Pressemitteilung

Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg

Pressegespräch auf der moorarchäologischen Grabung in Olzreute-Enzisholz (Kreis Biberach), Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“, mit Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.

„Besucherzahl übertrifft unsere Erwartungen“

Heute lud Prof. Dr. Claus Wolf,Präsident des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, zueinem Pressegespräch auf die Besuchergrabung in Olzreute-Enzisholz (Stadt BadSchussenried, Kreis Biberach) ein.

Seit dem 1. Juni 2016 ist dieAusgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege in der jungsteinzeitlichenSiedlung für Besucher geöffnet. Seitdem haben schon fast 5000 Interessierte denWeg zur entfernten Grabung auf sich genommen und den Archäologen über dieSchulter geschaut. Prof. Wolf zieht eine positive Bilanz: „Wir hatten nichterwartet, dass das Angebot ‚Ausgrabung live erleben‘ auf so großen Zuspruchstößt. Die Besucherzahl übertrifft unsere Erwartungen.“

Großes öffentliches Interesse ist auchan den Wochenenden zu verzeichnen, wenn Spezialisten des Landesamtes fürDenkmalpflege informieren, wie mit Hilfe von Geologie, Pollenanalyse, Botanik,Osteologie (Lehre von den Knochen) oder Bodenkunde die Lebenswelt derPfahlbaubewohner rekonstruiert werden kann. Dann geht es um Fragen wie:

Was stand in der Jungsteinzeit auf demSpeisezettel? Welches Getreide wurde geerntet? Wo lagen dielandwirtschaftlichen Flächen? Wurde auch Jagd betrieben? Was verraten die guterhaltenen Hölzer über Hausbau und Dauer der Siedlung? Die Experten stellen aktuelleFunde vor und erläutern den Weg von der Bergung der Funde bis hin zurAusstellung.

Die Grabung ist bis Sonntag, den 9.Oktober, von Mittwoch bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr für Besuchergeöffnet. Die genauen Termine, wann die jeweiligen Naturwissenschaften Frageund Antwort stehen, entnehmen Sie bitte dem Veranstaltungskalender auf der Seite

 www.unesco-Pfahlbauten.org/aktuelles.html/Ausgrabung.html

Die Große Landesausstellung „4.000Jahre Pfahlbauten“ ist eine gemeinsame Ausstellung des Archäologischen LandesmuseumsBaden-Württemberg und des Landesamts für Denkmalpflege im RegierungspräsidiumStuttgart.

Die jungsteinzeitliche SiedlungOlzreute-Enzisholz, ist Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbautenum die Alpen“. Sie stammt aus der Zeit um 3.000 v. Chr. Der feuchte Untergrundim Moor bedingt optimale Erhaltungsbedingungen für bestimmte organischeMaterialien, insbesondere für Holz.

Herausragende Funde sind drei großeScheibenräder aus Ahornholz und drei Miniaturräder, die zu den ältesten Radfundender Welt zählen und als Highlights in der Großen Landesausstellung zu sehensind. Ihre unterschiedlich geformten Achslöcher zeigen, dass schon vor 5.000Jahren mit verschiedenen Techniken der Achskonstruktion experimentiert wurde.

Anlass für die wissenschaftlichenUntersuchungen in Olzreute-Enzisholz sind neue Georadarbilder. Abweichend vonden bisherigen Untersuchungen, die ein Straßendorf ausweisen, sind auf demGeoradarbild scheinbar zwei Straßendörfer zu erkennen. Anhand der gefundenenKeramik gehören beide Siedlungen der Goldberg III-Gruppe an, einer regionalenKulturgruppe um 3.000 v. Chr., die im westlichen Bayern und in Oberschwaben verbreitetwar. Wie die beiden Dörfer zeitlich zueinander stehen, darüber soll diediesjährige Grabungskampagne Aufschluss geben.
 

Bilder der Grabung (pdf, 2.1 MB)