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Spatenstich für Radschnellwegbrücke über die Panzerstraße in Böblingen - Radschnellweg RS1 in Böblingen

Spatestich mit Verkehrsminister Hermann und Regierungspräsidentin Bay

Der RS1 zwischen Stuttgart und Böblingen/Sindelfingen wurde 2019 als erster Radschnellweg in Baden-Württemberg für den Fahrradverkehr eingeweiht. Seither sind auf dem Teilstück im Wald über eine Million Fahrten gezählt worden. Nun steht die nächste landesweite Premiere an: Die Strecke wird mit der ersten Radschnellwegbrücke über eine vielbefahrene Straße weitergeführt. Bisher gibt es im Bereich der Kreuzung „Römerstraße/Waldburgstraße/K1057“ als vorübergehende Notlösung lediglich eine Querungshilfe. Damals wie heute war der Verkehrsminister Winfried Hermann zu Gast, der beim Spatenstich für die Brücke am Donnerstag (26.10.) zum Spaten griff: „Radschnellwege stehen für ein sicheres, zügiges und komfortables Pendeln auf dem Fahrrad. Wir können aber nicht warten, bis überall die optimale Lösung komplett geplant ist, sondern müssen in die schnelle Umsetzung kommen. Daher war es auch richtig die Strecke durch den Wald sofort umzusetzen, auch wenn wir hier vorübergehend mit einem Provisorium leben mussten. Über eine Million Radfahrten seither zeigen mir, dass das die richtige Entscheidung war. Die sichere Überführung ist jetzt noch wichtiger.“

Entsprechend den Qualitätsstandards für Radschnellverbindungen in Baden-Württemberg werden außerorts ab einem Verkehrsaufkommen von über 10.000 Fahrzeugen pro Tag Unterführungen oder Brücken für den Fahrradverkehr empfohlen. Die neue Brücke führt über die Kreisstraße 1057; hier liegt der aktuelle Wert bei rund 20.000 Fahrzeugen täglich.

Die Kreisstraße 1057, bekannt als Panzerstraße, gehört zu den meistbefahrenen Kreisstraßen im ganzen Landkreis. Der Verkehr wird in Zukunft noch spürbar zunehmen, wenn die amerikanischen Streitkräfte den geplanten Supermarkt für alle Standorte in der Region auf ihrem Kasernengelände entlang der Panzerstraße in Betrieb nehmen. Für Landrat Roland Bernhard war daher klar: „Wo ist eine Radschnellwegbrücke dringender von Nöten, als an dieser Stelle?! Im dichten Berufsverkehr tut sich für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer kaum eine Lücke in der Blechkolonne auf, um die Straße zu überqueren. Mit diesem neuen Brückenbauwerk setzen wir einen Meilenstein, der verkehrlich, technisch und ästhetisch ein Gewinn sein wird und damit eine lohnende Investition zur Förderung einer umweltfreundlichen Mobilität ist.“

Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 20 Radschnellwege zu verwirklichen und unterstützt daher deren Planung und Bau mit großem finanziellem Engagement. So auch in Böblingen, wie Regierungspräsidentin Susanne Bay unterstrich: „Radschnellverbindungen sind ein wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung und Stauvermeidung. Für die Landkreise und Kommunen ist der Aufbau eines lückenlosen Netzes mit hohen Kosten verbunden. Mit der Förderung von Radschnellwegen investieren wir in eine nachhaltige, umwelt- und klimafreundliche Mobilität. Für den Brückenneubau übernimmt das Land daher rund 3,8 Millionen Euro an Baukosten und der Bund weitere 767.250 Euro.“ Die gesamten Baukosten belaufen sich auf rund 5,8 Mio. Euro. Der Landrat freute und bedankte sich für die großzügige Unterstützung von Bund und Land, denn der Landkreis trägt als Bauherr somit lediglich Kosten von rund einer Million Euro.

