Pressemitteilung

Landschaftspflegetag im Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal zum 30-jährigen Jubiläum des Naturschutzgebiets (Landkreis Esslingen)

Regierungspräsidentin Susanne Bay: „Die Landschaftspflege ist dank vieler Partner zentraler Bestandteil des Schutzes der besonderen biologischen Vielfalt von Wiesen und Heiden im Lenninger Tal“

Die Steinriegel in den Mähwiesen und Weiden im Gewann Pfingstberg sind kaum mehr sichtbar, weil Gehölze sie überwachsen haben. Beim Landschaftspflegetag wurden die Steinriegel freigestellt.
Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal mit Buchenwäldern, Magerrasen und Felsen.
Mehr als 30 Helferinnen und Helfer reduzierten im Rahmen des Landschaftspflegetags im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ Gehölze, um Steinriegeln wieder mehr Licht zu verschaffen.

Am Samstag (7. Oktober 2023) fand der traditionelle Landschaftspflegetag auf der Schopflocher Alb im Landkreis Esslingen statt. Den jährlichen Landschaftspflegetag im Herbst veranstaltet das Regierungspräsidium Stuttgart seit 1996 gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum Schopflocher Alb und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden und Verbänden. Zum Landschaftspflegetag trafen sich die Teilnehmenden im Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal, das dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Begrüßt wurden die Helferinnen und Helfer von Landrat Heinz Eininger und Bürgermeister Michael Schlecht.

Regierungspräsidentin Susanne Bay bedankte sich bei den Beteiligten anlässlich des Landschaftspflegetages: „Die Landschaftspflege hat viele Partner. Alle, die hier helfen, die Steinriegel zu entbuschen, aber auch alle, die Flächen im Naturschutzgebiet naturverträglich bewirtschaften. Und auch diejenigen, die das Naturschutzgebiet betreuen und die Landschaftspflege organisieren, leisten einen unersetzbaren Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Dadurch werden die Lebensräume vieler seltener Pflanzen und Tiere langfristig erhalten – und das wiederum fördert die biologische Vielfalt.“

Am Steilhang des Pfingstbergs bei Schlattstall ging es dieses Jahr darum, Steinriegel von Gehölzaufwuchs zu befreien und hochgewachsene Hecken zurückzuschneiden. Im Vorfeld hatte der Bewirtschafter der Flächen die unerwünschten Gehölze bereits umgesägt beziehungsweise gestutzt. Die Aufgabe der Freiwilligen war es nun, den Gehölzschnitt zusammenzutragen und für den Abtransport bereitzustellen.

Hintergrundinformationen:
Das Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“
Das Obere Lenninger Tal ist das größte Naturschutzgebiet im Landkreis Esslingen. Es umfasst fast 600 Hektar am Albtrauf bei Oberlenningen und Gutenberg. Wegen seiner außergewöhnlichen naturkundlichen Vielfalt hat das Regierungspräsidium Stuttgart das Gebiet 1993 unter Naturschutz gestellt. Hier gibt es ursprüngliche Wälder, Wiesenauen, Magerrasen, Steinriegel, Felsen, Höhlen, Schutthalden, Karstquellen und sehr seltene Pflanzen- und Tierarten wie die Pfingst-Nelke oder das Elegans-Widderchen. Das Gebiet liegt im Biosphärengebiet Schwäbische Alb und gehört als Fauna-Flora-Habitat- und als Europäisches Vogelschutzgebiet zum europäischen Naturschutznetz Natura 2000.

Warum die Steinriegel entbuschen?
Lesesteinriegel, allgemein Steinriegel genannt, sind Überbleibsel der früheren landwirtschaftlichen Nutzung. Die vielen Steine im Boden störten bei der Bewirtschaftung der Flächen. Unsere Vorfahren lasen sie deshalb in mühevoller Arbeit aus dem Boden heraus und häuften sie entlang der Grundstücksgrenzen auf, wo sie mehr oder weniger lange, meist talwärts ziehende Wälle bilden. Nackte oder wenig bewachsene Steinriegel sind ein guter Wärmespeicher und daher ein idealer Lebensraum für wärme- und sonnenhungrige Tiere und Pflanzen. Seltene Insekten, Schnecken, Reptilien und Felspflanzen kommen hier vor. Steinriegel, die vereinzelt mit Hecken bewachsen sind, bieten Unterschlupf für Vögel, Eidechsen, Igel und andere Kleintiere. Sobald die Hecken auf den Steinriegeln jedoch zu stark in die Höhe wachsen, verlieren die Steinriegel durch Verschattung und Vermoosung ihre Lebensraumfunktion für wärmeliebende Arten. Durch das „auf den Stock setzen“ der Feldhecken – das Absägen der Gehölze etwa 10 bis 30 Zentimetern über dem Boden – werden Steinriegel wieder besonnt und erfüllen ihre Lebensraumfunktion für „Sonnenanbeterinnen und Sonnenanbeter“.

Die Weiden und Mähwiesen am Pfingstberg werden regelmäßig mit Schafen beweidet und teils auch gemäht. So wird sichergestellt, dass die Flächen nicht verbuschen und der Lebensraum von licht- und wärmeliebenden Pflanzen- und Tierarten erhalten wird. Eine solche naturverträgliche Nutzung und gelegentliche Landschaftspflege-Einsätze ergänzen sich optimal, weil durch das Mähen, Beweiden und Gehölze entfernen die Landschaft offengehalten wird. Das Abräumen des Mäh- und Schnittguts ist wichtig, damit keine Nährstoffe in den Boden gelangen, was einer Düngung gleichkäme. Denn das mögen die auf mageren Boden angewiesenen Pflanzen genauso wenig wie von aufkommenden Sträuchern beschattet zu werden.

Bild 1 (jpg, 753 KB):
Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal mit Buchenwäldern, Magerrasen und Felsen. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart.
Bild 2 (jpg, 5.2 MB):
Die Steinriegel in den Mähwiesen und Weiden im Gewann Pfingstberg sind kaum mehr sichtbar, weil Gehölze sie überwachsen haben. Beim Landschaftspflegetag wurden die Steinriegel freigestellt. Foto: Nadine Herbrand/LEV Esslingen.
Bild 3 (jpg, 8.5 MB):
Mehr als 30 Helferinnen und Helfer reduzierten im Rahmen des Landschaftspflegetags im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal“ Gehölze, um Steinriegeln wieder mehr Licht zu verschaffen. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart.