Der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg hat auf den Dächern des ehemaligen Schelztor-Gymnasiums in Esslingen, dem Sitz des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart, eine dreiteilige Photovoltaik-Anlage (PV) installiert. Die musterhafte Ausführung soll aufzeigen, wie Denkmalschutz und Klimaschutz miteinander zu vereinen sind. Am Montag wurde die Anlage von Staatssekretärin Gisela Splett (Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg) und Staatssekretärin Andrea Lindlohr MdL (Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg) im Rahmen eines Pressetermins besichtigt.
Staatssekretärin Gisela Splett sagte: „Die drei verschiedenen Anlagen mit rund 240 Quadratmetern Photovoltaik sorgen künftig für Sonnenstrom im denkmalgeschützten Landesamt für Denkmalpflege. Im Sommer letzten Jahres beantragte Vermögen und Bau Ludwigsburg die denkmalschutzrechtliche Genehmigung für die dreiteilige PV-Anlage. In den vergangenen Wochen wurde die Anlage installiert. Heute können wir sie präsentieren. Mit diesem Beispiel zeigen wir, wie gut Klima- und Denkmalschutz miteinander vereinbar und wie schnell er auch umsetzbar ist."
Die Anlage orientiert sich an den Leitlinien für Solaranlagen auf Denkmalen des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg und zeigt die verschiedenen gängigen Varianten von Photovoltaik im Denkmalbereich.
Staatssekretärin Andrea Lindlohr MdL sagte: „Denkmaleigentümerinnen und –eigentümer brauchen gute Rahmenbedingungen, damit sie ihre Gebäude und damit unsere Kulturgüter langfristig erhalten können. Viele wollen dazu in Photovoltaik-Anlagen investieren und selber Strom produzieren. Diesem Wunsch tragen wir als Land mit den seit einem Jahr gültigen, erneuerten Leitlinien Rechnung: Nur bei einer erheblichen Beeinträchtigung des denkmalgeschützten Gebäudes kommt heute noch die Ablehnung einer PV-Anlage in Betracht. Wir wollen Ermöglicher sein, keine Verhinderer. Dies gilt auch dort, wo ganze historische Stadtgebiete als Gesamtanlagen denkmalgeschützt sind. Und wir machen damit deutlich: Denkmalschutz und Klimaschutz schließen sich nicht aus, im Gegenteil: Der Erhalt und die Modernisierung denkmalgeschützter Gebäude ist Klimaschutz im besten Sinne.“
Susanne Bay, Regierungspräsidentin im Regierungspräsidium Stuttgart, erläuterte: „Das LAD zeigt mit dem eigenen Dienstgebäude beispielhaftes Vorgehen in der Vereinbarung von Denkmalschutz und Klimaschutz. Dabei haben sich das LAD und Vermögen und Bau bewusst dagegen entschieden, die maximal mögliche Dachfläche für Photovoltaik zu nutzen. Vielmehr war es das Ziel, eine exemplarische Anlage zu bauen und damit die konservatorischen Zielsetzungen des LAD bzw. die Leitlinien für Solaranlagen auf Denkmalen in die Praxis umzusetzen.“
So wurde unter anderem das Dach der Restaurierungswerkstatt, also ein nachrangiges Gebäude, für eine Standard-PV-Anlage ausgewählt. Diese ist vom öffentlichen Raum nicht einsehbar. Auf dem Denkmal selbst, also den mit dunklen Zieglen gedeckten Dachflächen des alten Schelztorgymnasiums, wurden matte und monochrome Module (sogenannte Full-black-Variante) verlegt. Sie halten so viel Abstand von den Dachkanten, dass das Dach in seiner Kontur noch deutlich ablesbar bleibt. Aufgrund der Höhe des Gebäudes und des flach geneigten Daches sind die Anlagen im Straßenraum fast nicht wahrnehmbar. Eine weitere Dachfläche wurde mit der Sondervariante des Solarziegels eingedeckt, die fast unsichtbar das Erscheinungsbild des Denkmals noch weniger beeinträchtigt. Diese Ziegel können insbesondere in besonderen Situationen an besonderen Denkmalen oder an besonderen Stellen in historischen Ortsbildern zum Einsatz kommen. Es handelt sich dabei um normale Tonziegel, die mit einem aufgesetzten PV-Modul ausgerüstet wurden. Insgesamt können mit der Anlage also verschiedene gängige Varianten von Photovoltaik im Denkmalbereich veranschaulicht werden. Alle Anlagen sind im Blick von der Burg oder von der Neckarhalde, den wichtigsten Fernsichten auf die Altstadt, nicht sichtbar.
Die drei PV-Anlagen speisen den erzeugten Strom in das Gebäudenetz ein. Die Stromerzeugung wird primär zur Eigenverbrauchsdeckung genutzt, etwaige Überschüsse werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Die Anlagen erzeugen mit ihrer Leistung von rund 50 kWp künftig rund 45.000 kWh/a.
„Wir bedanken uns für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem LAD und freuen uns jetzt ein Musterbeispiel zu haben, wie Energiewende und unsere denkmalgeschützte Gesamtanlage zusammengehen“, sagt Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer.
Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des LAD, dankte Vermögen und Bau Baden-Württemberg sowie der ausführenden Firma „Kammerer Elektrotechnik“ aus Metzingen für die professionelle Installation der Anlagen und die gute Zusammenarbeit. Mit Blick auf die Debatte um PV-Anlagen in der Altstadt von Esslingen betonte er jedoch, dass über jede PV-Anlage im Hinblick auf den jeweiligen Standort innerhalb der denkmalgeschützten Gesamtanlage im Einzelfall entschieden werden müsse. „Die am LAD präsentierte Lösung ist ein ein ‚Best-Practice‘-Beispiel für die Energiewende in historischen Stadtkernen“, so Wolf.
Fotos:
Bild 1: Besichtigung der Anlage durch Staatssekretärin Gisela Splett (Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg), Staatssekretärin Andrea Lindlohr (Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg), Regierungspräsidentin Susanne Bay, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen Matthias Klopfer und Abteilungspräsident des Landesamts für Denkmalpflege Prof. Dr. Claus Wolf (jpg, 2.7 MB) Quelle: RPS, J. Dinkelaker
Bild 2: Besichtigung der Anlage durch Staatssekretärin Gisela Splett (Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg), Staatssekretärin Andrea Lindlohr (Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg), Regierungspräsidentin Susanne Bay, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen Matthias Klopfer und Abteilungspräsident des Landesamts für Denkmalpflege Prof. Dr. Claus Wolf (jpg, 3.4 MB) Quelle: RPS, J. Dinkelaker
Bild 3: Anlage auf dem modernen Werkstattgebäude des LAD (jpg, 11.5 MB) Quelle: LAD, M. Hahn
Bild 4: Verlegen der Solardachziegel (jpg, 7.9 MB) Quelle: LAD, U. Regenscheit
Bild 5: Zweiteilige PV-Anlage auf dem Landesamt für Denkmalpflege (jpg, 7.7 MB) Quelle: LAD, U. Reigenscheit