Pressemitteilung

54. Weinsberger Obstbautag 2024

RPS-Abteilungspräsident Dr. Ulrich Dura: „Nach schwieriger Apfelsaison 2022/23 sind die Voraussetzungen im gegenwärtigen Apfelmarkt erheblich besser“

Apfelbaum mit roten Äpfeln

Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) lud gemeinsam mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) zum heutigen (6. Februar 2024) 54. Weinsberger Obstbautag ein.

Dr. Dieter Blankenhorn, Leiter der LVWO Weinsberg, begrüßte die Teilnehmenden: „Wir starten den 54. Weinsberger Obstbautag mit einem neuen Format, schaffen dabei eine Plattform für fachlichen Austausch und Begegnung und erhöhen die Reichweite durch die Onlineübertragung. Nach dem reinen Onlineformat der letzten drei Jahre kann der 54. Weinsberger Obstbautag hybrid realisiert werden.“ Die fachlichen Vorträge wurden in den Räumen der LVWO Weinsberg durchgeführt, zudem gab es vor Ort eine Ausstellung und Informationsstände begleitend zu den Themenbereichen Bewässerung, neue Apfelsorten, Baumschule, landwirtschaftliche Versicherungen und Pflanzenschutz.

Dr. Ulrich Dura, neuer Leiter der Abteilung „Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen“ am Regierungspräsidium Stuttgart, stellte sich dem Publikum vor und ging auf das zurückliegende Obstbaujahr ein: „Nach einer sehr schwierigen Apfelsaison 2022 mit europaweiten Übermengen und teilweise viel zu niedrigen Preisen sind die Voraussetzungen im gegenwärtigen Apfelmarkt erheblich besser. Dies ist unter anderem auf die europaweit geringere Ernte im Tafelapfelanbau zurückzuführen. Beim Streuobst fiel die Ernte 2023 aufgrund von Alternanz und ungünstigem Wetter während der Blüte sehr schwach aus.“

Auch Franz Josef Müller, Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e. V., hielt ein kurzes Grußwort: „Unsere Erzeuger stehen mit dem Rücken an der Wand unter anderem aufgrund der Herausforderungen durch steigenden Mindestlohn, steigende Energiekosten, Wetterextreme, sowie durch die jüngsten Entscheidung auf Bundesebene, die unsere Landwirtsfamilien belasten. Unsere Betriebe stehen am Markt in der Konkurrenz zu ausländisch produzierter Ware, wir sehen hier eine große Bedrohung unserer heimischen Obsterzeugung und für die Zukunft unserer Obstbaubetriebe.“

Themen und Vorträge des 54. Weinsberger Obstbautags

Der Schwerpunkt des Vormittags lag auf dem Thema Bewässerung, das von den ersten drei Referierenden aufgegriffen wurde. Benjamin Wittum vom Regierungspräsidium Stuttgart stellte das Förderprogramm „Gemeinschaftliche Bewässerungsinfrastruktur“ vor. „Als Baustein zur einzelbetrieblichen Risikovorsorge hat das Land Baden-Württemberg zur Anpassung an den Klimawandel 2021 das Förderprogramm „Gemeinschaftliche Bewässerungsinfrastruktur“ ins Leben gerufen. Mit dem Förderprogramm wird der Aufbau gemeinschaftlicher Bewässerungsinfrastruktur von der Entnahmestelle über die Speicherung bis zur Übergabestelle an das jeweils einzelbetriebliche Bewässerungsnetz unterstützt. Das Förderprogramm richtet sich insbesondere an öffentlich-rechtlich organisierte Boden- und Wasserverbände mit Sitz in Baden-Württemberg sowie Körperschaften des öffentlichen Rechts einschließlich Gemeinden und Gemeindeverbände“, so Wittum.

Elke Immik vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz in Oppenheim referierte zum Thema effiziente Wassernutzung im Obstbau. Im Zuge des Klimawandels nimmt die Notwendigkeit einer Zusatzbewässerung zu und viele Betriebe stehen vor der Herausforderung, zur Risikoabsicherung ihrer Kulturen Bewässerungsinfrastruktur zu schaffen beziehungsweise zu erweitern. Nachhaltige Konzepte der Wasserbeschaffung sind gefragt, insbesondere im Hinblick auf die sinkenden Grundwasserspiegel. Zwischenspeicherung von Winterentnahmen, gemeinschaftliches Herangehen bei der Wasserbeschaffung und eine möglichst hohe Effizienz beim Bewässerungsmanagement stehen im Fokus.

