Pressemitteilung

47. Weissacher Imkertag Online

Zentrale Fortbildungsveranstaltung für Imkerinnen und Imker sowie Bienenfreundinnen und Bienenfreunde

Zeitungsstapel

„Wir freuen uns sehr, dass wir die Tradition des Weissacher Imkertags nach einer coronabedingten Unterbrechung im vergangenen Jahr heute fortsetzen können. Der Weissacher Imkertag ist die zentrale Fortbildungsveranstaltung für Imkerinnen und Imker sowie Bienenfreundinnen und Bienenfreunde“, erklärte Dr. Kurt Mezger, Abteilungspräsident der Abteilung Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen im Regierungspräsidium Stuttgart, bei der Eröffnung des 47. Weissacher Imkertags. Dieser wurde in diesem Jahr erstmalig online durchgeführt und war mit rund 300 Zuhörerinnen und Zuhörern wie in den Vorjahren gut besucht.

„Dass der Weissacher Imkertag auch in diesem neuen Format so großen Anklang findet, ist besonders erfreulich. Im vergangenen Jahr wurden wir kurz vor dem 47. Weissacher Imkertag von der Corona-Pandemie überrascht und mussten diesen leider um ein Jahr verschieben. Vor einem Jahr hätte wohl niemand damit gerechnet, dass wir uns auch heute nur virtuell und nicht wie gewohnt in der Strudelbachhalle in Weissach treffen können. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Dieser Spruch leitete die vergangenen Monate. Und so freue ich mich, dass wir den 47. Weissacher Imkertag heute virtuell miteinander bestreiten werden und die Vorteile einer solchen Online-Veranstaltung nutzen und unter anderem einen Referenten aus Braunschweig hören können“, so Dr. Mezger weiter.

„Geimkert wird längst nicht mehr nur um Honig zu erhalten. Viele Imkerinnen und Imker wollen einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt von Kultur- und Wildpflanzen leisten“, erklärte Dr. Mezger das gestiegene Interesse an der Imkerei. Diese Bereiche zu unterstützen sei dem Land Baden-Württemberg sehr wichtig. Das sehe man auch am im Jahr 2020 verabschiedeten Biodiversitätsstärkungsgesetz. „Eine wesentliche Maßnahme hierbei ist die Reduktion der Menge an eingesetzten chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln um 40 bis 50 Prozent bis 2030. Außerdem ist der Erhalt von Streuobstwiesen nun gesetzlich festgeschrieben worden. Streuobstwiesen haben für Insekten, aber auch für die übrige Tierwelt eine vielfältige Bedeutung. Daher sind sie besonders schützenswert“, betonte Dr. Mezger. Aber auch das Verbot von Schottergärten auf Privatgrundstücken sei beispielsweise ein wichtiger Bestandteil des Gesetzes zur Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes. Hieran werde deutlich, dass die Stärkung der Biodiversität unser aller Ziel sein muss.

Im Anschluss begrüßte der Weissacher Bürgermeister Daniel Töpfer alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Er drückte seine Freude darüber aus, dass die Veranstaltung auch im Online-Format auf so großes Interesse stoße und ergänzte, dass er hoffe, die Teilnehmenden im nächsten Jahr wieder in Weissachs guter Stube, der Strudelbachhalle, empfangen zu können.
Töpfer erläuterte, dass die Bedeutung der Honigbiene nicht ausschließlich in der Honiggewinnung, sondern vor allem auch in der Bestäubung der Natur liege. Die Gemeinde Weissach habe daher klare Zeichen gesetzt und sei seit 2019 offiziell eine „insektenfreundliche Kommune“. Seiner Meinung nach sei es dringend an der Zeit, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und die biologische Vielfalt zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Im Anschluss stellte sich Stefanie Binder den Teilnehmenden vor. Sie ist seit September 2019 als Leiterin des Sachgebiets Tierhaltung im Regierungspräsidium Stuttgart tätig. Nachdem Binder einen Abriss über die vielfältigen Aufgabenfelder des Sachgebiets gegeben hatte, ging sie kurz auf aktuelle Schwerpunkte wie die Diskussion um das Tierwohl und dessen Förderung ein. Ebenso stellte sie dar, dass der Themenkomplex Biodiversität ein immer wichtiger werdender Baustein des Sachgebiets sei.

