Pressemitteilung

Aktuelle Hantavirus-Zahlen und ein zurückliegendes Buchenmastjahr sprechen für ein starkes Hantavirus-Jahr 2021

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg weist auf Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit Brennholz und Kontakt zu Mäuseausscheidungen in betroffenen Gebieten hin.

Bild zeigt eine Rötelmaus

Die Anzahl übermittelter Hantavirus-Fälle nimmt zu. Seit Anfang des Jahres 2021 wurden dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (LGA) bis heute (11. Februar) bereits 43 Fälle aus 17 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs gemeldet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es mit nur zehn Fällen deutlich weniger Erkrankungen. Die höchsten Fallzahlen werden aktuell in Reutlingen (7) und Böblingen (6) registriert.

Baden-Württemberg ist Endemiegebiet für Hantaviren, das heißt hier treten Hantavirus-Infektionen gehäuft auf. Übertragen wird das Virus durch Rötelmäuse. Betroffen im Land sind vor allem Regionen mit hohem Buchenwaldanteil, da sich dort die Rötelmaus wohlfühlt. Gute Nahrungsbedingungen in Folge einer sogenannten Buchenmast im Herbst 2020 sprechen für ein vermehrtes Vorkommen dieser Kleinnager – und ein damit verbundenes erhöhtes Hantavirus-Expositionsrisiko.

„Immer wieder kommt es in Baden-Württemberg zu sogenannten Ausbruchsjahren – zuletzt im Jahr 2019 mit 833 Fällen“, sagte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer, in dessen Behörde das LGA angesiedelt ist. Die bislang stärkste Hantavirus-Epidemie wurde mit 1.797 registrierten Erkrankungen im Jahr 2012 beobachtet. „In Baden-Württemberg treten Hantavirus-Infektionen regelmäßig auf – aufgrund der aktuellen Zahlen wird 2021 wohl ein starkes Hantavirus-Jahr werden“, so Reimer weiter.

„Eine Hantavirus-Infektion sollte ernstgenommen werden, da sie das Risiko schwerer Verläufe birgt, auch wenn der überwiegende Teil der Infektionen in der Regel unbemerkt oder sehr leicht verläuft. Macht sich die Krankheit bemerkbar, sind die Symptome ähnlich einer Grippe. Die Erkrankung beginnt dann meist mit akut einsetzendem hohen Fieber. Auch Kopf- und Gliederschmerzen sowie Bauch- und Rückenschmerzen sind typische Symptome. Infizierte Nager scheiden den Erreger über ihren Speichel, Urin und Kot aus. Der Mensch infiziert sich in der Regel durch das Einatmen erregerhaltigen Staubes, in dem Viren über Tage oder sogar Wochen stabil sind. Bei schweren Verläufen der Erkrankung besteht auch die Gefahr eines Nierenversagens. Bei solchen Krankheitsverläufen kann kurzfristig auch eine Dialyse – also Blutwäsche – erforderlich werden“, erklärte Dr. Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg. Bei entsprechenden Symptomen sollte daher eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. „Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung von Antikörpern aus der Blutprobe des Patienten“, so Dr. Roller weiter.

Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht dort, wo Rötelmäuse vorkommen und bei Tätigkeiten, bei denen Staub aufgewirbelt werden kann. Dies betrifft vor allem Holzarbeiten im Wald und Garten und Reinigung von Kellern, Schuppen, Scheunen und Ställen. Menschen atmen die Krankheitserreger gebunden an Staubpartikel ein. Das passiert dort, wo mit Hantavirus infizierte Rötelmäuse leben und ihren Kot und Urin hinterlassen. Über die Exkremente werden die Viren übertragen. Kommt es durch bestimmte Tätigkeiten zu Staubentwicklung werden die Viren mit Staubpartikel aufgewirbelt. Vorsicht sei ebenfalls geboten, wenn Holz gestapelt oder umgeschichtet werde. Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen sollten vermieden werden.

„Aktuell steht weder ein Impfstoff noch eine Erregerspezifische Therapie zur Verfügung. Die Vermeidung des Kontakts mit Ausscheidungen von Nagern ist die wichtigste Maßnahme einer Infektionsverhütung“, betonte Dr. Roller.

Daneben ist die Bekämpfung von Nagetieren wichtig. Weitere Schutz- und Vorbeugemaßnahmen sollten eingehalten werden. Das Befeuchten von Flächen vor Reinigungsarbeiten bindet Staub. Eine Entsorgung zuvor desinfizierter Nagerausscheidungen vermindert das Expositionsrisiko. Zum Schutz gegen Hantaviren, beim Schuppenfegen und ähnlichen Tätigkeiten ist eine Staubmaske sinnvoll.

Hintergrundinformation:
Der Name Hanta geht auf den Fluss Hantaan in Südkorea zurück, an dem in den 1950er-Jahren mehr als 3.000 amerikanische Soldaten während des Koreakrieges an einem ungewöhnlich starken Fieber mit anschließend häufigen Nierenversagen erkrankten. Eine Hantavirus-Erkrankung beginnt meist ähnlich wie eine Grippe mit plötzlich einsetzendem hohen Fieber. Hinzu kommen Kopf- und Gliederschmerzen sowie Bauchschmerzen. Bei einem Teil der Erkrankten entwickelt sich ein Nierenversagen, das dialysepflichtig werden kann, sich jedoch in der Regel zurückbildet.

Aktuelle Informationen zum Infektionsgeschehen in Baden-Württemberg (InfektNews) sowie Grafiken finden Sie hier.

Anlage
Hantavirus-Fälle Baden-Württemberg nach Meldejahr und Meldekreis (2018 bis 2021 / 2021 Stand 11. Februar) (pdf, 128 KB)