Pressemitteilung

Ein Meilenstein der 1980er Jahre: HYSOLAR-Institut in Stuttgart steht unter Denkmalschutz

​Das HYSOLAR-Institut der Universität Stuttgart (heute Visualisierungsinstitut der Hochschule) ging 1987 bundesweit durch die Fachpresse und fehlt in keinem Überblick zur Architektur der 1980er Jahre. Jetzt wurde der wegweisende Bau vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in die Denkmalliste aufgenommen. „Als innovatives Schlüsselwerk der modernen Architektur ist das HYSOLAR programmatisch für zukunftweisende Forschung in Baden-Württemberg und es besitzt als junges Kulturdenkmal einen hohen Symbolgehalt“, betont Regierungspräsident Wolfgang Reimer.

Das 1986/1987 vom renommierten Architekturbüro Behnisch aus Stuttgart errichtete Forschungsgebäude für die Nutzung von Sonnenenergie ist aufgrund seiner spektakulären Ästhetik ein Schlüsselwerk der Architekturgeschichte. Die Architekten schufen eine neuartige Form – ganz auf die Aufgaben der Wissenschaftler zugeschnitten. Abseits der vorherrschenden Postmoderne in den 1980er Jahren entstand hier ein Meisterwerk des Dekonstruktivismus.

„Das HYSOLAR zeigt ein lockeres Spiel mit Bauelementen, macht den künstlerischen Akt erlebbar und bietet Forschern einen optimistischen Rahmen“, erklärt Prof. Dr. Claus Wolf, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, mit großer Begeisterung für den Bau.

Dieter Grötzinger vom Universitätsbauamt Stuttgart und damit baulich zuständig für das HYSOLAR freut sich über die Auszeichnung als Kulturdenkmal: „Wir sind stolz darauf, in unserem Baubestand am Campus Vaihingen eine solche Architekturikone zu besitzen.“

Die Stuttgarter Universität ist mit dem HYSOLAR um ein weiteres Kulturdenkmal reicher. „Baden-Württemberg hat einen repräsentativen historischen Bestand an Hochschulgebäuden aus allen Zeitepochen, jetzt auch aus den kreativen und innovativen 1980er Jahren“, so Prof. Dr. Claus Wolf.

Hintergrundinformationen:

1985 begann das HYSOLAR-Projekt, das mit Forschern Saudi-Arabiens und Deutschlands die Speicherungsmöglichkeit von Sonnenenergie in Wasserstoff erforschen und entwickeln sollte (HY = Hydrogen (Wasserstoff), SOLAR = hier Sonnenenergie). Der Bauantrag für ein eigenes Gebäude wurde 1986 durch das Universitätsbauamt Stuttgart mit Plänen des Architekturbüros Behnisch und Partner eingereicht. Im Juni 1987 konnte das Bauwerk nach sechsmonatiger Bauzeit bezogen werden. Neben dem Gebäude installierten die Wissenschaftler im Verlauf des Projektes eine Solaranlage für Forschungs- und Versuchszwecke. Im Gebäude arbeiteten etwa 60 internationale Wissenschaftler und Techniker aus den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnologie, Chemie, Materialwissenschaft, Elektronik, Thermodynamik sowie der Verfahrenstechnik. Das zehn Jahre dauernde Projekt wurde mit 83,5 Millionen DM finanziert. Neben Partnern aus Saudi-Arabien waren auch deutsche Institute maßgeblich beteiligt.

Das international renommierte Architekturbüro Behnisch und Partner äußerte sich in der Baubeschreibung von 1986 zu seinem Baukonzept: „Assoziative Elemente bestimmen den Entwurf. So denken wir bei Solarhaus oder Solararchitektur an das Spiel von Licht und Schatten, von Hell und Dunkel. Der Raum verändert sich, bewegt sich mit dem Lauf der Sonne. Wir haben die Vorstellung eines Hauses, das kein Haus mehr ist, sondern ein frei begehbares, offenes Volumen, verbunden durch Treppen, Rampen, Stege und Galerien.“ (zitiert nach Campusführer Stuttgart Vaihingen http://www.uni-stuttgart.de/hi/gnt/campus/Stationen/vaihingen/west/info_station_l1.html> 

Kulturdenkmale im Sinne des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg sind Sachen, Sachgesamtheiten und Teile von Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht. Kulturdenkmal kann alles sein, was über das menschliche Leben in der Vergangenheit Zeugnis ablegt – von der Eiszeitkunst und die Höhlen, aus der sie stammt, bis hin zur Staatsgalerie in Stuttgart.
Auf dem Bilderbogen unter https://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/bilderbogen/lässt sich die Vielfalt besonders gut erkennen. Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.denkmalpflege-bw.de>