Pressemitteilung

Naturschutzgebiet Jusi bei Kohlberg (Landkreis Esslingen) feiert 25-jähriges Jubiläum

​Wer kennt ihn nicht, den „Jusi“, den mystisch anmutenden Ausläufer der Schwäbischen Alb, den Kohlberger Hausberg, der mit seinen kahlen Flanken weit ins Land leuchtet? 1992 hat das Regierungspräsidium Stuttgart den Jusi, zum Naturschutzgebiet ernannt.

„25 Jahre ist das nun her. Gründe gab und gibt es genug“, sagt Regierungspräsident Wolfgang Reimer: „Der Jusi ist als ehemaliger Vulkanschlot eine große geologische Besonderheit, er weist schutz- und pflegebedürftige Lebensräume wie Halbtrockenrasen auf und er ist ein Refugium zahlreicher, gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Und auch die Menschen zieht es immer wieder herauf. Der Ausblick ist grandios und erdet.“ Nachdem auf dem Jusi neben der Beweidung mit der Ziegenherde des Schwäbischen Albvereins in den letzten Jahren umfangreiche Erstpflege- und Nachpflegearbeiten durchgeführt wurden, seien die Berghänge wieder weitgehend offen und gewährten freie Aussicht. Reimer: „Überzeugen Sie sich selbst und machen Sie eine Winterwanderung auf den Jusi.“

Als das Naturschutzgebiet vor 25 Jahren ausgewiesen wurde, galt es, Vegetationsschäden und Bodenerosion am Aufstiegsweg zu stoppen. Das Regierungspräsidium sanierte daraufhin den Wanderweg, schloss die Wegabschneider und befestigte den Weg an den steilsten Stellen mit Stufen. In den letzten Jahren war aber vor allem der Gehölzaufwuchs auf den Halbtrockenrasen zu einem Problem geworden. Große Anstrengungen waren nötig, um die vielerorts mit Büschen und Bäumen zugewachsenen und teils sehr steilen Hänge wieder freizubekommen. Doch genau dies ist für den Erhalt der Biologischen Vielfalt in Kohlberg von herausragender Bedeutung. Denn nur durch die Erhaltung und Wiederausdehnung kurzrasig offener Magerrasen kann sichergestellt werden, dass dort seltene Arten wie der Schwarzfleckige Ameisenbläuling oder die Blauflügelige Ödlandschrecke überleben. Für den Erhalt der Offenlandbiotope ist großer Einsatz erforderlich. Die Naturschutzverwaltung setzt verstärkt auf Schaf- und Ziegenbeweidung. Mit Erfolg: Die geländetauglichen tierischen Rasenmäher fressen das Gras ab und beugen so erneuter Verbuschung vor. Ziegen knabbern zudem auch Gehölze ab. Um die Flächen effektiv offen zu halten oder wieder zu öffnen, muss jedoch zusätzlich von Hand und mit Maschineneinsatz gepflegt werden. Aber das lohnt sich nun auch. Tiere,  der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums und des Schwäbischen Albvereins, fleißige Helfer der Ortsgruppe Kohlberg  vom Albverein sowie viele weitere Beteiligte arbeiten am Jusi Hand in Hand oder besser Maul in Hand.

Wanderer können sich jetzt wieder an der freien Aussicht freuen und die lichtbedürftigen Pflanzen- und Tierarten der Halbtrockenrasen haben eine Chance zu überleben. Viele dieser Pflanzen blühen zwar jetzt nicht und die meisten Tiere halten Winterruhe, aber ein paar verblühte Disteln, den Thymian oder die Dornige Hauhechel lassen sich sehen. Diese Pflanzen werden von den Schafen nicht gefressen, da sie dornig sind oder ihnen nicht schmecken. An die Halbtrockenrasen grenzt ein naturnaher Laubwald an, der ebenfalls zum Naturschutzgebiet Jusi gehört. Hier blühen im Sommer Türkenbundlilien und Orchideen wie Stattliches Knabenkraut, Rotes und Weißes Waldvögelein.

Hintergrundinformationen
 

Tipps für Winterwanderer:
Die Feiertage zum Jahreswechsel stehen bevor. Warum nicht einen Ausflug zum Jusi machen? Auf gut angelegten Wegen den Gipfel ersteigen und den Ausblick ins Albvorland genießen? Sich an den Informationstafeln des Gustav-Ströhmfeld-Wegs über Natur und Landschaft informieren? An der Feuerstelle (mit Schutzhütte) nahe des Jusigipfels eine Weihnachtswurst braten?

Start ist in Kohlberg, das von Metzingen (Bahnstation) oder Neuffen (Endstation „Tälesbahn“) mit Linienbussen erreichbar ist. Ein Wanderparkplatz befindet sich am Ortsende von Kohlberg Richtung Kappishäusern. Einen so freien, weiten Blick wie bei dieser Wanderung gibt es nur selten, und das schon während des Aufstiegs. Das Panorama reicht vom Hohenzollern bis zu den drei Kaiserbergen und vom Schwarzwald über den Schönbuch und die Filder bis zum Schwäbisch-Fränkischen Wald. Bei aller Freude müssen im Naturschutzgebiet einige Verhaltensregeln befolgt werden. Bitte bleien Sie auf den Wegen und nehmen Sie ihre Hunde an die Leine. Feuermachen ist nur an der Feuerstelle bei der Unterstandshütte erlaubt. Abfälle müssen wieder mitgenommen werden. Außerdem ist Radfahren auf dem Weg über den Bergrücken verboten e und es dürfen weder Pflanzen noch Tiere entnommen werden.

Hintergrundwissen Jusi – Vulkanruine am Albtrauf
Der Jusi ist vulkanischen Ursprungs! Er ist mit über einem Kilometer Durchmesser der größte, herausgewitterte Vulkanschlot am Albrand. Von Westen gesehen ragt er aus dem Albvorland auf, im Südosten hängt er mit der Albhochfläche zusammen. Der Jusi besteht aus Vulkantuff, feinsten Lavateilchen, die nach den Vulkanausbrüchen im Tertiär, vor 16 bis 20 Millionen Jahren, beim Erkalten mit Gesteinsbruchstücken des durchschlagenen Gebirges zusammengebacken wurden. Wanderer können den Vulkantuff an einigen Böschungen aufgeschlossen sehen. Die drei großen Kalksteinbrocken am Aufstieg über den Jusirücken sind herausgewitterte Weißjura-Sinkschollen, die während der mehrmaligen Vulkanausbrüche aus den Schloträndern abbrachen und in die Vulkanröhre sanken.


Landschaftspflege im NSG Jusi Foto: Ingo Depner, RP Stuttgart