Seit Montag, 4. Mai 2020, werden die Hochwasserschutzeinrichtungen in der Stadt Wendlingen/Neckar entlang des Neckars ertüchtigt. Das Hochwasserschutzkonzept sieht vor, die Siedlungsgebiete entlang des Neckars bis zum Jahr 2023 gegen ein hundertjährliches Hochwasser einschließlich den in den nächsten Jahren zu erwartenden größeren Hochwasserständen durch Klimaveränderungen zu schützen. Hierfür werden die bestehenden Hochwasserschutzdämme ertüchtigt und um einen Meter erhöht.
Die Ertüchtigung der Hochwasserschutzeinrichtungen ist ein Gemeinschaftsprojekt des Regierungspräsidiums Stuttgart und der Stadt Wendlingen/Neckar.
Heute (17. Juli) informierten das Regierungspräsidium und die Stadt Interessierte bei einer Baustellenführung über die Maßnahme.
Das Gesamtprojekt ist in drei Bereiche aufgeteilt:
Bereich 1: In einem ersten Schritt werden seit Anfang Mai alle Hochwasserschutzeinrichtungen auf der in Fließrichtung linken Neckarseite entlang der K 1219 ertüchtigt und erhöht. Dafür wurde die Kreisstraße zwischen Wendlingen und Unterensingen seit Montag, 4. Mai 2020, voll gesperrt. Diese Vollsperrung ist für drei Monate geplant.
Im Bereich Wert muss für den Hochwasserschutz ein Damm zwischen der K 1219 und den anliegenden Gewerbegrundstücken aufgeschüttet und zur Dichtung eine sogenannte Spundwand in den Untergrund gerammt – und somit verankert – werden.
Als Vorarbeit wurde in den ersten Wochen seit Baubeginn ein Abwassersammler des Gruppenklärwerks Wendlingen an den Rand der Kreisstraße verlegt. Der bestehende Abwasserkanal liegt im Bereich der künftigen Spundwand und wird im Zuge Baumaßnahme ausgebaut.
Die Verlegung des neuen Abwasserkanals konnte mittlerweile nahezu abgeschlossen werden. Nur der Umschluss, das heißt die Anbindung der neuen Trasse an die alte Trasse, konnte noch nicht erfolgen. Grund dafür ist, dass im Untergrund zahlreich vorhanden Leitungen anderer Versorgungsunternehmen – zum Beispiel Trinkwasser, Telekommunikationsleitungen, Regenwasserentsorgungsleitungen sowie ein entlang der Autobahn verlegtes Übertragungskabel – liegen. Neben der Trasse liegenden außerdem Hoch- und Mittelspannungskabel, die die Trasse ebenfalls kreuzen. Die Kabel führen in ein unmittelbar neben dem Hochwasserschutzdamm gelegenes Umspannwerk. Der Umschluss des Abwasserkanals wird voraussichtlich nächste Woche abgeschlossen sein, sodass im Anschluss die oben genannten Rammarbeiten begonnen werden können.
Zwischenzeitlich wurde außerdem ein Bereich auf Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg untersucht. Es wurden keine Blindgänger angetroffen.
Die Vollsperrung der K 1219 kann planmäßig Ende Juli beendet und am Montag, 3. August 2020, gegen 10:00 Uhr, durch eine halbseitige Straßensperrung ersetzt werden. Fahrzeuge können dann wieder von Wendlingen kommend in Richtung Unterensingen fahren. Die umgekehrte Richtung muss jedoch noch bis Ende November 2020 für den öffentlichen Verkehr gesperrt bleiben.
Der Bus der Linie 184 kann ebenfalls ab Montag, 3. August 2020, wieder in beide Richtungen verkehren, wobei es jedoch bis zum Abschluss der Baumaßnahme keine Bushaltestelle im Bereich Wert gibt. Die dort vorhandenen Bushaltestellen werden im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahme erneuert und barrierefrei umgebaut. Daher stehen diese erst wieder Ende des Jahres mit Abschluss der Baumaßnahmen im Bereich Wert zur Verfügung.
Der gesamte Hochwasserschutz links des Neckars soll im Frühjahr 2021 fertig gestellt werden und kann dann uneingeschränkt in Betrieb gehen.
Bereich 2: Im Jahr 2021 wird auch der Hochwasserschutzdamm rechts des Neckars zwischen der Römerbrücke und dem Wendlinger Wehr ertüchtigt sowie der bestehende Damm erhöht. Die hierfür erforderlichen Rodungen dort wurden bereits Ende 2019 abgeschlossen. Derzeit werden die dort lebenden Zauneidechsen gefangen und umgesiedelt. Zu diesem Zweck wurde an anderen Grundstücken der Stadt Zauneidechsenhabitate geschaffen, sodass die umzusiedelnden Eidechsen einen neuen Lebensraum vorfinden.
Bereich 3: Derzeit wird außerdem die Ausführungsplanung für einen dritten und letzten Bereich (Bauabschnitt) erstellt, der zwischen Autobahnbrücke und Römerbrücke liegt. Dies Maßnahme für diesen Bereich soll im Sommer 2021 EU-weit ausgeschrieben und vergeben werden. Der Baubeginn für diesen Abschnitt ist Ende 2021 geplant.
Bei einem planmäßigen Ablauf soll Gesamtmaßnahme voraussichtlich Anfang 2023 vollständig abgeschlossen werden. Die Siedlungsgebiete der Stadt Wendlingen/Neckar sind dann gegen ein hundertjährliches Hochwasser und gegenüber einem Mehrabfluss von 15 Prozent – dem sogenannten Klimazuschlag – geschützt.
Die Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf rund 10 Millionen Euro, wobei das Land 70 Prozent der Kosten trägt und die Stadt Wendlingen am Neckar 30 Prozent.
Übersichtsplan der Maßnahme (PDF, 5 MB)