Aktuelle Meldung

Auf den Spuren der Kelten

Interaktiver „Kelten-Erlebnis-Pfad“ führt die Besucher in eine Zeit vor über 2.000 Jahren

Leere Notizzettel auf Holzwand gepinnt

Der Heidengraben auf der Schwäbischen Alb zwischen Grabenstetten, Hülben und Erkenbrechtsweiler zählt zur einst größten keltischen Siedlung in Europa. Seit kurzem können die Besucherinnen und Besucher dank Smartphone oder Tablet mittels einer App auf dem rund sechs Kilometer langen Erlebnisweg in eine längst vergangene Epoche eintauchen. Die offizielle Eröffnung fand am 20. Juli 2021 statt.

Mitten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb befand sich einst die größte Stadt der Kelten: der Heidengraben. Rund 10.000 Kelten lebten zu Hochzeiten um 100 vor Christi zwischen Grabenstetten und Hülben im Landkreis Reutlingen und Erkenbrechtsweiler im Landkreis Esslingen. Mit den Befestigungen des Heidengrabens und dem Grabhügelfeld beim Burrenhof sind auch heute noch Zeichen dieser Geschichte auf der Vorderen Alb sichtbar. „Wir haben uns oft gefragt, wie es wohl damals gewesen sein muss. Wie haben sich die Kelten fortbewegt, was haben sie gegessen und mit wem Handel betrieben?“, so die drei Bürgermeister Roland Deh (Grabenstetten), Siegmund Ganser (Hülben) und Roman Weiß (Erkenbrechtsweiler).

Im Zuge der Überlegungen zum geplanten Heidengrabenzentrum wurde die Idee geboren, die Geschichte der Kelten auf einem Pfad erlebbar zu machen. Dabei war es den Initiatoren von Anfang an wichtig, dass der „Kelten-Erlebnis-Pfad“ nicht nur ein Angebot für Jung und Alt ist. Der Großteil der ca. sechs Kilometer langen Route wurde bewusst auf geteerte und geschotterte Wege gelegt, darüber hinaus werden die Inhalte haptisch, in Audiosequenzen sowie in einfacher Sprache, in Blindenschrift sowie in englischer Sprache angeboten. „Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, geistiger Behinderung, Rollstuhlfahrerinnen/Rollstuhlfahrer oder Lenkerinnen/Lenker von Kinderwägen können am Heidengraben barrierearm auf den Spuren der Kelten wandeln“, zeigte sich der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser begeistert von dem inklusiven Geschichtserlebnis.

An insgesamt neun Wissens-, Erlebnis- und Mitmachstationen können die Besucherinnen und Besucher Interessantes und Wissenswertes über die Kelten, den Heidengraben sowie die Natur und Landschaft des UNESCO-Biosphärenreservats und des UNESCO Global Geoparks Schwäbische Alb erfahren. Wissenschaftliche Grundlage für die Informationen sind die seit vielen Jahren laufenden Grabungen der Expertinnen und Experten des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart sowie der Universität Tübingen. „Die archäologische Erforschung des Großdenkmals ‚Heidengraben‘ hat in jüngster Zeit mit den Geländeaktivitäten des Landesamts für Denkmalpflege und der Universität Tübingen einen neuen Höhepunkt erfahren. Dabei wurden zahlreiche, bislang unbekannte Aspekte der Besiedlungsgeschichte entdeckt, die bereits in das Vermittlungskonzept eingeflossen sind“, betonte der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer die Bedeutung von Forschung und Vermittlung.

Anhand einer App, welche fotografische und digitale 360-Grad-Rekonstruktionen enthält, erhalten die Besucherinnen und Besucher ein möglichst reales Bild der keltischen Lebenswelt. Mit Hilfe detaillierter, computergenerierter Bilder und Videosequenzen ist ein Gang durch Zeit und Raum möglich.

