Aktuelle Meldung

Neuer Ansatz gegen Motorradlärm und Verkehrsgefährdung

Runder Tisch mit beteiligten Behörden beschließt, umfassendes Gutachten zu beauftragen / Besonders betroffen: Großerlach, Sulzbach an der Murr und Spiegelberg

Schallpegelmessung an einer Straße im Wohngebiet

Die Sulzbacher Steige im Zuge der B 14, die L 1066 und die K 1819 sind beliebte Motorradrouten im Norden des Rems-Murr-Kreises. Besonders auffällig ist dabei eine Gruppe unter den Bikern, welche diese beliebten Strecken als Rennstrecke missbrauchen. Deren rücksichtsloses Fehlverhalten führt nicht nur zu einer massiven Lärmbelästigung für die Anwohnerschaft, sondern auch zu einer erheblichen Gefährdung des Straßenverkehrs, was in den betreffenden Unfallstatistiken traurige Bestätigung findet.
Trotz verschiedener Maßnahmen in den letzten Jahren konnte bislang keine spürbare Verbesserung der Situation erreicht werden. Im Gegenteil, so die drei Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, habe der Missbrauch als Rennstrecke in den letzten zwei Jahren noch zugenommen, wobei sie betonen, dass die zahlreichen und vor Ort willkommenen Krad-Ausflügler dabei kein Problem darstellen.

Ende Januar haben die örtlichen Bürgermeister daher Vertreter/-innen des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums Stuttgart, des Polizeipräsidiums Aalen und des Landratsamts zu einem behördeninternen Runden Tisch eingeladen. Ziel des Treffens war ein fachlicher Austausch aller Verwaltungsebenen zur aktuellen Situation und die Erörterung weiterer nachhaltiger Verbesserungsmöglichkeiten. Die Teilnehmenden haben beschlossen, ein umfassendes Gutachten in Auftrag zu geben, das sich im Wesentlichen auf die Sulzbacher Steige konzentrieren soll: Neben einer messtechnischen Bestandsaufnahme über einen längeren Zeitraum sollen darin auch verkehrstechnischen und bauliche Optionen beleuchtet werden. Das Landratsamt wird die Untersuchung nach Abstimmung aller Beteiligten in Auftrag geben.

Die Ergebnisse des Gutachtens können dann gegebenenfalls auf den anderen Strecken zur Prüfung und Anwendung kommen. Da in den vergangenen Jahren alle konventionellen Mittel zur Verbesserung der Situation nahezu ausgeschöpft wurden, zeigten sich die Vertreter des Ministeriums und des Regierungspräsidiums Stuttgart auch offen für Pilotprojekte – unter der Voraussetzung, dass diesen ein fundiertes Konzept zugrunde liegt und sie rechtssicher umsetzbar sind. Die Beauftragung des Gutachtens soll so schnell wie möglich erfolgen. Konkrete Maßnahmen werden für das Frühjahr 2023 angestrebt.

Hintergrund:
Regelmäßig werden insbesondere die B 14 Sulzbacher Steige und die K 1819 zwischen Spiegelberg und Vorderbüchelberg von manchen Zweiradfahrern als illegale Rennstrecken genutzt. In der Folge ereignen sich dort seit Jahren auch schwere Unfälle, wobei nicht selten auch unbeteiligte Dritte betroffen sind oder zumindest massiv gefährdet werden. Beide Strecken werden inzwischen sowohl von der Verkehrsbehörde des Landkreises, als auch vom Polizeipräsidium als sogenannte Unfallhäufungslinien und –stellen eingeordnet. Dazu kommt eine erhebliche Lärmbelastung für die Anwohnerinnen und Anwohner.
Die beteiligten Behörden haben in den vergangenen Jahren im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der örtlichen Situation ergriffen. So wurde die zulässige Geschwindigkeit schrittweise immer weiter reduziert und Polizei und Kreisordnungsbehörde haben regelmäßig gemeinsame Kontrollen durchgeführt und „Gelbe Karten“ verteilt. Ein weiterer Versuch wurde 2018 vom Rems-Murr-Kreis im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Aufbringen von „Rüttelstreifen“ unternommen. An bekannten Hotspots sollen Lärmhinweisschilder mit tierischen Motiven oder z.B. am Ortseingang Großerlach ein Appellbanner, für das Thema sensibilisieren. Leider erbrachten all diese Bemühungen bei der offenbar bis dato uneinsichtigen Minderheit der Motorradcommunity, welche öffentliche Straßen als Rennstrecke missbraucht, nicht den gewünschten Erfolg.

Quelle: Rems-Murr-Kreis