Die Grabungen an der Basler Straße in Bad Krozingen, die seit November vergangenen Jahres durchgeführt werden, stehen kurz vor dem Abschluss. Anlass waren die Pläne der Stadt zur städtebaulichen Neuordnung des Geländes am Rathausplatz. Da die Pläne auch archäologisch relevante Bereiche berühren, ist das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) vor Ort und dokumentiert die Funde. Am Donnerstag gaben Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Bad Krozingen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LAD sowie der beauftragten Grabungsfirma „Archbau“ bei einem Pressetermin Auskunft über die Funde.
„Wir haben in diesem Gebiet schon in den vergangenen Jahren immer wieder Siedlungsspuren vorgeschichtlicher, römischer und mittelalterlicher Zeitstellung gefunden. Aufgrund der historischen Überlieferung war mit weiteren Funden zu rechnen“, sagte Bürgermeister Volker Kieber.
Die aktuelle Rettungsgrabung förderte nun tatsächlich wichtige Strukturen zur Ortsgeschichte im Zentrum Bad Krozingens zutage. Südlich der Basler Straße wurden erstmals die Überreste der römischen Zivilsiedlung von Bad Krozingen aufgedeckt, darunter drei Brunnen mit Holzkasten. „Diese Brunnen erlauben Rückschlüsse auf die Struktur der im 1. Jahrhundert nach Christus gegründeten und bis zu Beginn des 3. Jahrhunderts nach Christus genutzten Straßensiedlung, die bislang vor allem durch ihr Töpferareal südlich des mittelalterlichen Ortskerns bekannt ist“, erläuterte Marcel El Kassem, Gebietsreferent beim LAD.
An der Geländekante östlich der Basler Straße wurde eine lange Mauer freigelegt, die das höhergelegene Gelände zwischen Sankt-Alban-Kirche und Rathaus begrenzt. Im südlichen Bereich wurde ein Teil des Ortsfriedhofs erfasst. Dr. Bertram Jenisch vom LAD erläuterte: „Die spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Gräber waren gut erhalten, sodass teilweise sogar noch die Holzsärge erkennbar waren.“
Unmittelbar vor dem Rathaus kamen zudem Reste der mittelalterlichen Ortsburg zutage. Von den ältesten Bauten des Landeck‘schen Schlosses hat sich das Fundament eines turmartigen Gebäudes erhalten. Anhand vorgefundener Geschirrkeramik und Ofenkacheln kann der Bau in das frühe 13. Jahrhundert datiert werden. Das Gebäude wurde nach einem Brand umgestaltet. Das jüngere Anwesen besaß sogar eine für den ländlichen Raum eher untypische mit Stein ausgekleidete Schachtlatrine.
Der erhöhte Bereich um Kirche und Ortsburg war von einem breiten Graben umgeben, der wohl im 18. Jahrhundert angelegt oder überformt worden ist. Nach seiner Verfüllung im 19. Jahrhundert erfolgte eine Bebauung mit einfachen Häusern. Deren Fundamente waren auf Holzbalken errichtet, um Setzungsrissen vorzubeugen. Aus dieser Zeit stammt auch ein Brunnen, in dem noch die aus einem durchbohrten Kiefernstamm gefertigte Pumpe steht.
Über einige Erkenntnisse zur Geschichte Bad Krozingens freute sich Bürgermeister Volker Kieber ganz besonders: „Die größte Überraschung für mich war, dass sich mein Büro genau an der Stelle befindet, an dem schon im Mittelalter der Ortsherr seinen Arbeitsplatz hatte.“
Die Funde werden nun soweit möglich gesichert und vom LAD näher untersucht. Danach werden sie im Fundmagazin in Rastatt aufbewahrt. Archäologische Funde wie Mauerreste verbleiben vor Ort im Boden.
Sarg mit Knöpfen (Quelle: LAD im RPS)
Römischer Brunnen (Quelle: LAD im RPS)