Pressemitteilung

Bau und Kunstdenkmalpflege: Das Kleindenkmalprojekt – eine Erfolgsstory im Landesamt für Denkmalpflege

Ende und Neuanfang ehrenamtlicher Tätigkeit

Pestkapelle in Eigeltingen-Rorgenwies, seit 1717 belegt

2001 startete auf Anregung und Initiative der großen Landesvereine Schwäbischer Heimatbund, Schwäbischer Albverein, Schwarzwaldverein und Badische Heimat sowie der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale das im Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelte Kleindenkmalprojekt. Und aus einst geplanten vier Jahren Projektlaufzeit wurden schließlich 23. Wegen seines großen Erfolgs und des überwältigenden und in dieser Dimension nicht erwarteten Engagements von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wurde aus den Kleindenkmalen ein Großprojekt der Denkmalpflege: Mehr als der Hälfte der Landkreise in Baden-Württemberg wurden erfasst und dokumentiert. Zirka 2.800 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben rund 85.000 Kleindenkmale in Baden-Württemberg entdeckt und erforscht.

Landeskonservatorin Prof. Dr. Ulrike Plate, Mitbegründerin und langjährige Begleiterin des Projekts, fasst zusammen: „Dass Tausende von Bürgerinnen und Bürgern an einem Projekt ehrenamtlich teilgenommen haben, das dann unter der Federführung des Denkmalamtes des Landes fast zwei Dutzend Jahre lief und von ihm im Wesentlichen getragen wurde, hat enorm viel zum Verständnis der Aufgaben der Denkmalpflege beigetragen.“ Martina Blaschka, die langjährige Leiterin des Projekts, geht nun in Ruhestand und wünscht sich: „Auch für die Zukunft gilt: Kleindenkmale sind in der Kulturlandschaft sichtbarer und im wahren Wortsinn begreifbarer Teil der Erinnerungskultur. Sie sind es wert, auch nach Projektende, geschätzt und im Auge behalten zu werden.“

Nach der Beendigung des Projekts können die mittlerweile digitalisierten Dokumentationen über die Kleindenkmale in den zuständigen Kreis- und Stadtarchiven, oft auch über die Homepages der Kreise, eingesehen und für Verwaltungs- und Forschungszwecke oder für Vorträge und Wanderungen genutzt werden. Die beteiligten Landesvereine und das LAD haben das Projekt stets mit Interesse begleitet. Es wird als das größte ehrenamtliche Projekt in der Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landes angesehen, bei dem sich Tausende Bürgerinnen und Bürger beteiligt und dadurch aktiv beim Erhalt der Kulturlandschaft engagiert haben. Bei der Umsetzung der Erfassungsarbeit konnten sich die Projektverantwortlichen auf eine große Unterstützung und die engagierte Mitarbeit von anderen Institutionen und Vereinen verlassen, wie die Kreisarchive, die Stadtarchive, Vermessungsämter, die unteren Denkmalschutzbehörden und regionale Heimat- und Geschichtsvereine.

Ein Ziel hat das Projekt unbestritten erreicht: Der Begriff Kleindenkmal, den früher nur die wenigen Forscherinnen und Forscher auf dem Gebiet kannten, ist nun in der Öffentlichkeit bekannt und etabliert. Das macht auch die Vielzahl von Tagungen, Seminaren, Fortbildungen und Publikationen der unterschiedlichsten Art deutlich, die in der Folge und auf der Grundlage der Erfassungsarbeiten erschienen sind und die die große Bandbreite der Kleindenkmale und auch ihre regionalen Unterschiede zum Thema haben. Einen umfangreichen Überblick bietet das Arbeitsheft 43 „Kleindenkmale Baden-Württemberg. 20 Jahre erfassen und dokumentieren im Ehrenamt“, dass das LAD 2021 herausgegeben hat. Für die Arbeit der Denkmalpflege bilden die Dokumentationen eine gute Grundlage, auf die zurückgegriffen wird und werden kann.

2024 wird das LAD die ehrenamtliche Tätigkeit in der Denkmalpflege neu aufstellen und mit neuen Formaten interessierte Denkmalfreundinnen und Denkmalfreunde bei der Erhaltung und beim Engagement für Kulturdenkmale im Land begleiten und unterstützen. Die Erfolgsstory wird also fortgesetzt.

