Pressemitteilung

Denkmalpflegerischer Werteplan zu den Gesamtanlagen „Altensteig“ und „Altenstein-Berneck“, Landkreis Calw

​Sehr geehrte Damen und Herren,

der denkmalpflegerische Werteplan für die Gesamtanlagen  „Altensteig“ und „Altensteig Berneck“, dessen historische Stadtkerne seit 1983 als Gesamtanlagen geschützt sind, ist fertig gestellt. Das Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart wird dieses neue Planungsinstrument der städtebaulichen Denkmalpflege am kommenden Montag, 12. Dezember 2016 um 15.00 Uhr offiziell Herrn Bürgermeister Gerhard Feeß im Rathaus in Altensteig übergeben.

Sie sind herzlich zu der Veranstaltung

„Übergabe Denkmalpflegerischer Werteplan

zu den Gesamtanlagen „Altensteig“ und „Altensteig-Berneck

am 12. Dezember 2016, 15.00 Uhr

im Rathaus in Altensteig“

eingeladen.

Zur besseren Planung des Termins bitten wir um eine kurze Rückmeldung (EMailmatthias.kreuzinger@rps.bwl.de oder unter 0711/904-10002). Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Kreuzinger

Regierungspräsidium Stuttgart   

   

Hintergrundinformationen:

Die Stadt Altensteig geht aus der um 1100 erstmals bezeugten Burg hervor, die 1240 Sitz der Vögte von Altensteig, die bis ins 14. Jahrhundert Gefolgsleute der Grafen von Hohenberg waren. Als sich 1355 eine eigene Altensteiger Linie begründete entwickelte sich aus dem wohl schon vorhandenen Burgweiler die Stadt an dem, nach Süden abfallenden Hang links der Nagold. Das Amt und Altensteig, seit 1535 zu Baden-Durlach gehörig wurde 1603 an Württemberg veräußert.

Beherrscht wird die Stadt durch das „Alte und Neue Schloss”, das gegen die Bergseite durch eine mächtige Schildmauer mit Buckelquadern befestigt ist, an dem sich stadtseitig ein Fachwerkbau mit teilweise gut erhaltener Innenausstattung des 14. und 15. Jahrhunderts anschließt. Zusammen mit dem, innerhalb eines mit spätgotischen Rundtürmen besetzten Mauerrings liegenden Neuen Schloss, einem spätmittelalterlichen Fachwerkbau über massivem Sockelgeschoss, beherrscht die Anlage bis heute die Stadtansicht von Süden. Vom Norden her blieb der Charakter der wehrhaften Burg durch die Distanz haltende Grünanlage erlebbar. Östlich des Schlosses steht die 1775 vor der Stadtmauer errichtete evangelische Kirche, ein spätbarocker Saalbau mit Ostturm, dessen Inneres durch eine schlüssige Renovierung der 1960iger Jahre geprägt wird.

 

Die Stadt selbst, die drei Zugänge besaß, erstreckt sich zwischen den von der Burg ausgehenden Schenkelmauern zum Tal hin. Der Stadtgrundriss wird durch die unregelmäßig sich an den Geländegegebenheiten orientierenden Straßen und Treppen geprägt. Das Zentrum bildet der auf halber Höhe des Hanges liegende Marktplatz, an dem auch das auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Rathaus steht. Die Bausubstanz wird durch die spätmittelalterlichen spitzgiebeligen Fachwerkbauten der Bürger- und Handwerkerhäuser geprägt, die weitgehend das Erscheinungsbild der Überformung des 19. Jahrhunderts tragen. Während der Verlauf der Schenkelmauern bis auf den heutigen Tag durch einen Grüngürtel von Gartengrundstücken ablesbar geblieben ist, entwickelte sich im Tal neben den alten Mühlenstandorten in den letzten zwei Jahrhunderten mit der Unter- oder Vorstadt das Handwerker- und Gewerbegebiet, welches hier die mittelalterliche Stadtbegrenzung auflöste und heute dem Geschäftszentrum Raum gibt. Die behutsame Stadtsanierung der 1980iger Jahre schrieb dieses geschlossen überkommene Bild der malerischen Stadtanlage ohne größere Eingriffe und Umgestaltungen fort und überlieferte so das in seiner Gesamtheit überzeugende Zeugnis der kleine Amtsstadt im Nordschwarzwald.

