Pressemitteilung

Archäologische Denkmalpflege - Forschungen und Grabungskampagne an der „Teufelsmauer“ bei Heubach – Ausgrabungen stehen vor dem Abschluss

​Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Archäologinnen und Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege sind seit dem vergangenen Jahr auf dem Mittelberg bei Heubach-Lautern tätig. Im Zentrum ihres Interesses steht die sogenannte „Teufelsmauer“, eine mächtige Befestigung aus vorgeschichtlicher Zeit, über deren Alter und Funktion bisher so gut wie nichts bekannt war. Zwei mehrmonatige Grabungskampagnen, die mit freundlicher Unterstützung der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg durchgeführt werden konnten, haben inzwischen Licht in das Dunkel um den Mittelberg geworfen.

 

Aus diesem Anlass laden wir Sie recht herzlich ein zur öffentlichen Informationsveranstaltung

 

Archäologische Forschungen in der Rosenstein-Region

Erste Ergebnisse der Ausgrabungen an der „Teufelsmauer“

auf dem Mittelberg bei Heubach

Dienstag, 19. September 2017, 19:00 Uhr

Kulturhaus Silberwarenfabrik, Hauptstraße 63, 73540 Heubach

 

Die einführenden Grußworte werden von Landrat Klaus Pavel und Bürgermeister Frederick Brütting gehalten. Im Anschluss wird Dr. Christian Bollacher, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, in einer rund 45-minütige PowerPoint-Präsentation Einblick in die archäologische Situation am Rosenstein, die aktuelle Arbeit der Archäologen sowie die ersten handfesten Ergebnisse der letztjährigen und der aktuellen Ausgrabung geben. Originale Fundstücke der Grabung können besichtigt und fotografiert werden. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, Fragen an die Beteiligten zu richten. Der Termin ist bis 20:30 Uhr angesetzt.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Désirée Bodesheim

Pressestelle Regierungspräsidium Stuttgart, Tel.: 0711/904-10002   

 

   

Hintergrundinformationen

Die mächtige „Teufelsmauer“, ein 400 Meter langer Steinwall mit vorgelagertem Graben, der die Kuppe des Mittelbergs bei Heubach-Lautern in schnurgerader Linie quert, ist Teil eines vielgliedrigen Ensembles vorgeschichtlicher Befestigungen, das die Albrandhöhen des Albuchs im Bereich von Rosenstein, Mittelberg und Hochberg prägt. Eine systematische Erforschung dieser Anlagen nach modernen archäologischen Gesichtspunkten hat bisher noch nicht stattgefunden, entsprechend wenig war über die eindrücklichen Anlagen bekannt.

 

Das Landesamt für Denkmalpflege hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese Anlagen, die aufgrund ihrer Größe zu den bedeutendsten archäologischen Kulturdenkmalen des Landes gehören, wissenschaftlich zu erforschen. Seit 2016 ist ein Archäologenteam unter der Leitung von Dr. Christian Bollacher dabei, die zeitliche Stellung und die Funktion der befestigten Niederlassung auf dem Mittelberg durch systematische Ausgrabungen zu klären.

 

Wie sich nun zeigt, handelt es sich bei der „Teufelsmauer“ um ein Bauwerk aus der Zeit um 400 v. Chr., die im archäologischen Fachjargon als „frühe Latènezeit“ bezeichnet wird. Die Baumeister waren Kelten. Offenbar wurde für die Konstruktion des Befestigungswerkes eine Materialkombination von Holz, Erde und Bruchsteinen gewählt – der heute so eindrücklich erhaltene Steinwall stellt somit lediglich das Verfallsprodukt einer komplexen Mauerkonstruktion dar. Im Schutze dieser Mauer scheint sich auf der Kuppe am Albtrauf eine lebendige Siedlung entwickelt zu haben. Zahlreiche Scherbenfunde zeittypischer Keramik künden von der Vorratshaltung und der Speisezubereitung in den einzelnen Haushalten. Darüber hinaus liegen Hinweise auf Textilherstellung sowie Eisen- und Buntmetallverarbeitung vor. Das etwa faustgroße Fragment einer Steinskulptur aus ortsfremdem Gneis-Gestein ist ein bisher einmaliger Fund, dessen abschließende Deutung noch aussteht.

 

Schon nach der zweiten Grabungskampagne auf dem Mittelberg ist somit ein erheblicher Forschungsfortschritt zu verzeichnen. An die Stelle von Mutmaßungen ist das Bild einer keltischen Siedlung getreten, das sich mit zunehmender Erkenntnis mehr und mehr zu klären beginnt. Neben dem Mittelberg sollen auch die benachbarten Berge Rosenstein und Hochberg in den Focus künftiger Forschungen rücken.