Pressemitteilung

Rettungsgrabung in der Stadt Gengenbach abgeschlossen (Ortenaukreis)

Landesamt für Denkmalpflege dokumentiert mittelalterliche Besiedlungsspuren

Kachelfragment aus dem 15. Jahrhundert

Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart hat eine seit dem 7. Juni 2022 durchgeführte archäologische Rettungsgrabung auf dem Areal des abgebrochenen Ortenau-Klinikums an der Leutkirchstraße 32 in Gengenbach am 25. November abgeschlossen. Die archäologischen Untersuchungen waren notwendig geworden, da das Gebiet innerhalb des ausgewiesenen Kulturdenkmals „Vorstädtische Siedlung Gengenbach“ liegt und neu bebaut werden soll. Trotz der teilweise tiefen Unterkellerung kamen in den ungestörten Bereichen auf einer Fläche von rund 3.500 Quadratmetern Siedlungs- und Handwerksspuren des 12. bis 16. Jahrhunderts zutage.

Mehrere Keller von mittelalterlichen Gebäuden, einer davon aus Stein gebaut, belegen eine mittelalterliche Siedlung, die noch vor der Stadtgründung Gengenbachs 1230 südlich der St. Martinskirche bestand. Diese wurde im Spätmittelalter zunehmend aufgegeben, als die Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb der Stadtmauern neue Häuser errichteten. Die Bruchstücke von Keramik und Glas aus der Kellerverfüllung belegen, dass die Häuser im frühen 16. Jahrhundert aufgegeben wurden.

Bemerkenswert sind insbesondere die nachgewiesenen Handwerksspuren: An der Landstraße wurde im Spätmittelalter eine Töpferei betrieben, ferner wiesen die Archäologinnen und Archäologen Kalkmischgruben nach. Die Menschen hatten offenbar bewusst feuergefährliche Gewerbebetriebe außerhalb der dicht besiedelten Stadt angelegt.

Die neu ausgegrabenen Strukturen ergänzen die 2013 auf dem benachbarten Grundstück dokumentierten Siedlungsstrukturen. In Gengenbach bietet sich somit ein differenziertes Bild des mittelalterlichen Lebens vor den Stadtmauern.

Abbildung 1 bis Abbildung 3: Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/e&b excav