Pressemitteilung

Hochwasserschutz - Regierungspräsident Wolfgang Reimer übergibt Förderbeschei-de in Höhe von fast 1.9 Mio. Euro an Bürgermeister Frank Harsch (Gemeinde Braunsbach)

Das Land fördert den Ausbau des Reichenbaches in der Ortslage von Steinkirchen, Gemeinde Braunsbach (Landkreis Schwäbisch Hall) mit rund 1,3 Millionen Euro und den Ausbau des Orlacher Baches unterhalb des Ortsausgangs des Ortsteils Orlach der Gemeinde Braunsbach entlang der Landesstraße L 1036 mit rund 590.000 Euro.

Umweltminister Franz Untersteller und Regierungspräsident Wolfgang Reimer:
 „Ein so verheerendes Starkregenereignis wie in Braunsbach 2016 darf sich nicht wiederholen. Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes trägt das Land mit seiner Förderung bei.“

Mit einer Zuwendung des Regierungspräsidiums Stuttgart in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro kann der Reichenbach in Steinkirchen (Gemeinde Braunsbach) nach der Sturzflut im Mai 2016 nun ausgebaut werden. Die veranschlagten förderfähigen Kosten belaufen sich auf rund 1,7 Millionen Euro. Die Maßnahme des in der Unterhaltungslast der Gemeinde befindlichen Gewässers soll den Schutz der Bebauung gegen ein Hochwasserereignis sicherstellen, wie es statistisch betrachtet, alle hundert Jahre einmal auftritt. Die in den kommenden Jahren zu erwartende Klimaveränderung führt auch im Reichenbach zu einer Zunahme der Abflüsse, dem wurde in der Planung mit einem um 15 % höheren Bemessungsansatz Rechnung getragen.  

„Die geplanten Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt zur Erreichung  eines sehr guten Schutzniveaus in der Gemeinde Braunsbach“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller zu den Plänen der Gemeinde. „Dieses Niveau zu erreichen ist eine Gemeinschaftaufgabe von Stadt und Land, der sich Braunsbach und Baden-Württemberg gemeinsam stellen.“   

Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit werden im Bereich der bestehenden Brücke im Zuge der Landesstraße 1045 die Sohle vertieft und vorhandene Bachmauern mit Natursteinen erhöht. Das zweite wichtige Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Gewässerbetts gegen schädliche Erosionen. Auch hier wird die Ausführung stark von den beengten Platzverhältnissen innerorts geprägt. Das Bachbett in der Ortslage wird mit einer rauen Sohle aus Natursteinen mit Beton verklammert ausgeführt. Durch eine leichte Muldenform in der mittigen Bachbettsohle entsteht eine Niedrigwasserrinne. Die Fugen werden größtenteils mit anstehendem Substrat verfüllt. Wo topographisch möglich, werden kleine vorlandartige Aufweitungen hergestellt. Abstürze in der Gewässersohle werden als raue Rampen ausgeführt. Wo möglich, wird bereits vorhandenes Steinmaterial verwendet.
Mit einer weiteren Zuwendung des Regierungspräsidiums Stuttgart in Höhe von rund 590.000 Euro (förderfähige Gesamtkosten der Maßnahme rund 840.000 Euro) kann der Kräuchelbach als Zufluss zum Orlacher Bach unterhalb der Ortslage des Braunsbacher Ortsteils Orlach zum Schutz gegen Hochwasser und damit verbundene Erosionen ausgebaut werden. Der Bach wird im Wesentlichen als offenes Gerinne mit teilverklammerten Wasserbausteinen und teiloffenes Deckwerk mit Querriegeln im steileren Teilstück hergestellt. Die Zufahrtsmöglichkeiten zu angrenzenden Gebäuden werden weiterhin über eine Verdolung sichergestellt, die jedoch aufdimensioniert wird. Den Übergang in die natürliche Klinge bildet ein Tosbecken zur Energieumwandlung, welches die Fließgeschwindigkeit des Wassers reduzieren soll, bevor es in die naturbelassene Klinge fließt. 

„Parallel zum Gewässerausbau durch die Gemeinde Braunsbach“, so der Regierungspräsident weiter, „wird das Land als Straßenbaulastträger die ebenfalls unwetterbedingten Hangrutschungen der längs des Kräuchelbachs verlaufenden Landesstraße 1036 sanieren. Hierfür wendet das Land Mittel in Höhe von rund einer Million Euro auf“. Die direkte Straßenverbindung zwischen Braunsbach und Orlach ist seit dem Unwetter halbseitig bzw. beidseitig gesperrt. 