„Die Digitalisierung bietet Möglichkeiten um die Verteilung knapper Wasserressourcen möglichst effizient auszuschöpfen“, so Immik. Sie stellte Fernübertragungssysteme zum Ansteuern und Überwachen von Bewässerungsanlagen vor und zeigte, wie durch Bodenfeuchtemonitoring und Klimatische Wasserbilanzierung das Bewässerungsmanagement optimiert werden kann.

Dr. Konni Biegert vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf forscht seit 2020 an präventiven Möglichkeiten zur Verbesserung der Wasserversorgung beim Apfel sowie an der Wasserbedarfsermittlung. „Bereits in den letzten Jahren war deutlich zu sehen, wie die Niederschlagsverteilung mit langen Trocken- sowie Feuchtephasen zu Problemen geführt hat. Bodenadditive konnten die Bodenfeuchte im dreijährigen Versuch nicht erhöhen, jedoch war es möglich, mit Abdeckmaterialien im Baumstreifen mit Holzhackschnitzeln sowie Kleegrassilage positive Ergebnisse zu erzielen. Dies bedeutet eine höhere Bodenfeuchte in Trockenphasen sowie bessere Ertragsleistung und Kaliber“, berichtete Dr. Biegert.

Dr. Thomas Karl Schlegel von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG) fasste die bisherigen Anbauerfahrungen und -ergebnisse zur Kultur der Haskap-Beere am Dezernat Gartenbau der LLG zusammen: „Die in Quedlinburg gewonnen Anbauergebnisse zeigen aus unserer Sicht deutlich den hohen Anbauwert dieser „neuen“ Strauchbeeren, insbesondere für den Bio-Anbau. Im Fokus steht speziell die Erzeugung von Verarbeitungsobst, aber auch die Erzeugung hochpreisiger Tafelbeeren für den Frischmarkt ist vorstellbar, wenn es gelingt einen entsprechenden Markt zu erschließen.“

Erich Röhrenbach und Andreas Ganal von der Obstregion Bodensee e. V. stellten die nachhaltigkeitsinitiative „Fairdi“ der Obstanbauenden vom Bodensee vor. „Die zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Obstanbaus am Bodensee nach dem Prinzip „Fair zur Umwelt, Fair zum Erzeuger, Fair zur Gesellschaft“ ist der Grundgedanke und das Ziel der Initiative „Fairdi – natürlich vom Bodensee“, erklärte Ganal. „Eines der wichtigsten Handlungsfelder der Initiative ist die Testung von Apfelsorten auf Anbaueignung, denn der Obstanbau am Bodensee steht vor großen Herausforderungen. Veränderte klimatische Bedingungen sowie gesellschaftliche und politische Forderungen nach Reduktion von Pflanzenschutz erfordern neue, schorfwiderstandsfähige Apfelsorten“, ergänzte Röhrenbach.

Den Schlusspunkt setzte Manuel Geiser vom RPS mit dem Thema Pflanzenschutz. Er stellte die aktuellen Entwicklungen in der Mittelzulassung dar. Dabei merkte er an, dass abermals die großen Neuerungen ausblieben: „Wichtige Mittel fallen weg, Neuzulassungen bleiben aus. Ein wirkungsvolles Resistenzmanagement ist in vielen Indikationen kaum noch möglich und somit wird sich die Anzahl der einsetzbaren Wirkstoffe nicht nur durch wegfallende Zulassungen, sondern auch durch die wegfallende Wirkung dieser niederschlagen.“ Der Inhalt der Eilverordnung zu Glyphosat war ebenso Thema wie der aktuelle Stand bei der Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR).

Hintergrundinformationen:

Der Weinsberger Obstbautag wird bereits seit dem Jahr 1971 für Praktikerinnen und Praktiker aus dem Erwerbsobstbau durchgeführt und findet dieses Jahr zum 54. Mal statt. Die Organisation und Durchführung liegt in den Händen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO). Die LVWO ist eine Landesanstalt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Das Programm kann dem beigefügten Flyer entnommen werden.

Anlage

Programmflyer (pdf, 919 KB)