Bereits zum 49. Mal fand heute der vom Regierungspräsidium Stuttgart und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg gemeinsam veranstaltete Weinsberger Obstbautag in Weinsberg (Landkreis Heilbronn) statt. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bereich Obstbau sowie Interessierte informierten sich unter anderem über die aktuelle Situation am Obstmarkt sowie über den Strukturwandel im Obstbau und dessen Auswirkung auf die Aus- und Weiterbildung.
„Der Anbau von Obst spielt in Baden-Württemberg eine große Rolle. Vor dem Hintergrund zunehmender Wetterextreme und Herausforderungen am Markt ist der Austausch zwischen Fachleuten und Obstbäuerinnen und -bauern sowie der Blick über den Tellerrand immer wichtiger. Der Weinsberger Obstbautag ist hierbei wichtiger Impulsgeber“, sagte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer anlässlich des 49. Weinsberger Obstbautages. Reimer betonte, dass der Weinsberger Obstbautag 2019 erstmals per Livestream verfolgt werden konnte.
Themen und Vorträge auf dem 49. Weinsberger Obstbautag
Dr. Kurt Mezger, Abteilungspräsident der Abteilung Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen im Regierungspräsidium Stuttgart, begrüßte das Fachpublikum und gab einen Überblick über das vergangene Obstjahr. Das Obstjahr 2018 war durch Trockenheit und Hitze gekennzeichnet. Die erfreulichen Ernteprognosen im Frühjahr 2018 mussten aufgrund der Witterung vor allem bei der Apfelernte nach unten korrigiert werden. Mit einer Apfelernte in Baden- Württemberg von 371.000 Tonnen im vergangenen Jahr könne man zwar doch noch zufrieden sein. Nicht zufrieden sei man mit den niedrigen Vermarktungspreisen und der trockenheitsbedingten schlechten Lagerfähigkeit, so Mezger.
Obstanbau in Baden- Württemberg – Ergebnisse der Baumobstanbauerhebung 2017
Dr. Annette Hartmann vom Statistischen Landesamt Baden- Württemberg gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anhand der Ergebnisse der Baumobstanbauerhebung 2017 einen Überblick über die Art und Struktur Anbauflächen sowie der Betriebe in Baden- Württemberg.
Zukunft des Obstmarktes – Einkaufsstrategie aus Sicht eines Großabnehmers
Julian Beer, Geschäftsführer Einkauf bei Lidl Deutschland, ging in seinem Vortrag auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Produktionsbetrieb und Lebensmitteleinzelhandel ein. Der Kunde verlange Obst und Gemüse mit höchster Qualität zum besten Preis. „Wir sehen unsere Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Langjährige Partnerschaften sind Grundlage im Einkauf von Obst- und Gemüse“, sagte Beer. Mehrjährige Anbauplanungen seien keine Seltenheit und böten beiden Seiten Sicherheit.
Zukunft des Obstmarktes aus Sicht der genossenschaftlichen Vermarktung in Baden-Württemberg
Dietmar Bahler, Geschäftsführer der Obstregion Bodensee e. V., analysierte die Entwicklungen des Obstmarktes aus Sicht der genossenschaftlichen Vermarktung und zeigte die Stärken des gemeinschaftlichen Handelns auf. Die Obstregion Bodensee e. V. ist ein hauptsächlich berufsständisch ausgerichteter Dachverband der Obstbäuerinnen und -bauern am Bodensee. Seine Mitglieder sind die beiden Obsterzeugerorganisationen am Bodensee, das heißt die Württembergische Obstgenossenschaft und die Marktgemeinschaft Bodenseeobst sowie fünf Obstbauringe aus Landkreisen der Region.
Strukturwandel – Auswirkungen auf die Aus- und Weiterbildung
In seinem Vortrag „Strukturwandel – Auswirkungen auf die Aus- und Weiterbildung“ berichtete Rolf Hauser, Schulleiter der LVWO, über die Veränderungen bei den Obstbaubetrieben. Die Größe der Obstbaubetriebe werde weiter zunehmen, die Anzahl der Betriebe dagegen abnehmen. „Die Betriebe entwickeln sich immer mehr von reinen Familienbetrieben zu Lohnarbeitsbetrieben“, beschrieb Hauser die künftige Entwicklung. Dabei werde sich die Anzahl der Auszubildenden im Obstbau, aber auch in den anderen landwirtschaftlichen Sparten, weiter reduzieren.
Praxisbericht zum großflächigen Johannisbeeren-Anbau
Michael Bullinger von Obstbau Bullinger in Untertürkheim baut in seinen Betrieb auf 120 Hektar Johannisbeeren an. Er schilderte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seine praktischen Erfahrungen im großflächigen Anbau. Regelmäßig gewähren Praktiker wie Michael Bullinger Kolleginnen und Kollegen einen Einblick in ihre Betriebe und jeweilige Produktionsweise.
Traditionelle und neue Verwertungsmöglichkeiten
Über traditionelle und neue Verwertungsmöglichkeiten von Johannisbeeren berichtete Heiko Danner von der Cassismanufaktur Danner in Stockheim. Es gäbe zahlreiche kreative Produkte wie Fruchtaufstriche, Säfte, Likör, Essig, Senf und vieles mehr. Neben der Manufaktur betreibt Danner auf über 48 Hektar Anbaufläche in seinem Familienbetrieb den Anbau von schwarzen Johannisbeeren. Gemeinsam mit weiteren Produkten ausgewählten regionalen Partnern stellt Danner in seiner Cassismanufaktur Verschiedenes aus Cassis her.
Erfahrungen und Perspektiven zu Anbaustrategien und Sorten von Schwarzen Johannisbeeren
„Der Mechanische Schnitt ist die wirtschaftlich beste Variante.“ Zu diesem Fazit kam
Stefan Volgenandt von der LVWO. Er untersucht bereits seit 2008 die Unterschiede zwischen Handschnitt und mechanischen Schnittmethoden bei schwarzen Johannisbeeren. Weiter stellte er einen Versuch vor – verbunden mit der Frage: „Wie effektiv kann Unkrautregulierung in Zukunft aussehen“. Abschließend gab Stefan Volgenandt einen Überblick über die Sichtung neuer Sorten.
Pflanzenschutz
Dr. Thomas Diehl vom Regierungspräsidium Stuttgart gab neben einem Rückblick über 2018 auch einen Ausblick auf das Jahr 2019. Nach über 30 Jahren Tätigkeit im Pflanzenschutz blickte er auf die Veränderungen zurück. Mit einer kritischen Betrachtung und Bewertung der aktuellen Pflanzenschutz-Situation schloss er seinen Rückblick.
Hintergrundinformationen
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Anlage:Flyer (PDF, 652 KB)