Die anschließenden Fachbeiträgeeröffnete Nadine Herbrand, Fachberaterin für Biodiversität am Regierungspräsidium Stuttgart. Sie stellte ihre Arbeit am Regierungspräsidium im Rahmen des „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ vor. Herbrand berichtete unter anderem von der Broschüre „Biodiversität und Insektenschutz in der Landwirtschaft“, die im vergangenen Winter vom Regierungspräsidium herausgegeben wurde, und die sie bereits in unterschiedlichen Online-Veranstaltungen einer breiten Zielgruppe vorgestellt hatte.
Als einen weiteren wichtigen Aspekt ihrer Arbeit berichtete Frau Herbrand von dem neuen Förderprogramm „Blühflächen und Biodiversitätspfade“, welches über das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) ins Leben gerufen wurde. Es unterstütze Gemeinden- und Gemeindeverbände dabei, einen positiven Beitrag für die Artenvielfalt zu leisten und die Potentiale inner- und außerstädtischer Flächen auszuschöpfen. Anträge könnten noch bis zum 30. Juni 2021 gestellt werden.

In seinem Vortrag „Bienenschutz und Pflanzenschutz – ein Widerspruch?“ stellte Dr. Jens Pistorius, Leiter des Instituts für Bienenschutz am Julius-Kühn-Institut in Braunschweig, zunächst das 2016 gegründete Institut und dessen vielseitigen Aufgaben rund um den Bienenschutz vor. Dazu gehören die Untersuchung von Bienenvergiftungen und die Forschung zum Bienenschutz. Jedes Jahr würden beim Institut zahlreiche Proben zu den etwa 120 bis 150 jährlich mit Verdacht auf Vergiftung durch Pflanzenschutzmittel gemeldeten Schadfällen eingehen. Dr. Pistorius erläuterte, dass diese Untersuchungen für die betroffenen Imker kostenlos seien. Anschließend ging er auf die Gefährdung von Honig- und Wildbienen durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein und zeigte die Möglichkeiten und Grenzen von Testverfahren auf. Er erklärte weiterhin, dass es wichtig sei, Prüfrichtlinien zu entwickeln, die praxisrelevante Erkenntnisse untersuchen und dass verlässliche Endpunkte für die Risikobewertung entwickelt würden, die im Zusammenhang mit der Bienenbiologie stehen. Im Bereich Pflanzenschutz- und Bienenschutz sei die Diskussion oft emotional, häufig auch sehr pauschal – und habe nicht selten wenig mit der tatsächlichen landwirtschaftlichen Realität zu tun. Dadurch würden in der Diskussion oft falsche Schwerpunkte gesetzt und pauschale Ängste vor Pflanzenschutz geschürt, aber auch Probleme kleingeredet, statt sich mit konkreten Risiken und nachweislichen Fakten auseinanderzusetzen. Seiner Meinung nach sei es wichtig, die Risiken konkreter Anwendungen ideologisch wertfrei und differenziert zu betrachten und nicht pauschal Wirkstoffgruppen zu erlauben oder zu verbieten. Ebenso solle eine weitergehende Nutzen-Risikobewertung und die Gratwanderung Bienenschutz in Kombination mit Pflanzenschutz ermöglicht werden, wenn unvertretbare Effekte auf Bienen ausgeschlossen werden können. Außerdem sei es äußerst wichtig, dass die Förderung von Bienen auf sehr breite gesellschaftliche Unterstützung treffe, insbesondere durch die Landwirtschaft, aber auch durch alle Flächennutzerinnen und Flächennutzer in der Stadt und auf dem Land.

