Anlässlich der morgigen Eröffnung der Ausstellung „Steinzeitdorf und Keltengold. Archäologische Entdeckungen zwischen Alb und Neckar“, ein Ausstellungsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege und des Städtisches Museum im Kornhaus, Kirchheim unter Teck, fand heute im Städtischen Museum im Kornhaus ein gemeinsames Pressegespräch des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und der Stadt Kirchheim unter Teck statt.
Landeskonservator Dr. Jörg Bofinger und Mag. Simon Hye, beide Landesamt für Denkmalpflege, stellten gemeinsam mit der Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker die Ausstellung vor und standen für Fragen zur Verfügung.
Dr. Bofinger betonte: „Funde aus der Jungsteinzeit und das goldreiche Grab der Dame von Kirchheim stellen archäologische Highlights in der Region dar. Wir freuen uns, dass die interessanten Funde vom Hegelesberg nun in Kirchheim, quasi am Fundort, zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden können.“
Auch Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker ist sichtlich angetan von den Funden auf der Gemarkung ihrer Stadt: „Es macht mich stolz, dass in Kirchheim unter Teck so bedeutende Funde gemacht wurden. Wir haben die Grabungen im Gewerbegebiet Hegelesberg jederzeit, auch finanziell, unterstützt. Das Städtische Museum im Kornhaus ist der idealen Ort für die erstmalige Ausstellung des Keltengoldes und der steinzeitlichen Funde.“
Im Vorfeld der Erschließung eines knapp 7 Hektar großen Gewerbegebiets südwestlich der Stadt Kirchheim unter Teck wurden in den Jahren 2014 und 2015 großflächige Ausgrabungen durchgeführt. Dabei kamen erstmals neue Dokumentationstechniken zum Einsatz, die es ermöglichen, in kurzer Zeit große Flächen aus der Luft hochpräzise zu vermessen.
Die Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart untersuchten in der Flur „Hegelesberg“ in Kirchheim unter Teck eine Siedlung der Linearbandkeramik, der ältesten jungsteinzeitlichen Kulturgruppe in Südwestdeutschland. Neben den Siedlungsspuren aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. in Form von über 20 Langhäusern konnten am Fundplatz auch unerwartet jüngere Befunde nachgewiesen werden.
Das Grab einer reich mit Goldschmuck ausgestatteten keltischen Frau (ca. Mitte 6. Jh. v. Chr.) darf als kleine Sensation bezeichnet werden. Neben dieser, mit großem Aufwand geborgenen, Grabausstattung werden auch zwei weitere mit exotischen Materialien ausgestattete Frauengräber von anderen Fundstellen gezeigt. Diese Gräber werfen ein Schlaglicht auf die Bestattungssitten sozial höher gestellter Frauen in der ausgehenden Hallstattzeit.
Sowohl die flächig freigelegte jungsteinzeitliche Siedlung als auch das neu entdeckte hallstattzeitliche Grab und die Reste einer spätkeltische Siedlung von Kirchheim unter Teck lassen erkennen, welche Bedeutung die bereits in vorgeschichtlicher Zeitbesiedelte Landschaft im Umfeld der markanten Höhen von Teck und Limburg spielte.
In der Ausstellung, die vom 28. April bis zum 15. Juli 2018 besichtigt werden kann, werden erstmals die Ergebnisse und Funde der Ausgrabungen am „Hegelesberg“ der Öffentlichkeit präsentiert, ergänzt um wichtige Vergleichsfunde aus zwei reich ausgestatteten frühkeltischen Frauengräbern der Region.
Eine reich bebilderte Begleitpublikation von elf Autorinnen und Autoren ist in der Reihe Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, Band 78 erschienen und an der Museumskasse sowie über die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e. V. erhältlich (8,90 €).
Die Ausstellung und das Buch wurden gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg – Oberste Denkmalschutzbehörde.
Einladung Ausstellungseröffnung (pdf, 435 KB)
Ausstellungsflyer (pdf, 110 KB)
Restauriertes Großgefäß mit Knubben aus einer Abfallgrube im Zentrum der Siedlungsfläche, Foto: Yvonne Mühleis / LAD
Sechs Schläfenringe aus Gold, Foto: Yvonne Mühleis / LAD
Ein typischer Hausgrundriss der Linearbandkeramik, Foto: LAD
Goldschmuck der Dame von Kirchheim in Fundlage, Foto: Yvonne Mühleis / LAD