Fotos:
Abbildung 1: Demmler-Denkmal, 1621, Stuttgart-Vaihingen (LAD im RPS, Felix Pilz) (jpg, 2.8 MB)
Denkmal für Veit Demmler, Sohn eines Calwer Tuchfabrikanten, der hier im Alter von 13 Jahren starb.
Abbildung 2: Radschuhstein-Tafel (LAD im RPS, Andreas Dubslaff) (jpg, 7.9 MB)
Freiberg am Neckar-Beihingen, Gusseisen, gefertigt in den Königlichen Hüttenwerken Königsbronn
Abbildung 3: Radschuhstein in Auenwald-Ebersberg (LAD im RPS, Ulrike Plate) (jpg, 5.4 MB)
Radschuhstein oder Hemmschuhstein im Schwäbischen Wald
Abbildung 4: Gruppenbild bei der Exkursion im Rahmen der Internationalen Kleindenkmaltagung 2022 (LAD im RPS, Ida Nerrlich) (jpg, 1.8 MB)
Abbildung 5: Pestkapelle in Eigeltingen-Rorgenwies, seit 1717 belegt (Franz Hofmann, Kreisarchiv Konstanz) (jpg, 594 KB)
Abbildung 6: Gedenkstein in Birkenfeld-Gräfenhausen (Barbara Hauser, Neuenbürg) (jpg, 1.0 MB)
Inschrift „Hie ist der Ort, wo mit dem Schwert vom Leben zum Tod gerichtet wird“, 1752
Abbildung 7: Nepomuk auf der Steinbrücke Zaisenhausen (LAD im RPS, Karl Fisch) (jpg, 746 KB)
Auf der zweibogigen Steinbücke über die Ette: Statue des Brückenheiligen Nepomuk, 1780
Abbildung 8: Ruhebank, „Gruhe“ in den Esslinger Weinbergen (LAD im RPS, Karl Fisch) (jpg, 986 KB)
Abbildung 9: „Forstknechtstein“ Herrenberg-Kuppingen (Detlef Meissner, Eberdingen) (jpg, 8.6 MB)
Forstknecht Jakob Seibold wurde in den 1620er Jahren von einem Wilderer angeschossen und starb wenige Tage danach.
Abbildung 10: Bildstock mit dem Motiv des „Heiligen Wandels“ 1787 in Hohenstadt (LAD im RPS, Iris Geiger-Messner) (jpg, 4.3 MB)
Abbildung 11: Marktbrunnen in Nürtingen von 1787 (LAD im RPS, Iris Geiger-Messner). (jpg, 1.1 MB)
Brunnen auf dem Marktplatz in Nürtingen, achteckiger Trog, Säule bekrönt mit Herzogshut und Stadtwappen
Abbildung 12: Grenzstein in Freiburg-Ebnet, Stadtwald Distrikt Roßkopf, 1790 (Bernd Ebbmeyer, Freiburg). (jpg, 3.5 MB)
Gemarkungsgrenze zwischen Freiburg-Waldsee und Freiburg-Ebnet, Wappen der von Sickingen, 5 Kugeln, (Ebnet gehörte zu der Zeit zur Sickingschen Grundherrschaft im Dreisamtal), darin das E für Ebnet, und das Wappen von Freiburg.
Abbildung 13: Bildsäule „Dreifaltigkeitssäule“ Stegen-Eschbach Breisgau-Hochwarzwald, 1770 (Bernd Ebbmeyer, Freiburg) (jpg, 3.4 MB)
Gnadenstuhl als Motiv der Dreifaltigkeit, Gott Vater, auf der Erdkugel thronend, hält das Kreuz mit Christus mit der Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Geschaffen hat die Dreifaltigkeitssäule 1770 der Freiburger Bildhauer Franz Anton Xaver Hauser (1739-1819) aus Pfaffenweiler Sandstein. Gestiftet wurde die Bildsäule von Peter Humel und sein Frau Agatha Hauerin. Sie sind als Stifter auf der Sockelinschrift angegeben.