Thomas Kustermann, Fachberater für Imkerei am Regierungspräsidium Stuttgart, eröffnete seinen Vortrag mit einem Rückblick auf das vergangene Bienenjahr. 2020 sei die Blütenhonigernte zufriedenstellend ausgefallen. Besonders erfreulich sei, dass es dann auch später im Wald außerordentlich gute Ergebnisse von der Tanne gegeben habe – gebietsweise wurde die Freude wohl jedoch durch nicht schleuderbaren Zementhonig (Melezitosehonig) getrübt.
Das Chronische-Bienen-Paralyse-Virus (CBPV) sei 2020 schon recht früh verstärkt aufgetreten und habe bei stark betroffenen Ständen zu Einbußen durch geschwächte Völker geführt. Wie solche Völker saniert werden könnten sei umstritten und noch nicht wirklich befriedigend untersucht, so Kustermann, und sprach mögliche Sanierungsverfahren an.
Zur Varroasituation meinte er, dass es ein unauffälliges Jahr mit gewöhnlichem Verlauf gewesen sei, wobei die Witterung – sowohl zur Spätsommer-, als auch zur Winterbehandlung –, laut seiner Aussage, für eine erfolgreiche Behandlung günstig war.
Insgesamt sei 2020 somit ein durchaus positives Jahr für die Imkerinnen und Imker in Baden-Württemberg gewesen.
Das Jahr 2021 habe den Völkern durch die Wetterkapriolen dann jedoch noch ziemlich zu schaffen gemacht. Dem „Februar-Frühling“ mit über 20°C sei die relativ lange „März-Eiszeit“ mit knackigen Minustemperaturen gefolgt. Dadurch fehle den Völkern jetzt ein kompletter Brutsatz und die Völker stünden vergleichsweise schwach da, erläuterte Kustermann. Die fast konstant kalte Witterung verzögere auch die Entwicklung der Vegetation, wodurch eventuell noch nicht alles für dieses Frühjahr verloren sei. Herbe Frostschäden seien der Landwirtschaft jedoch entstanden.
Dann kam Herr Kustermann auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie für seine Arbeit zu sprechen. Ein sehr großer Vorteil für ihn und seine Kollegen am Regierungspräsidium sei, dass es kurz nach in Kraft treten der Corona-Beschränkungen möglich geworden sei, die Arbeit uneingeschränkt im Homeoffice zu erledigen. Die Präsenztage seien zurzeit auf das nötigste beschränkt.
Sehr nachteilig und belastend seien die Auswirkungen hingegen auf die Vereinsarbeit und die Nachwuchsausbildung. Nahezu alle Präsenzveranstaltungen mussten abgesagt werden. In manchen Vereinen würden inzwischen Schulungen per Livestream durchgeführt – das notwendige Wissen, das Equipment und die technischen Voraussetzungen seien aber nicht überall vorhanden. Viele Interessierte würden Hilfe im Internet suchen. Im Netz existiere mittlerweile ein nicht mehr überschaubares Angebot an Lehrfilmen und Onlinekursen. Es gebe einige gute, aber leider auch sehr viel Haarsträubendes, so Kustermann. Wie zurzeit die Imkerei vermarktet werde, würde nicht zuletzt daran sichtbar, dass mittlerweile bei Discountern und Baumärkten fragwürdige Bienenkästen und Imkersets angeboten werden. Ohne fachkundige Aufklärung und Begleitung komme es aber leider meist zu Fehlkäufen und späterem Scheitern.
Positiv sei zu bemerken, dass die meisten Informationsveranstaltungen für die Nachwuchsförderung in 2020 noch stattfinden konnten – somit sei der Kontakt zu den Vereinen zumindest schon hergestellt gewesen. Wie in den vergangenen Jahren habe Herr Kustermann einen Vortragsteil bei der Informationsveranstaltung an der Universität Hohenheim, die dieses Jahr unter reger Beteiligung als Onlineveranstaltung abgehalten wurde, übernommen.
Um den Kontakt zu den Vereinen aufrecht zu erhalten, versende Kustermann seit letztem Jahr in unregelmäßigen Abständen einen Infobrief an die Vereine in seinem Dienstbezirk. Darin werde auf aktuelle Ereignisse und nötige Maßnahmen hingewiesen und um Rückmeldung aus den Vereinen gebeten. Durch die Rückmeldungen von besonders engagierten Imkerinnen und Imkern sowie den Vereinen, habe sich ein interessanter Austausch bezüglich verschiedener Ansätze bei der Varroabekämpfung ergeben.
Ansonsten biete Kustermann weiterhin seine Unterstützung in Form von Online-Vorträgen an, gibt aber zu bedenken, dass eine Onlineveranstaltung keine Präsenzveranstaltung sei. Beides habe seine Vor- und Nachteile.
Abschließend erwähnte Kustermann die Probleme, die durch uneinheitliche Interpretation der Corona-Verordnungen entstehen würden. Für die Genehmigung zur Durchführung eines Anfängerkurses sei das örtliche Ordnungsamt zuständig – da könne es durchaus sein, dass in einer Gemeinde der Kurs zugelassen werde, in der Nachbargemeinde der Kurs hingegen untersagt wird. Aber auch wenn der Kurs erlaubt werde, müsse man immer damit rechnen, dass dieser kurzfristig abgesagt wird – das sei sehr ermüdend und demotivierend.
In der Hoffnung, dass wir bald wieder etwas entspannter miteinander umgehen können, beendete Kustermann seinen Vortrag.

