dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken und sie für künftige Generationen zu bewahren.

Mit dem Vortrag „Varroabekämpfung - aktuelle Situation und Beurteilung neu zugelassener Mittel“ schloss Dr. rer. nat. Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim an. Rosenkranz betonte, dass eine sichere und einfach anzuwendende Varroabekämpfung nach wie vor die größte Herausforderung für die praktische Imkerei im Land sei. Erfreulicherweise wären in den letzten Jahren neue Präparate zugelassen worden - darunter Oxuvar 5,7% und VarroMed - wodurch sich die Flexibilität in der Varroabekämpfung erhöht habe. Rosenkranz stellte diese Neuzulassungen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Eignung im Vergleich auf das etablierte Varroabekämpfungskonzept vor. Abschließend ging er kurz auf die neue Entdeckung Lithium-Chlorid ein, das aber noch in den Kinderschuhen steckt. Das Fazit von Dr. Rosenkranz war, dass keine sinnvolle Alternative für die Varroabekämpfung mit Ameisensäure vorhanden ist. Durch die neuen Präparate bekämen die Imker nur etwas mehr Flexibilität.

Nach der Mittagspause hielt M. Sc. Agr. Lea Kretschmer, ehemalige Mitarbeiterin von Dr. Rosenkranz, den Vortrag „Insektensterben - Begriffserklärung, Hintergrundwissen und Fakten“. Kretschmer erklärte das Versuchsdesign und die Ergebnisse der Krefel-der und ähnlicher Studien. Hierbei beantwortete sie Fragen wie „Warum liegt der Verlust der Insektenbiomasse bei 75 Prozent?“ und “Welche Faktoren spielen hierbei eine Rolle?“. Ebenfalls erläuterte Kretschmer beispielsweise den Unterschied zwischen den Begriffen Bienen- und Insektensterben, „denn hier muss deutlich differenziert werden“, so Kretschmer

Obstbauberater und selbst Imker Alexander Weissbarth stellte in seinem Vortrag „ „Spannungsfeld: Pflanzenschutz und Imkerei“ dar, dass Pflanzenschutz und Imkerei kein Widerspruch sein müsse. Er erläuterte die Rolle des Pflanzenschutzes für den Honigertrag und die Bienen als Bestäuber. „Bei fachgerechtem Einsatz können sowohl die Landwirte als auch die Bienen arbeiten“, so die Aussage von Weissbarth.

Der verbleibende Nachmittag verschrieb sich der „Schwarmvorbeuge durch Volksteilung nach der Frühtracht“, so der Vortragstitel von Markus Schwarz, Imkermeister und Betreiber der Honig Manufaktur Spatzenhof. Die Volksteilung nach der Frühtracht solle den Arbeitsaufwand durch Schwarmstimmung reduzieren und zeitgleich in Bezug auf den jahreszeitlichen Entwicklungszyklus eines Bienenvolkes optimierte Spättrachtvölker bringen, die zudem durch die Varroareduzierung den Kontrollvölkern im Vorteil sind, so die Aussage von Schwarz.

Anlagen:Bilder vom Weissacher Imkertag, Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart (PDF, 263 KB)