Pressemitteilung

Staatssekretär Dr. Andre Baumann MdL und Regierungspräsidentin Susanne Bay stellen den ersten baden-württembergischen Bibertour-Rucksack bei gemeinsamen Termin am Beutwangsee in Nürtingen-Neckarhausen vor (Landkreis Esslingen)

Was isst der Biber? Wo lebt er? Wie können Konflikte zwischen Mensch und Biber gelöst werden? Unser Bibertour-Rucksack liefert Einblicke in die Welt des Bibers. Regierungspräsidentin Bay und Umweltstaatssekretär Baumann testeten den neuen Rucksack.

Bild zeigt Regierungspräsidentin Susanne Bay mit den Ökomobilisten an einem Tisch, im Hintergrund ein See und viele Menschen
Bild zeigt Regierungspräsidentin Susanne Bay, im Hintergrund ein See, vier Kinder und eine Frau sitzen auf Bänken vor einem Tisch
Bild zeigt Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann, im Hintergrund ein See und 5 Kinder, die auf Bänken vor einem Tisch sitzen
Bild zeigt den Referent für Naturschutz Lars Lochhaas vom RPS, zwei Frauen halten ein großes Plakat mit einem Biber, im Hintergrund ein See

Seit einigen Jahren erobert der Biber auch in Baden-Württemberg seinen Lebensraum zurück. Der Dammbaumeister und Burgenbauer stößt nicht überall auf Gegenliebe. Mal werden Ackerflächen unter Wasser gesetzt, mal stört der Biberdamm. Dennoch: Biber gehören zu unserer Natur. Neben dem reinen Konfliktmanagement ist es wichtig, in der Bevölkerung und insbesondere der jungen Generation um Verständnis für den Biber zu werben, Wissen über diese faszinierenden Tiere zu vermitteln und sie als wichtige Gestalter naturnaher, artenreicher Wasserlebensräume kennenzulernen. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat aus diesem Grund mit Unterstützung und Förderung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg einen einzigartigen Rucksack für alle Landratsämter sowie Regierungspräsidien im Land Baden-Württemberg entwickelt.

Zur Einweihung des Bibertour-Rucksacks und zum ersten Testlauf trafen heute (25. Mai 2022) Regierungspräsidentin Susanne Bay, Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann MdL sowie Oberbürgermeister Dr. Johannes Fridrich und die erste Landesbeamtin des Landkreises Esslingen Dr. Marion Leuze-Mohr am Beutwangsee zusammen. Mit dabei waren auch eine dritte Klasse der Grundschule Raidwangen und der ehrenamtliche Biberberater Harald Brandstetter sowie die Ökomobilistinnen und Ökomobilisten des Regierungspräsidiums Stuttgart.

Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann MdL sagte im Rahmen der Vorstellung des Bibertour-Rucksacks: „Der Biber kann wie wir Menschen seinen Lebensraum großflächig gestalten und seinen Bedürfnissen anpassen. Er ist eine sogenannte Schalterart. In den meisten Gewässern ist das problemlos möglich. In manchen Gewässern gilt es, Konflikte zwischen Mensch und Biber zu verringern oder zu lösen. Klar ist: Gewässerbaumeister Biber erhöht die Artenvielfalt in seinem Reich. Mit dem Bibertour-Rucksack möchten wir den ehrenamtlichen Biberberaterinnen und Biberberatern sowie den Ökomobilistinnen und Ökomobilisten des Landes ein mobiles außerschulisches Unterrichtsmodul zur Verfügung stellen, mit dem wir ihren Einsatz im Bibermanagement effektiv unterstützen und landesweite Standards setzen.“

Regierungspräsidentin Susanne Bay erklärte: „Mit dem Rucksack können Kinder spielerisch in die Welt des Bibers eintauchen. Er bietet Einblicke in die Biologie des Bibers und informiert über das Zusammenleben von Mensch und Biber, das manchmal auch von Konflikten geprägt ist. Es ist uns zum einen ein wichtiges Anliegen, die Akzeptanz und Sensibilisierung für den Biber zu steigern und zum anderen Menschen zu informieren und zu unterstützen, die von Biberschäden betroffen sind. Hier wird unser Bibermanagement aktiv.“

