Auch wenn der zweite Weltkrieg schon über 70 Jahre zurück liegt, ist das Aufkommen an Munitionsfunden immer noch hoch. Im Jahr 2016 wurden von der Polizei und anderen Dienststellen 886 Munitionsfunde (2015: 898) gemeldet. Die geborgene Munition hatte ein Gesamtgewicht von 102 613 kg (2015: 104.778 kg). Darunter befanden sich 19 Bomben (2015: 25) mit einem Mindestgewicht von 50 kg.
Neben den besonders gefährlichen Sprengbomben werden insbesondere im Raum Stuttgart vielfach Phosphorbrandbomben und die Flammstrahlbomben geborgen. Die Auffindesituationen ähneln sich häufig: Meist wird bei Baumaßnahmen der Bombenkopf als erstes gesichtet, da eine nicht-detonierte Bombe nach dem Einsinken ins Erdreich je nach Bodenbeschaffenheit in etwa 2-5 Meter Tiefe aufgrund der zunehmenden Bodenverdichtung wieder den Weg zurück in Richtung Erdoberfläche nimmt. Neben der Bombenbergung darf die Gefahr, die von Kleinmunition ausgeht, nicht unterschätzt werden. Sie kann ein unvorhersehbares Risiko bergen und sorgt für die meisten Unfälle bei der Bergung.
Regierungspräsident Wolfgang Reimer betont: „Dank der sorgsamen Arbeit der Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes wird das Land Baden-Württemberg durch jede Bergung einer Bombe immer ein kleines bisschen sicherer.“ Dies liegt insbesondere an dem respektvollen Umgang der Mitarbeiter mit den gefährlichen Arbeiten an den Munitionsfunden und dem Umgang mit der ernstzunehmenden Situation. „Ich bin stolz auf die geleistete Arbeit und bedanke mich bei meinen Mitarbeitern für ihren jahrelangen zuverlässigen Einsatz. Das ist wahrlich ehrenhaft“, so Regierungspräsident Reimer über die Arbeit des KMBD.
Auch die Mitarbeiter selbst sind sich ihrer verantwortungsvollen und gefährlichen Arbeit bewusst: „Von Angst kann jedoch keine Rede sein, wenn wir zu einem Einsatz fahren. Ich würde es eher als eine Art Vorspannung bezeichnen, vor dem, was auf uns zukommt“, beschreibt Truppführer Matthias Peterle die Gefühlslage vor einem Einsatz. Auch den nächsten Jahren sieht er positiv entgegen. Eine Prognose dafür, wann alle Kampfmittel des Zweiten Weltkriegs beseitigt sein werden, ist schwer zu treffen. Matthias Peterle geht aber davon aus, dass die Mitarbeiter des KMBD mit den Altlasten des Krieges noch etliche Jahrzehnte beschäftigt sein werden. Neben der Munitionsbergung und –vernichtung obliegt dem KMBD die Luftbildauswertung. Im Jahr 2016 gingen insgesamt 2 080 Anträge zur Luftbildauswertung von Bauherren, Baufirmen, Ingenieurbüros und Kommunen beim Kampfmittelbeseitigungsdienst ein (2015: 1 938). Diese Arbeit ist ebenfalls ein Beispiel für die aktive Wirtschaftsförderung des Regierungspräsidiums Stuttgart. Im Archiv stehen den Mitarbeitern 110 000 Luftaufnahmen der alliierten Streitkräfte zur Verfügung.
Darüber hinaus wurde 2016 eine Fläche von 194 000 m2 durch den KMBD auf eine Belastung mit Kampfmitteln abgesucht, um eine Bebauung der Flächen möglich zu machen. Dies entspricht einer Größe von rund 27 Fußballfeldern.
Am Sitz des KMBD im Sindelfinger Wald wurden im Jahr 2016 93 880 kg Munition (2015: 96 452 kg) und 27 650 kg Waffen (2015: 26 755 kg) vernichtet. Dies ergibt eine Anzahl von etwa 16 600 Waffen (2015:16 100). Zu den Waffen gehörten 8 500 kg Munition (2015: 12 699). Ein Großteil der zu vernichtenden Waffen ergibt sich aus jenen, die freiwillig von Bürgern bei der Polizei- oder Waffenbehörden abgegeben werden. Die gesammelten Waffen werden vom KMBD in eigenen Vernichtungsöfen ausgebrannt und der Schrottverwertung zugeführt. Seit dem Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009 wird von der freiwilligen Waffenabgabe vermehrt Gebrauch gemacht. Auch bewirkten temporäre Amnestieregeln ein starkes Ansteigen der Waffenabgaben.
Um die Einsatzfähigkeit des KMBD sicherzustellen, ist die kontinuierliche Erneuerung der Ausstattung und Technik erforderlich. Neben neuen Einsatzfahrzeugen wurden insbesondere eine sogenannte Raketenklemme zur Fernentschärfung besonders gefahrenträchtiger Bombenfunde sowie ein Spektrometer zur Analyse der Inhaltsstoffe von Kampfmitteln beschafft.
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