Pressemitteilung

71. Württembergische Weinbautagung 2024

Abteilungspräsident Dr. Ulrich Dura: „Die Weinbranche blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück: Der ausgesprochen schöne September versöhnte dabei, zumindest was den Jahrgang angeht, für so manche große Herausforderung im vergangenen Jahr“

Grüne Weintrauben im Weinberg

Minister Peter Hauk MdL: „Trotz großer Herausforderungen aufgrund des Klimawandels haben die Weingärtnerinnen und Weingärtner durch Fachkenntnisse und Einsatzbereitschaft auch 2023 beeindruckende Weine hervorgebracht. Nachhaltige Praktiken und Förderung innovativer Technologien unterstreichen das Bestreben, die Qualität unserer Weine zu sichern und gleichzeitig Umwelt- und Klima zu schützen“

Bereits zum 71. Mal fand heute (7. Februar 2024) die vom Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg gemeinsam veranstaltete Württembergische Weinbautagung statt.

Dr. Dieter Blankenhorn, Leiter der LVWO Weinsberg begrüßte die Teilnehmenden: „Wir starten die 71. Württembergischen Weinbautagung mit einem neuen Format und schaffen dabei eine Plattform für fachlichen Austausch und Begegnung und erhöhen die Reichweite durch die Onlineübertragung“.

Nach dem reinen Onlineformat der letzten Jahre fand die 71. Württembergische Weinbautagung in einem neuen Format hybrid statt. Die fachlichen Vorträge wurden in den Räumen der LVWO Weinsberg präsentiert und diskutiert, zudem gab es eine Ausstellung und Informationsstände begleitend zu den referierten Themen.

Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz erklärte in seiner Ansprache: „Die Transformation in der Landwirtschaft fordert unsere Weinbauern besonders heraus. Zudem bestimmen die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend den Betriebserfolg. Diese sowie wiederkehrende oder anhaltende Herausforderungen in der Produktion, wie beispielsweise der Echte Mehltau (Oidium) sowie der Wandel in der Weinwelt, können nur gemeinsam meistern. Und zwar mit Engagement für den Erhalt unserer Weinbaukultur aber auch neuen und innovativen Ideen für die Zukunft der Branche. Der Landesregierung ist es ein großes Anliegen, die Weingärtnerinnen und Weingärtner im Land zu unterstützen und fördert sie mit verschiedenen Maßnahmen. Hierzu gehört zum Beispiel, dass wir im Förderprogramm Handarbeitsweinbau die Fördersätze anheben. Wir wollen Bürokratie ab- und das Online-Angebot, wie das elektronische Weinbegleitdokument, ausbauen. Das allein wird nicht ausreichen. Daher steht das Land auch an der Seite der Winzerinnen und Winzer, wenn es darum geht, Anpassungsprozesse auf dem Weinmarkt zu begleiten. Denn es geht um Perspektiven für unsere Winzer und die Zukunft des Weinbaus in Baden-Württemberg.“

Dr. Ulrich Dura, neuer Leiter der Abteilung „Landwirtschaft, Ländlicher Raum, Veterinär- und Lebensmittelwesen“ am Regierungspräsidium Stuttgart, stellte sich dem Publikum vor und ging anschließend auf das zurückliegende Weinbaujahr ein: „Hohe Temperaturen, Hagel, Fäulnis und zum Abschluss eine Turbolese – das Anbaujahr 2023 stellte die Winzer wieder vor große Herausforderungen. Je nach Rebsortenspiegel und Niederschlagsverteilung ist die Weinernte dementsprechend regional auch sehr unterschiedlich ausgefallen. Die größte Herausforderung des Jahres war aber das Einbringen von gesundem Lesegut. Vielerorts mussten die Weinberge in mühevoller Handarbeit stark vorselektiert werden, um entsprechend gute Qualitäten zu sichern. Zu den Gewinnern des Jahrgangs zählten in Württemberg neben dem Riesling auch internationale Rotweinsorten sowie die neuen pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Die Hauptlese dauerte gute drei Wochen, brachte etwas weniger Ertrag als noch im Frühjahr angedacht und endete mit tollen Qualitäten im Glas.“