 

Berneck ist eine der kleinsten mittelalterlichen Stadtanlagen im nördlichen Schwarzwald. Der Name „Berneck” wird erstmals um 1150 im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach genannt. 1367 erhält der Burgweiler das Stadtrecht. Vermutlich durch Einheirat gelangen 1350 die Herren von Gültingen in den Mitbesitz von Burg und Stadt, ab 1395 werden sie als Alleinbesitzer genannt. Bis 1805 bleibt Berneck reichsunmittelbar.

Von der auf einem Bergsporn über dem Burgweiler gelegenen Burg konnten die zum Nagoldtal führenden Verkehrswege im tief eingeschnittenen Bruderbachtal und im Köllbachtal überwacht werden. Ein in den Felsen gehauener, heute aufgefüllter Halsgraben und eine mächtige, bis zu einer Höhe von 28 m erhaltene Schildmauer aus Buckelquadern sicherte die Burganlage gegen den weiter ansteigenden Hang.

Im Ortsgrundriss des ehemals befestigten Burgweilers öffnet sich die einzige Strasse, die Kirchgasse, hangwärts. Die schlichten Bürgerhäuser wurden in der Regel direkt an der Abbruchkante Bergrückens an der Stadtmauer errichtet. Die beiden Stadttore, das Obere und das Untere Tor sind nicht erhalten. Vor der südwestlichen Stadtmauer mit ihren hohen, im 19 Jh. erneuerten Substruktionen erschließt die steil ansteigende Schloßsteige den Bergrücken. Kirche (15. Jh.; M.18.Jh. erneuert), Rathaus (18.Jh.), Schule und Pfarrhaus (19. Jh.) prägen über dem Fuß des Felsspornes das spätmittelalterlich - neuzeitliche Ortsbild der Oberstadt.

Südwestlich der Burg wurde 1768 von den Freiherren von Gültingen das Untere Schloss errichtet, dem 1846/47 über baulichen Resten der ehem. Burganlage das Obere Schloss mit seinen beiden hoch über dem Ort aufragenden Giebelfronten vor der hohen Schildmauer folgte.

Landwirtschaftliche Funktionsbauten, Gasthäuser und der durch Stauung des Köllbaches entstandene See bestimmen bis heute das dörfliche Ortsbild der Unterstadt am Fuß des Bergspornes. In der Hanglage über dem Köllbachtal entstand ein jüngerer Vorort. Um das überlieferte Erscheinungsbild Altensteigs und Altensteig-Bernecks dauerhaft zu schützen und auch in Zukunft auf Veränderungen positiv einwirken zu können, hat die Stadt Altensteig bereits 1983 eine Gesamtanlagensatzung erlassen.

 

In den letzten Monaten wurden die denkmalpflegerischen Werte in den Gesamtanlagen präzise erfasst bzw. aktualisiert und anschaulich dargestellt. Genau dies ist die Intention des denkmalpflegerischen Werteplans: Hier werden nicht nur die Kulturdenkmale, sondern auch deren wesentlicher Kontext mit erhaltenswerten Gebäuden, Straßenzügen, Plätzen und Grünflächen dokumentiert. In Texten, Karten und Fotos werden alle Elemente, die den historischen, schützenswerten Stadtkern prägen, beschrieben und bewertet.

 

Der denkmalpflegerische Werteplan setzt dabei auf moderne, aber einfach zu bedienende Technik. Als Fachbeitrag des Landesamts für Denkmalpflege für die tägliche Praxis ermöglicht er einen unkomplizierten und schnellen Datenzugriff für alle an der Planung und dem Bau beteiligten Behörden.