Pressemitteilung

Landschaftspflegeeinsatz des Regierungspräsidiums im Naturschutzgebiet Oberer Berg (Landkreis Göppingen)

Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Mit dem Arbeitseinsatz fördern wir die Erhaltung der Wacholderheiden mit ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt“

Bild zeigt das Naturschutzgebiet Oberer Berg
Bild zeigt einen Mitarbeiter des Landschaftspflegetrupps beim Schneiden von Gehölz
Bild zeigt das Schnittgut, das am Boden liegt

Mitarbeitende des Regierungspräsidiums Stuttgart pflegten am Montag, 7. November 2022, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Landschaftserhaltungsverbands und der unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Göppingen, die Heidefläche im Landkreis Göppingen. Der jährlich stattfindende Landschaftspflegetag des Regierungspräsidiums kam in diesem Jahr dem Naturschutzgebiet Oberer Berg bei Bad Ditzenbach zugute.

Mit dabei war auch Regierungspräsidentin Susanne Bay. Zum Auftakt der Veranstaltung wies die Regierungspräsidentin auf die Bedeutung der Landschaftspflege hin: „Das Regierungspräsidium ist als höhere Naturschutzbehörde für die Naturschutzgebiete zuständig. Ein eigener Landschaftspflegetrupp kümmert sich seit Jahrzehnten um die mechanische Pflege vieler Naturschutzgebiete. Er springt zum Beispiel dort ein, wo es besonders knifflig wird oder sich kein externer Dienstleister findet. Bei unserem jährlichen Landschaftspflegeeinsatz setzen wir ein Zeichen für den praktischen Naturschutz.“

„Das Obere Filstal, in dem auch das Naturschutzgebiet Oberer Berg liegt, ist eine herausragende Erholungslandschaft mit vielen Naturschutzgebieten. Diese benötigen kontinuierliche Pflege – besonders die Wacholderheiden“, so Bay weiter. „Einen Großteil leisten die Schäfereien mit ihren Schaf- und Ziegenherden. Aber wo schon zu viele Gehölze nachgewachsen sind, muss man von Hand nachhelfen. Nur so können die Wacholderheiden langfristig erhalten werden. Ich danke allen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz.“

Die Wacholderheiden sind dabei nicht von Natur aus vorhanden, sondern aus der Nutzung als Schaf- und Ziegenweide hervorgegangen. Das Obere Filstal, auch „Geißentäle“ genannt, ist seit jeher ein Zentrum der Schaf- und Ziegen(Geißen)haltung. Der enge Talgrund bietet nur wenig Flächen, die für Siedlungen, Äcker und Rinderweiden gebraucht werden. Mit den geländegängigen Schafen und Ziegen lassen sich auch die Steilhänge nutzen. Eine solche Beweidung prägt die Pflanzenwelt, denn die Tiere fressen bis auf die stacheligen Wacholderbüsche und einige bitter schmeckende oder giftige Pflanzen, wie beispielswiese Enziane, Kuhschelle, Wolfsmilch, alles ab. So entstanden die Wacholderheiden mit ihren lichthungrigen, schillernden Tier- und Pflanzenarten.

Sind Schlehe, Brombeeren und Co allzu wüchsig, schaffen es auch die fleißigsten Mäuler nicht mehr alleine. Dann droht die Heide zu verbuschen. Immer mehr Gehölze kommen auf. Die Heide verwandelt sich in Wald und der Lebensraum für ihre Bewohner geht verloren. Spätestens dann müssen die Gehölze zunächst von Hand entfernt werden, um den Herden wieder den Zugang zu ermöglichen. Der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart hatte in den Tagen vor dem Pflegetag bereits vorgearbeitet. Mit Freischneider und Motorsäge entfernten die Mitarbeitenden Gehölze und mähten mit dem Motormäher verfilztes Gras ab. Nun waren die Kolleginnen und Kollegen an der Reihe und schafften das Schnittgut mit Gabeln und Rechen aus dem Naturschutzgebiet. Regierungspräsidentin Bay stellte klar: „Landschaftspflege ist kein Luxus, sondern sinnvoll und notwendig, um die Landschaft offenzuhalten und den Lebensraum heimischer Tier- und Pflanzenarten zu bewahren.“

Hintergrundinformationen:
Zur Landschaftspflege im Oberen Filstal ist über den Publikationsdienst der LUBW (pudi.lubw.de) eine kostenlose Broschüre mit dem Titel „Landschaftspflegeprojekt Filsalb – ein Gewinn für Naturschutz, Landwirtschaft und Naherholung“ erhältlich. Eine digitale Version der Broschüre und des beiliegenden Faltblatts „Entdeckertouren auf der Filsalb“ ist auf den Internetseiten der LUBW und des Regierungspräsidiums Stuttgart abrufbar.

Der „Obere Berg“ prägt das Landschaftsbild des Kurorts Bad Ditzenbach. 1981 wies das Regierungspräsidium Stuttgart dort ein Naturschutzgebiet aus. Es umfasst den Westhang des Bergs mit Wacholderheiden, Buchenhangwald und Felsen am Albtrauf. Schutzzweck des Naturschutzgebiets ist die Erhaltung der artenreichen, charakteristischen Flora und Fauna. Rund 300 verschiedene Pflanzenarten, 84 Vogel- und 44 Schmetterlingsarten werden hier gezählt. Mehr als zehn Orchideenarten kommen auf den Wacholderheiden am „Oberen Berg“ vor, darunter verschiedene Händelwurz-, Ragwurz- und Knabenkrautarten. Baumpieper, Neuntöter, Grau-, Schwarz- und Kleinspecht sowie fünf Meisenarten brüten im Naturschutzgebiet. Unter den Schmetterlingen ist das Bergkronwicken-Widderchen hervorzuheben. Als Falter auf wenige Nahrungspflanzen angewiesen, ernährt sich die Raupe dieser seltenen und gefährdeten Schmetterlingsart ausschließlich von den Blättern der Berg-Kronwicke. Selten ist auch der Kreuzdorn-Zipfelfalter, der seine Eier nur an sehr warmen Standorten auf Kreuzdornsträuchern ablegt. Heuschrecken trockenwarmer Standorte finden im Naturschutzgebiet ebenfalls ideale Lebensräume vor, zum Beispiel kommt die Rotflügelige Schnarrschrecke in den schuttdurchsetzten Bereichen der Wacholderheiden vor. Die Offenhaltung der Wacholderheiden wird seit Jahren durch örtliche Schäfer und den Pflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart gewährleistet.

Bild 01: Naturschutzgebiet Oberer Berg über Bad Ditzenbach mit Wacholderheiden, Buchenhangwald und Felsen (jpg, 6.9 MB)
Bild 02: Ein Mitarbeiter des Landschaftspflegetrupps des Regierungspräsidiums beseitigt aufkommendes Gehölz mit dem Freischneidegerät (jpg, 8.9 MB)
Bild 03: Das Schnittgut liegt noch am Boden. Beim Landschaftspflegetag wird es von der Fläche entfernt (jpg, 8.7 MB)

Fotos: RPS / Ingo Depner