Neben der Förderung der Hochwasserschutzmaßnahmen lässt das Land aktuell für den Orlacher Bach in Braunsbach im Rahmen eines Pilotprojekts ein Murgang-Modell erstellen. Mittels des Murgang-Models sollen das Schadensereignis am Orlacher Bach rekonstruiert, weitere Gefährdungen durch Muren erhoben, entsprechende Gegenmaßnahmen vorgeschlagen und das verbleibende Restrisiko aufgezeigt werden. Es ist beabsichtigt, die Ergebnisse der Untersuchung soweit möglich auf die anderen beim Unwetter vom 29. Mai 2016 betroffenen Gewässer Braunsbachs, wie den Reichenbach, aber auch die in Mitleidenschaft gezogenen Gewässer Gerabronns, Ilshofens, Kirchbergs, Langenburgs und Wolpertshausens  zu übertragen.  Die aktuellsten Daten und Informationen zur Bearbeitung der Erosions- und Geschiebeproblematik sollen auch dort zur Verfügung gestellt werden.

Hintergrundinformationen:
Am Abend des 29.05.2016 wurde die 2518 Einwohner zählende Gemeinde Braunsbach im Landkreis Schwäbisch Hall von einer heftigen Sturzflut getroffen. Die sonst nur wenig Wasser führenden Bäche Orlacher Bach, Reichenbach und Schlossbach schwollen innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Strömen an und transportierten große Mengen Material in den Ort. Dabei wurden ganze Straßenzüge verwüstet und meterhohe Schuttberge aus Geröll, Holz, Autos und Schlamm aufgetürmt. Der Ortskern sowie große Bereiche der Infrastruktur wurden stark zerstört. Den stärksten Schadenseinfluss auf das Gesamtschadensbild hatte der Orlacher Bach.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat seit Frühsommer letzten Jahres eine Lenkungsgruppe eingerichtet, in der die verschiedenen Förderprogramme und Maßnahmen für Braunsbach koordiniert und aufeinander abgestimmt werden. Maßgeblich konnten für die Bewältigung der Schäden und den Wiederaufbau außer dem Sonderförderprogramm Braunsbach bereits Mittel aus den Programmen Städtebauförderung, Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, Tourismusförderung, Förderung Wasserwirtschaft gesichert werden. Es finden regelmäßige Koordinierungsbesprechungen mit der Gemeinde Braunsbach und dem Landratsamt Schwäbisch Hall sowie den Fach- und FörderreferentInnen des Regierungspräsidiums Stuttgart statt, in der aktuelle Themen und aufgeworfene Fragestellungen zum Wiederaufbau und dessen Finanzierung besprochen werden. 

Der jetzt geförderte Ausbau des Kräuchelbachs (einem Zufluss zum Orlacher Bach) unterhalb der Ortsklage von Orlach ist ein Gewässerausbau auf einer Länge von ca. 210 m. Der bestehende Bachlauf wurde zum größten Teil zerstört, die Hang- und Sohlbefestigungen wurden durch die Flut Ende Mai 2016 weggespült, die Zufahrt zu mehreren Gebäude war seither nicht mehr gegeben. Nach der Flutkatastrophe wurden die Gewässersohle sowie Ufer zunächst provisorisch wiederhergestellt. Nun erfolgt der endgültige  Ausbau des Baches mit einer Erhöhung der hydraulischen Leistungsfähigkeit auf den Abfluss der statistisch einmal in 100 Jahren auftritt. Die Abflusserhöhung durch den Klimawandel wird dabei berücksichtigt. 

Die Bauarbeiten des Gewässerausbaus der Gemeinde Braunsbach wurden gemeinsam mit der Sanierung der Hangrutschungen im Bereich der Landesstraße L 1036 ausgeschrieben. Die Landesstraße ist seit dem Unwetter einseitig bzw. zweiseitig gesperrt. Mit der Realisierung der Gesamtmaßnahme Straße und Wasserbau  wird die wichtige, direkte verkehrstechnische Verbindung zwischen dem Ortsteil Orlach und dem Hauptort Braunsbach wieder hergestellt. Die Kosten für die Hangsicherung im Bereich der L1036 trägt zu hundert Prozent das Land als Straßenbaulastträger.