Themen und Vorträge der 71. Württembergischen Weinbautagung

Nach dem Grußwort von Minister Peter Hauk und der Begrüßung von Abteilungspräsident Dr. Ulrich Dura leitete Dr. Dieter Blankenhorn, Direktor der LVWO Weinsberg, zu den Fachvorträgen über. Denn nicht nur weinbauliche und klimatische Fragestellungen beschäftigen die Weingärtnerinnen und Weingärtner: Durch die massive Kostensteigerung bei den Produktionsmitteln im Weinberg und Keller sowie eine wahrnehmbare Kaufzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher, hat sich die wirtschaftliche Situation der Weinbaubetriebe und ihrer Vermarktungsorganisationen im vergangenen Jahr spürbar zugespitzt.

Dr. Jürgen Oberhofer, Leiter der Gruppe Weinbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, berichtete über aktuelle Preisentwicklungen im Weinbau und mögliche Perspektiven im Bereich der Traubenerzeugung.

Die Beratungsorganisation Bischoff und Hager mit Sitz in Freiburg, stellte an einigen ausgewählten Beispielen mögliche Diversifizierungsvarianten für Weinbaubetriebe vor und erläuterte deren Umsetzung von der Idee bis zur Fertigstellung.

Charakteristisch für die Landwirtschaft im Südwesten ist neben dem klassischen Familienbetrieb der traditionell hohe Anteil an Nebenerwerbsbetrieben. Sie tragen in hohem Maße zum Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft und dem wirtschaftlichen Erfolg des Tourismus bei. Christian Kaiser, Geschäftsführer der Lembergerland Kellerei Rosswag, stellte aus Sicht der Praxis dar, wie mittels „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ eine mögliche Zukunftsperspektive für die wertvollen württembergischen Steillagen geschaffen werden kann.

Zum Abschluss des Vormittagsprogramms gewährte Kornelia Lehr vom Jakobshof in Markelsheim Einblicke in die dessen Betriebsphilosophie und machte Mut für den Blick in die Zukunft und das Gestalten und die Weiterentwicklung der Weinbaubetriebe in Württemberg.  

Da die Württembergische Weinbautagung als Fortbildungsveranstaltung für den Sachkundenachweis anerkannt ist, war der Nachmittag mit Themen rund um den Pflanzenschutz vorbehalten. So berichtete Karl Bleyer von der LVWO Weinsberg über Aktuelles aus dem Rebschutz. Hierbei wurden insbesondere das Thema Mehltau in der Praxis, die aktuelle Zulassungssituation im Bereich Herbizide aber auch die politischen Rahmenbedingungen im Pflanzenschutz angesprochen.

Im Hinblick auf die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln im Weinbau stellten die beiden letzten Referenten der Weinbautagung, Marius Papp und Johannes Wolf, weitere Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschutzes im Weinbau vor.

Marius Papp vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg, erläuterte unter dem Titel „Hohe Wirksamkeit und Umweltschutz – geht das?“ die Möglichkeiten und Grenzen der Applikationstechnik, insbesondere mit Blick auf die klimatischen Auswirkungen.

Im Hinblick auf die gewünschte langfristige Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Weinbau stellte Johannes Wolf von der LVWO Weinsberg die Versuche der LVWO zur Beikrautregulierung vor.

Hintergrundinformationen:

Die Württembergische Weinbautagung findet bereits zum 71. Mal statt. Die Organisation und Durchführung liegt in den Händen des Regierungspräsidiums Stuttgart und der LVWO. Die LVWO ist eine Landesanstalt des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Das Programm kann dem beigefügten Flyer entnommen werden.

Die Vorträge der Referierenden können Sie auf Anfrage erhalten. Kontaktieren Sie dafür gerne die Pressestelle per E-Mail an Pressestelle@rps.bwl.de.

Anlagen:
Flyer (pdf, 1 MB)