„Varroa ist immer noch das größte Problem der Imkerei.“ Mit diesem Statement eröffnete PD Dr. rer. nat. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim, seinen Vortrag „Aktuelle Projekte an der Landesanstalt für Bienenkunde“ und erläuterte verschiedene Lösungsansätze.
Zum einen gebe es Bemühungen Honigbienen auf Varroaresistenz zu selektieren und zu züchten. So würden große Hoffnungen in das Hygieneverhalten der Bienen gesetzt. Mit dem Begriff „Varroa Sensitiv Hygiene“ kurz VSH werde das aktive Vorgehen der Bienen gegen die Varroamilben in der Brut bezeichnet. Infizierte Zellen würden von Völkern mit ausgeprägtem VSH-Verhalten vermehrt ausgeräumt und somit unschädlich gemacht. Laut Dr. Rosenkranz arbeite auch die „AG Populationsgenomik“ an der Universität Hohenheim an der Verfolgung dieses Forschungsansatzes. Bei diesem von EU und MLR finanzierten Projekt im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) würden molekulare Marker auf DNA- und Transkriptionsebene gesucht, mit denen geeignete Herkünfte erkannt werden können. Es seien bereits etliche, sehr interessante Völker gefunden worden, die sehr gute VSH-Werte aufweisen. Die genetischen Analysen würden im Laufe dieses Jahres durchgeführt.
Ein weiterer Lösungsansatz sei die Suche nach alternativen Wirkstoffen zur Bekämpfung der Milben. An der Landesanstalt für Bienenkunde würden weiterhin Versuche mit Lithiumchlorid (LiCl) durchgeführt. LiCl sei der erste neue, hochwirksame Wirkstoff, der seit 30 Jahren zur Varroabekämpfung gefunden wurde. Die Anwendung sei sehr effektiv und einfach in der Durchführung. Für die erwachsenen Bienen sei LiCl sehr gut verträglich, Bienenbrut hingegen sei um den Faktor 5 deutlich empfindlicher. Die hohe Wirksamkeit habe sich auch in umfangreichen Feldversuchen bestätigt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziere über drei Jahre die Forschung zur Entwicklung einer geeigneten Applikation dieses neuen Wirkstoffes. Zum Abschluss betonte Dr. Rosenkranz, dass dieser Wirkstoff noch nicht zugelassen sei.
Die Verbesserung des Nahrungsangebotes und Niststrukturen für Bestäuber im urbanen Raum sei ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld der Landesanstalt. Dr. Rosenkranz stellte geeignete Beet- und Balkonpflanzen und die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation vor. In Stuttgart seien rund 30 Wildbienenarten auf den untersuchten Pflanzen nachgewiesen worden. Der Markt für Beet- und Balkonpflanzen habe mit rund 10 Milliarden Euro im Jahr ein gewaltiges Volumen – hier verstärkt auf Bestäuberfreundlichkeit zu setzen, würde schon aufgrund der schieren Masse einen positiven Effekt haben, so Dr. Rosenkranz. Abschließend zu diesem Themenbereich stellte er noch den Sonderfall „vertikale Pflanzmodule“ für eng bebaute Gebiete vor.
Inwiefern elektromagnetische Strahlung durch 5G und WLAN sich auf Honigbienenvölker auswirken, wurde und wird laut Dr. Rosenkranz in einem neuen Projekt mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersucht.
Zum Abschluss seines Vortrags informierte er über den Umzug der Landesanstalt in das neue Gebäude und lud zu einem virtuellen Rundgang durch den Neubau ein.

