Pressemitteilung

Ostalbkreis: Verabschiedung von Landrat Klaus Pavel

​Heute Abend (9. September) wurde Landrat Klaus Pavel nach 24 Jahren Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Regierungspräsident Wolfgang Reimer bedankte sich bei Klaus Pavel für seinen Einsatz für den Landkreis Ostalbkreis und für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Gerne stellen wir Pressevertreterinnen und Pressevertretern Auszüge aus der Rede des Regierungspräsidenten zur Verfügung – es gilt das gesprochene Wort:

Es ist für mich weit mehr als eine angenehme Pflicht, es ist eine Ehre als Regierungspräsident Sie, sehr geehrter Herr Landrat heute verabschieden zu dürfen. Der Regierungsbezirk Stuttgart verliert mit Ihnen einen seiner engagiertesten und weitsichtigsten Landräte. Mit Weitblick und klugem Sachverstand haben Sie sich mit Ihren Argumenten nicht nur Gehör, sondern auch Achtung und Wertschätzung verschafft. Es war mir immer eine Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, das möchte ich heute ausdrücklich betonen.

„Fortes fortuna adiuvat – Das Glück ist mit den Mutigen“ – In etwa so fühlte es sich vielleicht für Sie an, als Sie am 18. Juni 1996 per Losentscheid zum Landrat gewählt worden sind. Oder anders gesagt: „Glück empfinden kann demnach nur der, der sich der Veränderung stellt.“ Sie haben sich nach 12 Jahren als Bürgermeister berufen gefühlt, die Entwicklung eines Landkreises aktiv zu gestalten, sich den Veränderungen zu stellen, Herausforderungen anzunehmen und Maßnahmen für das Wohl des Landkreises umzusetzen. Sie wollten ein Gestalter auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit den Unternehmen und den kommunal- und landespolitischen Verantwortlichen sogleich sein – und das waren Sie. Mit viel Herzblut und Durchsetzungskraft, mit persönlicher Note und Gestaltungswillen an quasi sieben Tage die Woche über 24 Jahre ist Ihr Wirken auf der Ostalb unübersehbar.

Landrat des ländlichen Raums
Vor 24 Jahren haben Sie ein schweres Erbe angetreten. Damals herrschte im Ostalbkreis eine hohe Arbeitslosigkeit. Viele Firmen wurden geschlossen oder standen kurz vor, die damalige Jugend kehrte dem Kreis den Rücken. Der ländliche Raum war nicht angesagt bei den jungen Menschen. Diese suchten Ausbildung und Einkommen in Städten fern der Heimat und kehrten oft nur noch für kurze Heimatbesuche zurück. Sie haben früh erkannt, dass diese Entwicklung geändert werden muss. Sie haben sofort das Heft in die Hand genommen, um Konzepte und Anreize zu schaffen.

Ihre Devise war „Die Ausgangsposition für den ländlichen Raum durchaus positiv nutzen“. Sie wussten, ein wichtiges Kapital für eine erfolgreiche Zukunft spielt dabei die Bildung. Das Land Baden-Württemberg kann keine Landflucht aufhalten. Wir können nicht junge Mediziner, die es mit großem Aufwand ausbildet zwingen, Landarzt statt Stammzellenforscher zu werden. Aber wir können Programme entwickeln, dass junge Menschen sich für ein Leben in der ländlichen Region entscheiden. Niemand kann einem Unternehmen vorschreiben, dort zu investieren oder sich neu anzusiedeln. Aber Land und Kommunen können Anreize schaffen und die Infrastruktur herstellen.

In Ihrer Amtszeit flossen 92 Millionen Euro Fördergelder von Seiten des Landes, um die Krankenhäuser an den Standorten Aalen, Ellwangen und Mutlangen zu modernisieren beziehungsweise zukunftweisende Neu- und Umbauten zu realisieren. Sie haben während Ihrer Amtszeit die Scheinwerfer intensiv auf die Beruflichen Schulen gerichtet. Eine sehr gute Entscheidung, denn nach wie vor gehen die Hälfte der Jugendlichen nach der Schule in einen Ausbildungsberuf. Ihr Lebensweg hängt weniger von einer Abiturnote, als von der Qualität der beruflichen Ausbildung ab. Sie haben Bildungszentren für die Zukunft geschaffen. So wurden knapp 60 Millionen Euro (2003 – 2019) in die Beruflichen Schulen investiert, rund die Hälfte davon konnte das Land als Zuschuss beisteuern.
Realisiert werden konnten dadurch Neubauten, Erweiterungsbauten, Sanierungen und Investitionen in die Ausstattung der Schulen, die auf diese Weise hochmodern ausgestattet sind und somit auch unter den aktuell schwierigen Bedingungen Unterricht in jeder Form ermöglichen.