Herzstück des Rucksacks ist ein Bibertour-Guide, der mit seiner Geschichte und Spielanleitungen als roter Faden durch eine Bibertour führt. Geschulte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erhalten damit eine praxiserprobte Arbeitshilfe an die Hand. Mit Hilfe der Materialien aus dem Rucksack können sie umfassend und spielerisch über die Lebensweise des Bibers als Baumeister informieren und Möglichkeiten aufzeigen, wie Mensch und Tier als Nachbarn am Lebensraum Gewässer zusammenleben können. Dabei sind viele Informationen und Materialien wie beispielsweise die Präparate eines Biberfells, einer Kiefernhälfte, ein Schädelreplikat, Abdrücke der Vorder– und Hinterpfote oder ein Bisamfell, die die Besonderheit der Tierart erlebbar und greifbar machen. Weitere wesentliche Bestandteile des Bibertour-Rucksacks sind Anschauungsmaterialien sowie Materialien für Spiele wie beispielsweise ein Plüschbiber, Biberkostüme, Schweißerbrillen und Tierfiguren.

Ziel des Bibertour-Rucksacks ist es, speziell bei der heranwachsenden Generation eine nachhaltige Akzeptanz für den Biber zu schaffen. Da es in der Natur von Kindern liegt, mit ihrer unvoreingenommenen Neugier Wissen aufzunehmen, richtet sich dieses Angebot insbesondere an sie, um mit ihren neuen Kenntnissen und Erfahrungen ihr direktes Umfeld von den Vorteilen des Bibers im Sinne des Naturschutzes zu überzeugen.

Spannungsfeld zwischen Biber und Mensch
Der Biber bietet nämlich auch Konfliktpotenzial, mit dem er Kommunen sowie Landnutzerinnen und Landnutzer regelmäßig vor Herausforderungen stellt. Seine Dämme können etwa zur Überschwemmung angrenzender landwirtschaftlicher Flächen führen. Ebenso gräbt unterirdische Röhren in den Ufern, die Mensch und Maschine zum Einsturz bringen oder Kläranlagen beeinträchtigen können. Gleichzeitig bietet er großes Potenzial für den Umweltschutz: Mit der Umgestaltung seiner Umgebung bringt er Flüsse und Bäche wieder in einen naturnahen, strukturreichen Zustand. Damit schafft er nicht nur sich selbst, sondern auch vielen weiteren Arten einen wertvollen Lebensraum. Bei der Konfliktbewältigung hilft das landesweite Bibermanagement. Der nun eingeführte Bibertour-Rucksack ist Teil davon.

Hintergrundinformationen:
Das landesweite Bibermanagement zielt auf die Beratung und Vermeidung von Konflikten und Schäden ab. Kosten für Präventivmaßnahmen, wie Drahthosen zum Schutz von Einzelbäumen oder Material zur Sicherung von Ufern und Dämmen, können vom Land übernommen werden. Auch die Nutzungsextensivierung von Flächen in Gewässernähe kann zum Teil über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert werden. So findet sich für die meisten Konflikte eine passende Lösung.

Zur Beratung steht ein landesweites Netzwerk von Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern bereit. Neben den unteren Naturschutzbehörden der Stadt- und Landkreise stehen drei Biberbeauftragte allein im Regierungspräsidium Stuttgart mit Rat und Tat zur Stelle. Zusätzlich unterstützen derzeit 137 ehrenamtliche Biberberaterinnen und -berater vor Ort bei der Konfliktberatung. Ihr Kontakt wird über die unteren Naturschutzbehörden der Stadt- und Landkreise vermittelt. Sie sind vielfältig im Einsatz – von der Hilfestellung beim Anbringen von Baumschutzdraht, bis hin zur Exkursion ins Biberrevier. In diesem Bereich möchte man nun auch mit dem heute eingeweihten Bibertour-Rucksack, insbesondere den Ehrenamtlichen ein umfangreiches Werkzeug an die Hand geben, um damit – besser ausgestattet als je zuvor – im Bereich der Umweltbildung aktiv werden zu können.

Faltblatt "Bibermanagement im Regierungsbezirk Stuttgart" (pdf, 1 MB)

Bild 1: Regierungspräsidentin Susanne Bay bei der Einweihung des Bibertour-Rucksacks (jpg, 680 KB)
Bild 2: Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann MdL bei der Einweihung des Bibertour-Rucksacks (jpg, 550 KB)
Bild 3: Referent für Naturschutz Lars Lochhaas vom Regierungspräsidium Stuttgart stellt den Bibertour-Rucksack vor (jpg, 663 KB)
Bild 4: Die Ökomobilisten des Regierungspräsidiums Stuttgart bieten Einblicke in den Welt des Bibers (jpg, 431 KB)

Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart

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