Die Restaurierung der mittelalterlichen Bohlentüren im baden-württembergischen Maulbronn und im rheinland-pfälzischen Neustadt-Mußbach waren im November 2018 Anlass für ein wissenschaftliches Kolloquium zum Thema „Bohlentüren und Eisenkunst des Mittelalters“, das das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart und die Landesdenkmalpflege der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) im Esslinger Pfleghof ausgerichtet haben.
Unter dem Titel „Bohlentüren und Eisenkunst des Mittelalters“ ist jetzt ein 208 Seiten umfassender Band im Jan Thorbecke Verlag erschienen. Zahlreiche, meist farbigen Abbildungen, geben einen Einblick in die Entwicklung von mittelalterlichen Türen, Schlössern und Beschlägen vom 13. bis ins frühe 16. Jahrhundert und stellen herausragende Beispiele ornamental verzierter Türen, sowie teils auch solche mit figürlicher Bemalung aus dieser Zeit vor. Hierzu zählen die karolingische Karlstür in Aachen und die Bohlentüren der Weltkulturerbestätte Kloster Maulbronn. Aber auch aufwendig beschlagene Türen wie die der Sakristei der ehemaligen Johanneskirche in Neustadt-Mußbach in der Pfalz. Beispiele von Türen aus Vorpommern, Sachsen und Österreich lassen regionale Unterschiede in Fertigungstechnik und künstlerischer Gestaltung erkennen. Ein besonderes Augenmerk des Bandes liegt auf der Restaurierung sowie Bestandserfassung mittelalterlicher Türen.
Daneben sind in dem Band auch die zahlreichen nationalen wie internationalen Vorträge des Kolloqiums enthalten. Sie geben einen guten Einblick in die Entwicklung von mittelalterlichen Türen, Schlössern und Beschlägen des 13. bis ins frühe 16. Jahrhundert.
Mittelalterliche Türen wurden aus Unkenntnis ihrer frühen Datierung sowie ihrer besonderen, aus hoher Kunstfertigkeit und Herstellungstechnik resultierenden Wertigkeit in der Vergangenheit oft übersehen und eher stiefmütterlich behandelt. Große Substanzverluste waren die Folge. Dennoch hat sich ein beachtlicher Bestand – meist in sakralen, vereinzelt auch in profanen Bauten – erhalten, nicht selten sogar im ursprünglichen baulichen Zusammenhang. Mit dem Band soll daher ein aktiver Beitrag zur Aufklärung geleistet und zugleich ein höheres Maß an Sensibilisierung für einen künftig adäquaten Umgang mit diesen wertvollen und selten gewordenen Zeugnissen der Vergangenheit erreicht werden, die es für künftige Generationen zu bewahren gilt.
Hintergrundinformationen:
Bohlentüren und Eisenkunst des Mittelalters
Regierungspräsidium Stuttgart – Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsheft 46
Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2024, 208 Seiten
28 Euro
ISBN 978-3-7995-2000-3