Sie förderten innovative Ideen wie die „Lernfabriken Industrie 4.0“ genauso wie das traditionelle Handwerk. Auch der Aufbau des Regionalen Übergangsmanagements Schule-Beruf unter Einbindung der allgemeinbildenden Schulen geht auf Sie zurück und sucht landesweit seinesgleichen. Die Quelle und Förderung der Beruflichen Bildung ist die beste Wirtschaftsförderung. Es ist die Grundlage zur Fachkräftesicherung und die Existenzgrundlage für florierende Unternehmen im ländlichen Raum. Eine gute berufliche Bildung ist schließlich eine „Da-Bleibe-Fürsorge“ für den ländlichen Raum! Sie haben durch Ihre Schaffenskraft überaus attraktive Arbeits- und Lebensräume geschaffen. Hierfür gilt Ihnen mein Dank – und sicher der Dank vieler Menschen, die davon profitiert haben.

Auch wenn der Ostalbkreis einer der Hauptantragsteller beim Ausgleichstock war und viele Gemeinden im struktur-benachteiligten Raum angesiedelt sind, die Auswahl und Entscheidung verlief immer auf Grundlage des Bedarfs der Kommune. Sie leisteten bei den Entscheidungsabwägungen sehr konstruktive Beiträge, argumentierten lösungsorientiert und somit kamen wir immer zu einer gerechten Mittelverteilung.

Der Mobilitäts-Landrat
In Ihrer Amtszeit begleiteten und förderten sie unzählige Infrastrukturprojekte. So werden Sie sich nicht darüber wundern, wenn ich jetzt sage, dass in Ihrer Amtszeit als Landrat bis heute über 200 Straßenbaumaßnahmen auf Bundes- und Landesstraßen umgesetzt beziehungsweise begonnen wurden. Dazu haben Sie mit einem hohen Engagement und der tatkräftigen Unterstützung Ihres Fachbereichs Straßenbauvorhaben effektiv mit auf den Weg gebracht und uns bedeutend unterstützt. Dies betrifft nicht nur Erhaltungsmaßnahmen von Landes- und Bundesmaßnahmen, sondern auch die Übernahme von Planungsleistungen wie bei der B 29. So ist es eine absolute Rarität, dass ein Landkreis die Neuplanung einer Bundesstraße auf einer Streckenlänge von 16 Kilometern übernimmt. Mit dieser Maßnahme, der B 29 zwischen Röttingen – Nördlingen, werden die Gemeinden erheblich vom Verkehr entlastet und Engstellen beseitigt.

Natürlich stehen Sie auch für die Verkehrswende. Bis zuletzt legten Sie auch den Grundstein für den Mobilitätspakt „Aalen-Oberkochen-Heidenheim“. Gemeinsames Ziel ist dabei eine nachhaltige, vielfältige und leistungsfähige Mobilität und eine Mobilität für alle in der Region.

Der Naturlandrat
Sie standen neben der Stärkung der Wirtschaft auch für Ökologie und Umwelt. Naturschutz braucht Verbündete. Als einer der ersten Landkreise in Württemberg hatte der Ostalbkreis im Jahre 2000 auf Betreiben von Ihnen, lieber Herr Pavel, einen Landschaftserhaltungsverband gegründet, der bis heute sehr erfolgreich die Interessen des Naturschutzes mit denen der Landwirtschaft bündelt.

Das Land hat durch das kürzlich im Landtag beschlossene Gesetz zur Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes zum Schutz der Biodiversität in Baden-Württemberg wichtige und zukunftsweisende Weichenstellungen vorgenommen. Dies ist sehr wichtig. Ebenso wie die Kommunikation und der Austausch zwischen Naturschutz und Landwirtschaft, um Konflikte zu vermeiden und Lösungen für beide Seiten zu finden.

Schlusswort
Sie haben vor 24 Jahren das Steuerrad übernommen. Mit diesem Steuerrad haben Sie das Schiff Landratsamt auf Pavelschen-Kurs gebracht. Sie haben große Wellen gemeistert, Klippen umschifft, Blitz und Donner überstanden und sind nun in ruhigen Gewässern angekommen.

Zum Abschluss Ihrer Verwaltungskariere darf ich Ihnen eine Auszeichnung, die der Ministerpräsident höchstpersönlich unterschrieben hat, überreichen und darf Sie bitten, hierfür nach vorne zu kommen. Als Anerkennung für eine 50-jährige Tätigkeit beim Land Baden-Württemberg darf ich Ihnen die Ehrenurkunde zum 50. Jährigen Dienstjubiläum überreichen. Das schaffen Führungspersönlichkeiten im Lande nun nicht all so häufig. Daher freut es mich besonders, Ihnen diese Urkunde überreichen zu dürfen.

Lieber Herr Landrat, lieber Klaus, herzlichen Dank für das engagierte und leidenschaftliche Wirken hier auf der Ostalb. Abschließend möchte ich Dir für deinen neuen Lebensabschnitt – auch im Namen aller Beschäftigten des Regierungspräsidiums Stuttgart – von Herzen alles Gute wünschen und bei deinen künftigen Aufgaben viel Erfolg und Freude, Kreativität und Tatkraft. Auch für den privaten Bereich wünsche ich Dir, Deiner Frau und der ganzen Familie von Herzen alles Gute und vor allem Gesundheit.