Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Eichenhain - anstehende Pflegemaßnahmen erfordern Baumfällungen am Südhang

​In den kommenden Tagen,voraussichtlich ab Freitag, 07. Oktober 2016,  finden erneut Pflegemaßnahmen im StuttgarterNaturschutzgebiet Eichenhain statt. Das Regierungspräsidium und die Stadt Stuttgart haben die Arbeiten miteinander abgestimmt und ein Unternehmen mit der Durchführung der Pflegemaßnahmen beauftragt. Im vergangenen Winter waren die Schlehen- und Hartriegelgebüsche gelichtet worden. Die kommende Maßnahmebefasst sich mit der Pflege des Magerrasens am Südhang des Eichenhains, aufwelchem sich Bäume ausgebreitet haben. Diese Bäume stehen teilweise zu dicht,werfen zu viel Schatten und verdrängen deshalb die seltene Flora am Boden.

Dass die Bäume jetzt gefällt werdenhängt damit zusammen, dass längere Zeit kaum ausgelichtet wurde und das Geländeerst seit letztem Jahr wieder wie früher mit Schafen beweidet wird. Büsche und Bäume breiteten sich jahrelang weiter aus und verdrängten die offenen Magerrasenflächen immer mehr. Die Magerrasenflächen sollen durch dieanstehenden Pflegemaßnahmen wieder offener und größer werden, damit diespezialisierte Tier- und Pflanzenwelt Licht und Luft bekommt. Die biologischeVielfalt und auch die Besucher des Naturschutzgebiets werden davon profitieren. Der Hutewald mit den alten Eichen, welcher oberhalb am Spazierweg liegt,  ist von den Pflegemaßnahmen nicht betroffen

Die Gehölzpflege im Eichenhain führtimmer wieder zu Diskussionen in der Bürgerschaft. Viele Besucher nehmen dasschleichende Zuwachsen des Eichenhains nicht wahr und sind dann erstaunt, wenn Bäumegefällt werden. Der Eichenhain hat jedoch mehrere Schutzzwecke: Sowohl derErhaltung des ehemaligen Weide- oder Hutewalds mit seinen markantenEinzelbäumen als auch die Halbtrockenrasen oder Magerrasen mit ihrercharakteristischen Pflanzen- und Tierwelt sind schutz- und pflegebedürftig.

Werden keine Pflegearbeitendurchgeführt, würde der Eichenhain entgegen dem Schutzzweck zu einem dichtenWald zuwachsen mit der Folge, dass viele seltene Arten aussterben. Aus diesemGrund ist es auch kein Widerspruch, im buchstäblichen „Eichenhain“ einigeEichen und andere Bäume, die den Magerrasen zunehmend beschatten, sorgsam zuentfernen.

Hintergrundinformation:

Der Eichenhain ist keineursprüngliche Natur, sondern eine alte Kulturlandschaft: Er ging aus einemHutewald hervor, einer Waldweide. Schweine, Schafe und Fohlen weideten in demlichten Wald und fraßen Gras, Eicheln und Bucheckern. Da sich der Boden durchden Viehtritt immer mehr verdichtete und kaum mehr junge Bäume nachwuchsen,entwickelte sich an dem ohnehin trockenen, sonnigen Hang ein Halbtrockenrasen.Dieser beherbergt eine besondere Pflanzen- und Tierwelt mit seltenen,schutzwürdigen Arten. Sonnenröschen, Golddistel, Heidekraut und sogar Orchideenkommen hier vor. Vor allem Insekten, von Schmetterlingen über Heuschrecken biszu Wildbienen, sind hier heimisch. Aber auch viele Vögel und Fledermäuse, diesonst nicht überall zu beobachten sind, haben hier ihr Revier.

In einem Pflege- undEntwicklungsplan der Naturschutzbehörde ist festgelegt, wie das Gebiet gepflegtund entwickelt werden soll. Darin werden verschiedene Teilflächen abgegrenzt,wie Magerrasen, lichter Eichenwald und Sukzessionswald. Ein wichtiges Ziel istdie Erhaltung der weitgehend offenen Magerrasen mit wenigen Einzelbäumen undEinzelgebüschen. Dazu soll auch eine Beweidung mit Schafen und Ziegen beitragenmit einer anschließenden Nachpflege von Hand, um Gehölzaufkommen zu beseitigen.Zudem soll verhindert werden, dass sich der Sukzessionswald (aufkommende Bäumeund Gebüsche) weiter ausbreitet.

Auf dieser Luftaufnahme sieht man gut,wie die offenen Magerrasenflächen immer mehr zuwachsen. Früher war derEichenhain am Hang bis links hinunter zum Bach nahe der Straße fast völligbaumfrei. Foto Stadtvermessungsamt Stuttgart 2015