Seit Anfang August wird die Filsbrücke bei Plochingen unter halbseitiger Sperrung der Fahrbahn vom Regierungspräsidium Stuttgart instandgesetzt.
Regierungspräsidentin Susanne Bay hat heute (11. Oktober 2022) die Baustelle besucht und die vormittägliche Umstellung der vor Ort eingerichteten Wechselverkehrsführung zum Anlass genommen, sich ein Bild von deren verkehrlichen Wirkung zu machen. Die Wechselverkehrsführung ermöglicht es, trotz der erforderlichen Reduzierung der Fahrspuren auf der B 10 aufgrund der Sanierungsmaßnahme, zu den Hauptverkehrszeiten zwei Spuren einer Richtungsfahrbahn aufrecht zu erhalten.
„Sanierungsmaßnahmen an Straßen oder Brücken verbessern nachhaltig die Verkehrsinfrastruktur. Währenddessen beeinträchtigen sie aufgrund notwendiger Vollsperrungen oder Fahrbahnreduzierungen nicht selten die Verkehrsströme und stellen Verkehrsteilnehmende ebenso wie Anliegerinnen und Anlieger vor Herausforderungen. Daher arbeiten wir als Regierungspräsidium immer sehr daran, die verkehrlichen Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Wo die Verkehrsmengen so groß sind wie hier auf der Filsbrücke, soll die Wechselverkehrsführung verhindern, dass eine Fahrspurreduzierung vor allem im stauanfälligen Berufsverkehr zu erheblichen Stauungen führt“, sagte Regierungspräsidentin Bay.
Wechselverkehrsführung
Die B 10 – wichtige Ost-West-Verbindung für den Wirtschaftsraum Stuttgart – wird im Bereich der Filsbrücke bei Plochingen täglich von rund 50.000 Fahrzeugen befahren. Da die Bundesstraße im Bereich der Filsbrücke über keine Standspur verfügt, auf die der Verkehr während der Brückeninstandsetzung verschwenkt werden könnte, können nicht alle vier Fahrspuren aufrechterhalten werden. Daher wurde eine Wechselverkehrsführung eingerichtet, die zweimal täglich umgestellt wird. Sind Fahrspurreduzierungen wie auf der B 10 im Bereich der Filsbrücke unvermeidlich, so wird geprüft, ob Möglichkeiten zur Stauvermeidung vorliegen, das heißt auch zum Beispiel die Voraussetzungen zum Betrieb einer Wechselverkehrsführung.
Eine solche Einrichtung ist nur dort sinnvoll, wo die Verkehrsmengen so groß sind, dass eine Fahrspurreduzierung zu erheblichen Stauungen führt und gleichzeitig die Verkehrsmengen der gegengesetzten Fahrtrichtungen über den Tagesverlauf stark gegenläufig sind. Im Fall der B 10 bei Plochingen wurde dies in der Planungsphase durch Zählungen des Verkehrsaufkommens in beiden Fahrtrichtungen geprüft: morgens findet rund 70 Prozent mehr Verkehr in Richtung Stuttgart statt, nachmittags bis abends dagegen mehr Verkehr in Richtung Göppingen.
Konrad Bader, Leiter des Sachgebiets Bauwerkserhaltung im Regierungspräsidium Stuttgart, erläuterte die technischen Details: „Vor der Einrichtung der Wechselverkehrsführung mussten zunächst die vorhandenen Mittelstreifenüberfahrten instandgesetzt werden. Für die Verkehrssicherung wurden dynamisch steuerbare LED Verkehrsschilder aufgestellt, die mit Solarstrom versorgt werden und über eine Funkverbindung verfügen. So können die Anzeigen vom PC aus zu den jeweiligen Umstellungszeiten geschaltet werden. Um Falschfahrten zu verhindern, wird die wechselnde Fahrspur durch Quer- beziehungsweise Längsstellung einer elektrisch schwenkbaren Leitplanke blockiert oder freigegeben. Diese kann per Knopfdruck elektrisch betrieben werden.“
Sollte es in der Fahrtrichtung Stuttgart trotz der Wechselverkehrsführung zu Stauungen kommen, wurde zur Vermeidung von Auffahrunfällen eine Stauwarnanlage eingerichtet. In der Gegenrichtung von Stuttgart kommend wurde aufgrund der vorhandenen Begrenzung der zulässigen Geschwindigkeit von 80 km/h auf eine Stauwarnanlage verzichtet.
Susanne Bay zeigte sich begeistert vom hohen technischen Niveau der Einrichtung: „Die hier eingerichtete elektrisch betreibbare und aufgrund der Funkverbindung online steuerbare Verkehrswechselführung entspricht modernsten Anforderungen. Nach unserem Kenntnisstand werden aktuell deutschlandweit nur an vier weiteren Baustellen solche betrieben. Somit zeigt sich, dass wir hier in Baden-Württemberg auch in Sachen Baustelleneinrichtung ganz vorne mit dabei sind.“
Sanierungsmaßnahmen Filsbrücke
Das Bauwerk aus dem Jahr 1977 führt die B 10 mit einer Spannweite von etwa 210 Metern über die Fils auf Höhe Plochingen. Bei der Brückeninstandsetzung werden im Fahrbahnbereich sowohl die Asphaltbeläge einschließlich der Brückenabdichtung als auch der Fahrbahnübergang erneuert. Auf der südlichen Brückenkappe werden die Leitplanken und das Geländer erneuert. Die Kappenrandsteine werden durch einen Schrammbord aus Beton ersetzt, im Bereich der Kappen selbst werden punktuelle Schadstellen saniert. An der Brückenunterseite werden ebenfalls schadhafte Stellen im Beton instandgesetzt. Zudem werden die Bauwerksfugen abgedichtet sowie die Entwässerungsleitungen erneuert.
Die Bauwerksinstandsetzungsarbeiten erfolgen halbseitig in zwei Bauphasen. Da einige Arbeitsvorgänge etwa zum Trocknen oder Aushärten notwendig sind und auch Arbeiten unter der Brücke und im Brückenhohlkasten außerhalb des einsehbaren Bereichs stattfinden, sind nicht zu jeder Zeit Arbeitsaktivitäten sichtbar.
Aufgrund von schlechter Witterung haben sich die Arbeiten auf der Baustelle verzögert. Damit kann die Maßnahme nicht wie ursprünglich geplant Anfang November, sondern voraussichtlich erst Ende November abgeschlossen werden.
Der Bund investiert mit der Maßnahme rund 2,7 Millionen Euro in den Erhalt der Infrastruktur.
Das Regierungspräsidium Stuttgart bittet alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die Beeinträchtigungen während der Bauzeit.
Aktuelle Informationen über Straßenbaustellen im Land können Interessierte auf der Internetseite der Straßenverkehrszentrale des Landes Baden-Württemberg abrufen. VerkehrsInfo BW gibt es auch als App (kostenlos und ohne Werbung).