Seit April 2018 ist Carolin Friedle als Doktorandin an der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim tätig. Dort betreute sie in den Jahren 2018 und 2019 gemeinsam mit Dr. Klaus Wallner das Projekt „Pollen sammeln in Baden-Württemberg“, das vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gefördert wurde.
Ziel des Projekts war es, die heimische Pollenproduktion zu fördern und durch den Aufbau eines Netzwerkes an Pollensammlern die Qualität von Blütenpollen in unterschiedlichen Regionen in Baden-Württemberg zu charakterisieren. Dabei wurden Faktoren wie die mikrobielle Zusammensetzung, Pestizidrückstände und sekundäre Pflanzenstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Blütenpollen untersucht.
Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Qualität von Blütenpollen durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst werden könne. Blütenpollen sei ein Rohprodukt, das aufgrund seines hohen Proteinanteils schnell verderblich sei, so Friedle. Demnach sei es wichtig, Blütenpollen täglich zu ernten und durch Verarbeitung haltbar zu machen.
Die Analyse von Pestizidrückständen in Blütenpollen habe gezeigt, dass im Monat April die meisten Pestizide gefunden werden könnten. Durch das Pausieren in Phasen der Rapsblüte oder während Spritzmaßnahmen könnten Pestizidrückstände aber minimiert werden. Bislang gebe es keine geltenden Höchstmengengrenzen für Pestizide in Blütenpollen. Trotzdem sollten die Proben vor dem Verzehr auf Pestizidrückstände analysiert werden, um möglichst geringe Rückstände im Produkt zu haben und damit eine hohe Qualität gewährleisten zu können, so Friedle weiter. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide (PA) könnten gesundheitsschädlich für den Menschen sein. Allgemein wird deshalb empfohlen, das Sammeln von Blütenpollen Ende Juni einzustellen, um das Risiko von PA-Kontaminationen zu minimieren und ein sicheres Produkt zu erhalten. Würden die erwähnten Punkte beachtet werden, könne man viel Freude beim Pollensammeln haben und das ernährungsphysiologisch wertvolle Produkt zu erlangen sei lohnenswert, schließt Friedle ihren Vortrag ab.

Es folgte Hans Rosen, Imkermeister, mit einem Praktikerbericht über die Pollenproduktion. Sein Vortrag begann mit der Vorstellung seines Betriebes in Heilbronn in dem er etwa 70 Wirtschaftsvölker betreut. Neben seiner eigenen Bioland Imkerei sei er in Teilzeit bei Bioland als Imkereifachberater angestellt. Rosen erläuterte, dass er seit Kindestagen Bienen halte und seine Begeisterung für die Arbeit mit und an den Bienen immer noch anhalte. Später habe er die Ausbildung zum Imker absolviert und danach die Imkermeisterprüfung abgelegt. In seiner Meisterarbeit habe er sich erstmals intensiver mit dem Thema der Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung von Blütenpollen befasst.
Rosen stellte die verschiedenen Arten von Pollenfallen und deren Vor- und Nachteile vor. Es folgten praktische Tipps wie der Bienenstand beim Pollensammeln gestaltet werden sollte und worauf beim täglichen Entleeren der Auffangbehälter zu achten sei. Im Anschluss ging Rosen auf die Konservierung, Trocknung und Reinigung der Pollen ein. Er berichtete von diversen Trocknungs- und Reinigungsgeräten und zeigte den Arbeitsaufwand sowie die ökonomischen Faktoren beim Pollensammeln, -verarbeiten und -vermarkten auf. Anschließend zeigte Rosen die Chancen und Risiken beim Pollensammeln und -vermarkten auf und erläuterte, wo man guten Gewissens Pollen sammeln könne und wo man es besser nicht tun sollte. Insgesamt sei die Vermarktung von Pollen sinnvoll und ein weiteres Standbein, das für Imkereien in Betracht kommen könnte.

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