Pressemitteilung

70. Württembergische Weinbautagung

Minister Peter Hauk: „Wir nehmen die Sorgen der Winzerinnen und Winzer ernst und unterstützen die Betriebe auch in Zukunft“

 

Grüne Weintrauben im Weinberg

Abteilungspräsident Dr. Kurt Mezger: „Die Weinbranche blickt auf einen ordentlichen Jahrgang mit ausreichenden Mengen und guten Qualitäten zurück. Nur mit Beregnung konnten auf vielen Flächen Trockenschäden vermieden werden“

Bereits zum 70. Mal fand heute (15. Februar 2023) die vom Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg gemeinsam veranstaltete Württembergische Weinbautagung statt – wie bereits im vergangenen Jahr ausschließlich virtuell.

2022 war kein einfaches Jahr für die Weinbranche und stellte diese sowohl betrieblich wie auch auf vielen anderen Gebieten vor große Herausforderungen: Erforderte das Jahr 2021 durch die langanhaltenden Niederschläge aufwändige Pflanzenschutzmaßnahmen, so war es im Jahr 2022 der fehlende Niederschlag, der von den Winzerinnen und Winzern ein hohes Arbeitspensum mit anhaltenden Arbeitsspitzen abverlangte. Dabei führte das Ausbleiben der Niederschläge in der Hauptwachstumsphase in vielen Lagen zu Trockenstress bis hin zu Trockenschäden. Nicht in allen Gegenden stand ausreichend Wasser für die Beregnung zur Verfügung.

Die Lese brachte dann einen durchschnittlichen Ertrag, bei gleichzeitig hohen Qualitäten. „2022 reiht sich in die Rangfolge heißer und trockener Jahre seit der Jahrtausendwende ein und wird wohl nach 2003 den zweiten Platz einnehmen. Während des Sommers litten die Reben an der Trockenheit und Hitze. Klar im Vorteil waren ältere Reben, ihre tiefen Wurzeln konnten noch Wasser erschließen. Jüngere Anlagen, vor allem auf leichten Böden, mussten bewässert werden“, so Dr. Kurt Mezger, Abteilungspräsident der Abteilung „Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen“ des RPS, anlässlich seiner Begrüßung der über 300 Teilnehmenden der 70. Württembergischen Weinbautagung. Doch nicht nur weinbauliche Fragestellungen beschäftigen die Weingärtnerinnen und Weingärtner: Durch die massive Kostensteigerung bei den Produktionsmitteln im Weinberg und Keller sowie die spürbare Kaufzurückhaltung der Verbraucher, hat sich die wirtschaftliche Situation der Weinbaubetriebe und ihrer Vermarktungsorganisationen zugespitzt.
 
Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz erklärte in seiner Video-Ansprache: „Im Jahr 2022 haben wir den Weinbau im Land mit insgesamt rund 20 Mio. Euro unterstützt. Zukünftig wollen wir noch stärker pilzwiderstandsfähige Rebsorten etablieren. Hierzu bringen wir eine ‚Piwi-Prämie‘ auf den Weg, die im Rahmen des Förderprogramms ‚Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen‘ den Winzern helfen soll, ihr Produktportfolio auf mehr Klimaresilienz auszurichten.“

Themen und Vorträge der 70. Württembergischen Weinbautagung

Nach dem Grußwort von Minister Peter Hauk und der Begrüßung von Abteilungspräsident Dr. Kurt Mezger leitete Dr. Dieter Blankenhorn, Direktor der LVWO Weinsberg, zu den Fachvorträgen über.

Dr. Norbert-Jakob Ferch, Leiter des Referats Garten-, Obst- und Weinbau am Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz berichtete über aktuelle Entwicklungen in der Weinbaupolitik.

Thomas Gudera, Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, berichtete unter dem Titel „Reicht unser Wasser für alle?“ über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Grundwasserverhältnisse in Baden-Württemberg. Er ging in seinem Vortrag auch darauf ein, von welchen Faktoren die Grundwasserneubildung abhängig ist.

Der Bewässerungsexperte Dr. Daniel Heßdörfer von der bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau stellte in seinem Vortrag Voraussetzungen für ein nachhaltiges Bewässerungsmanagement von Reben vor: Dabei erfordert die Bewässerung einen nicht unerheblichen Arbeits- und Kostenaufwand. Auch die die Auswahl der Rebunterlage wird eine nicht unbedeutende Rolle bei der Anpassung des Weinbaus an veränderte klimatische Bedingungen, mit vermehrt auftretenden Trockenperioden, einnehmen.

Benjamin Witum vom Regierungspräsidium Stuttgart berichtete über die Fördermöglichkeiten von Bewässerungsinfrastruktur in Baden-Württemberg. Er ging auch auf die notwendige Gründung von Boden- und Wasserverbänden und die Hürden, die dabei bestehen ein.

Unter dem Them „Alkoholfreier Wein – No Go oder Chance“ berichtete Prof. Dr. Günter Käßer-Pawelka von der dualen Hochschule Baden-Württemberg über Ergebnisse des Forschungsprojekts WEINNOVA. In dem Projekt werden die Marktchancen von alkoholreduzierten und alkoholfreien Weinen untersucht.

Da die Württembergische Weinbautagung als Fortbildungsveranstaltung für den Sachkundenachweis anerkannt ist, war der Nachmittag mit Themen rund um den Pflanzenschutz vorbehalten. So berichtete Karl Bleyer, von der LVWO Weinsberg, über Aktuelles aus dem Rebschutz. Hierbei ging er auf das neue Laubwandflächenmodel ein, nach welchem die Dosierangaben von neuen Mittelzulassungen angegeben werden und was hierbei von den Anwendern beachtet werden muss. Des Weiteren wurde auch über die aktuelle Zulassungssituation berichtet.

Dr. Friedrich Merz vom Regierungspräsidium Stuttgart stellte unter dem Thema „Sprühdrohnen im Weinbau“ die Erfahrungen und Rahmenbedingungen dieses, seit 2022 zugelassenen, innovativen Pflanzenschutzgeräts vor. Bei der Anwendung der Geräte sind die Vorgaben des Luftfahrtrechts und des Pflanzenschutzgesetzes zu beachten. Des Weiteren dürfen nur Sprühdrohnen verwendet werden, die beim Julius-Kühn-Institut (JKI) für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln im Steillagenweinbau gelistet sind.

Das Thema Pflanzenschutzmittelreduktion beleuchtete Markus Ullrich, Landwirtschaftliches Zentrum Augustenberg. Ulrich managt den Teil Weinbau im Demobetriebsnetzwerk Pflanzenschutzmittelreduktion des Landes. Seit der Vegetationsperiode 2021 werden auf insgesamt sechs Weinbaubetrieben in Baden-Württemberg Versuche durchgeführt, um zu prüfen, welche Möglichkeiten es im Weinbau zur Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln gibt. Er stellte erste Ergebnisse vor.

Hintergrundinformationen:
Die Württembergische Weinbautagung findet bereits zum 70. Mal statt. Die Organisation und Durchführung liegt in den Händen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der LVWO. Die LVWO ist eine Landesanstalt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Das Programm kann dem Flyer (pdf, 817 KB) entnommen werden.
Die Vorträge der Referierenden werden auf der Internetseite des RPS veröffentlicht.