ZWECKVERBAND
Die Gesamtkosten des „Kelten-Erlebnis-Pfads“ belaufen sich auf rund 545.000 Euro. Davon tragen die drei Gemeinden rund 265.000 Euro. Die erste Projektphase „Planung und Konzeption“ wurde mit ca. 41.000 Euro durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb gefördert. Für den zweiten Schritt der Projektphase, „die inhaltliche Umsetzung und den Bau“ konnte eine Förderung durch LEADER Mittlere Alb über rund 239.000 Euro verzeichnet werden. "Wir Akteure sind sehr glücklich darüber, dass wir dank der LEADER-Fördermittel mit dem Kelten-Erlebnis-Pfad etwas Einzigartiges geschaffen haben. Ein Projekt, das unbürokratisch gemeinde-, landkreis- und regierungspräsidiumsübergreifend verwirklicht werden konnte. Ein interaktives Tool, das uns das kulturhistorische Erbe sichtbar und erlebbar macht. Es macht unser Biosphärengebiet Schwäbische Alb noch attraktiver, zumal bei der Umsetzung auch ein wichtiger Beitrag zur Inklusion und Integration geleistet wurde. Denn die Informationsstationen sind barrierearm gestaltet und die Informationen zum spätkeltischen Oppidum Heidengraben sind auch in englischer Sprache abrufbar,“ lobte Landrat Dr. Ulrich Fiedler das Projekt und unterstrich in seiner Funktion als Vorsitzender von LEADER Mittlere Alb, die Förderung.

Mit dem „Kelten-Erlebnis-Pfad“ ist ein interkommunales und über zwei Landkreise sowie zwei Regierungsbezirke übergreifendes Projekt entstanden, das Impulse einer nachhaltigen Entwicklung im Ländlichen Raum setzt. „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit diesem Projekt dazu beitragen, die Region zu beleben, lebenswerte Dörfer zu erhalten, den touristischen Wert unserer Region zu steigern und die regionale Wirtschaft zu fördern,“ äußerte sich der Esslinger Landrat Heinz Eininger mit Ausblick auf eine positive Regionalentwicklung.

Auch die Planungen für das Heidengrabenzentrum sind bereits weit vorangeschritten. 2022 soll der Spatenstich erfolgen. In dem Zentrum sollen den Besucherinnen und den Besuchern Informationen ebenfalls multimedial präsentiert und erlebbar gemacht werden. Das Konzept wird eng mit dem des „Kelten-Erlebnis-Pfades“ verknüpft sein und aufeinander aufbauen. Mit dem neuen „Kelten-Erlebnis-Pfad“ und dem geplanten Informationszentrum wird der Heidengraben nun erstmals, auf spannende Art und Weise, für alle Besucherinnen und Besucher als einmaliges Kultur- und Landschaftsdenkmal von europäischem Rang erleb- und begreifbar,“ informierte Dr. Gerd Stegmaier die Gäste, der in seiner Funktion als wissenschaftlicher Referent der drei Gemeinden einen Einblick gab.

Hintergrundinformationen:
Nutzung der App (Kelten-Erlebnis-Pfad, (Firma CMC Engineers GmbH))
Aufgrund der großen Datenmenge der App, wird empfohlen, sich die App bereits zu Hause in den jeweiligen App Stores herunterzuladen. Ein Download ist selbstverständlich auch vor Ort am „Startpunkt S“ am Informationspavillon möglich. Dort können Sie kostenfrei einen WLAN Hotspot nutzen.

Flyer
Für alle die den Weg ohne App nutzen wollen, gibt es auch einen Flyer. Dieser ist bei der Geschäftsstelle des Zweckverbandes „Region am Heidengraben“, im Rathaus Hülben erhältlich.

Parken
Der Parkplatz Hochholz eignet sich hervorragend als Startpunkt für den „Kelten-Erlebnis-Pfad“. Von dort aus werden Sie zu den jeweiligen Stationen und zum „Startpunkt S“ am Informationspavillon geleitet.

Quelle: Zweckverband Region Heidengraben