Die Kosten behält der Landkreis dennoch genau im Auge. 2022 hatte der Kreistag die Vergabe der Bauarbeiten im ersten Anlauf zurückgezogen wegen überhöhter Angebote bei den Stahlpreisen. Das damals günstigste Angebot lag bei mehr als sieben Millionen Euro. Im zweiten Anlauf im März dieses Jahres wurde dann der Zuschlag erteilt an die Arbeitsgemeinschaft der Firmen Franz Prebeck GmbH & Co. KG aus Niederbayern und Franz Kassecker GmbH mit Sitz in der Oberpfalz.

Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz betonte, dass der Landkreis die Anliegen der Stadt berücksichtigt hat: „Ich freue mich, dass für den Radverkehr nun eine sichere Querung über die Brücke möglich gemacht wird und nur ein kleiner Eingriff in den Wald notwendig ist. Die Verbindung des Radschnellwegs wird so wieder ein Stück attraktiver. Für die innerörtliche Durchbindung hat die Stadt Böblingen durch den Umbau der Herrenberger Straße und des Elbenplatzes bereits viel erreicht. Weitere Ausbaumaßnahmen müssen wir jetzt gemeinsam angehen wie beispielsweise das Radschnellweg-Kreuz auf der Hulb oder den Radweg-Zubringer zum A81-Deckel.“

Die Planung der Radschnellwegbrücke begann im Frühjahr 2021. Aufgrund der topografischen Lage des Verkehrsknotens auf einem Hochpunkt im Gelände, musste eine Lösung gefunden werden, die mit möglichst wenigen zusätzlichen Höhenmetern und einer Steigung von max. 5 % für den Radverkehr auskommt. Zudem sollte der Eingriff in die umliegenden Waldflächen möglichst gering ausfallen. Für die Überquerung der Kreisstraße 1057 mit dem Radschnellweg ergaben sich hieraus die wesentlichen Randbedingungen und damit verschiedene Möglichkeiten für die Grundrissverläufe. Als beste Lösung hat sich ein geschwungener Verlauf der Brücke herausgestellt, da sich die topographische Situation der in Nordrichtung abfallenden Kreisstraße durch Verschiebung der Überquerung in Gefällerichtung dieser Straße optimal nutzen lässt. Zusammengefasst ergeben sich kürzere Rampenlängen, geringere Höhenunterschiede und ein wesentlich interessanterer Grundrissverlauf gegenüber den untersuchten alternativen Varianten.

Der Verkehrsraum auf der Brücke wird mit einer Breite von fünf Metern hergestellt. Die Bauwerkslänge mit Zufahrtsrampen beläuft sich auf rund 200 Meter. In den Handlauf der Brücke wird eine sensorgesteuerte LED-Beleuchtung integriert. Es ist eine Mischnutzung durch Rad- und Fußgängerverkehr vorgesehen, da zu den Pendlertageszeiten bisher kein regelmäßiger Fußverkehr festgestellt wurde und zukünftig auch nicht zu erwarten ist. Des Weiteren berücksichtigt die Planung auch Belange von mobilitätseingeschränkten Personen. Die Wegführung mit 5 % Steigung nimmt die Umgebungssteigung auf. Das Brückenbauwerk ist mit Radabweisern, Handläufen und einer Absturzsicherung für den Radverkehr ausgestattet.

Die Stahl-Brückenkonstruktion wird vollintegral, das heißt ohne wartungsanfällige Brückenlager und Übergangskonstruktionen, ausgeführt. Damit kann ein robustes und nachhaltiges Bauwerk mit moderaten Folgekosten umgesetzt werden.

Mit den Vorarbeiten zum Brückenbau startete das beauftragte Unternehmen bereits im April. Mit den ersten vorbereitenden Arbeiten vor Ort wurde im September 2023 begonnen. Ziel ist es, die Brücke bis September 2024 fertig zu stellen und dem Verkehr zu übergeben.

Quelle: Landratsamt Böblingen

Verkehrsminister Hermann (blauer Helm) beim Spatenstich mit Regierungspräsidentin Susanne Bay, Landrat Roland Bernhard, OB Dr. Belz und den Bundestagsabgeordneten Jasmina Hostert und Tobias Bacherle und Vertretern der Baufirmen (Foto: Stadt Böblingen) (jpg, 2 MB)